Haunted (German Edition)
noch in ihrer Einfahrt, aber er bezweifelte, dass weder Spencer noch Barb mit ihm sprechen würde. Harlan Owens roter Jeep war in seiner Einfahrt geparkt, und sein Pick-up stand auf der Straße vor dem Haus, also war er definitiv zu Hause. Julian kannte Harlan nicht gut, aber gut genug, um mit ihm zu sprechen, und nachdem er seinen Van in seiner eigenen Einfahrt abgestellt hatte, lief er die Straße hinunter zu Harlans Haus.
» Gehen Sie weg!«, war die Antwort, die er erhielt, als er an Harlans Tür klopfte, und die Worte wurden mit solcher Kraft und Wut ausgesprochen, dass Julian nicht einmal versuchte, zu diskutieren. Er verließ die Veranda seines Nachbarn und ging zu seinem eigenen Haus zurück, während er ungläubig die Straße hinunter auf die Reihe identischer Verkaufsschilder in jedem Vorgarten blickte.
Vielleicht hatte Claire recht, dachte er. Vielleicht sollten sie jetzt hier weg. Fortgehen und nicht zurückschauen.
Aber Randolph Wilson von RE/MAX hatte ihnen das gerade erschwert. Wer wollte ein Haus in einer Straße kaufen, in der jedes Haus zum Verkauf stand? Sie könnten nicht annähernd die Summe zurückbekommen, die sie in das Haus gesteckt hatten. Falls sie es überhaupt verkaufen konnten.
Julian schloss die Tür auf und ging nach drinnen. In seiner Abwesenheit war die Post gekommen, und er bückte sich, um die Umschläge vom Boden aufzuheben, wo sie hingefallen waren, nachdem sie durch den Schlitz gekommen waren. Er schaute auf die Absender, um zu sehen, ob es sich bei einem von ihnen um Schecks anstatt um Rechnungen handelte, dann lief er ins Wohnzimmer, um sie auf den Couchtisch zur Post von gestern zu werfen.
Jemand war hier gewesen. Irgendjemand hatte eine Nachricht auf die Rückseite eines Umschlags geschrieben, der am Fernseher lehnte, und mit klopfendem Herzen ging er hinüber, nahm ihn in die Hand und las:
Ich werde Megans Kopf abschneiden und damit meinen Kaminsims dekorieren.
Ich werde James mit Stroh ausstopfen und ihn als eine Vogelscheuche im Garten benutzen. Ich werde Claire vergewaltigen, bis es ihr gefällt. Und dich werde ich umbringen, wenn ich fertig bin.
Am Ende der Nachricht hatte jemand eine Unterschrift hingeschmiert, auch wenn sie nicht zu entziffern war und er nicht einmal sagen konnte, mit welchem Buchstaben sie anfing. War das die Unterschrift von John Lynch? Sein Bauchgefühl sagte Ja, was bedeutete, das er offensichtlich falsch gelegen hatte: John Lynchs Geist war nicht an die Garage gebunden, wo er sich umgebracht hatte.
Oder hatte er sich doch nicht umgebracht?
Trotz der unglaublichen Brutalität von Lynchs Tod hatte Julian von Anfang an angenommen, dass seine ganzen Wunden selbstverschuldet waren, eine Meinung, der die Polizei zuzustimmen schien. Es war schwer zu glauben, dass sich irgendjemand so ins Gesicht stechen konnte, wie er es getan hatte, und sich danach das Messer in die eigene Kehle rammte. Aber es hatte keinen Beweis gegeben, dass irgendjemand sonst involviert oder sogar anwesend gewesen war, und wie einer der Polizeibeamten Julian gesagt hatte, würde ein Mann, der sich dazu entschloss, Selbstmord zu begehen, zu Unglaublichem greifen, um sein Ziel zu erreichen.
Die Polizei hatte jedoch nach menschlichen Angreifern gesucht, und Julian fragte sich, ob der Mörder von John Lynch menschlich gewesen war.
Er sollte jetzt hier weg, jetzt sofort, er sollte zu Randolph Wilsons Büro hetzen – oder sogar zu Gillette Skousen – und dieses Haus augenblicklich zum Verkauf anbieten.
Aber das tat er nicht.
Von oben aus seinem Arbeitszimmer kam Musik, eine Schallplatte, die er erkannte, aber seit langer Zeit nicht mehr gespielt hatte. The Smiths. Er bekam ein Stück des Songtextes mit: » … such a heavenly way to die … «
Wieder wusste er, dass er gehen sollte. Aber er blieb, wo er war, flüchtete nicht aus dem Haus, ging nicht nach oben, um die mysteriöse Musik zu untersuchen, sondern … wartete einfach.
Und dann ging die Musik aus und alles wurde wieder normal. Julian blieb eine Weile stehen, aber als er nichts sah, nichts hörte, nichts fühlte, fing er an, jedes Zimmer nach irgendetwas abzusuchen, was vielleicht fehlen könnte. Er begann oben, aber sein Arbeitszimmer war sauber, ebenso die Zimmer der Kinder und das Bad. Die Smiths-Schallplatte war herausgezogen worden und lag auf dem Plattenspieler, das orangene Albumcover mit dem Straßenkind mit dem unheimlichen Augen starrte ihn vom Fußboden an, wo es hingeworfen worden war, aber sonst
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