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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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schien, als wären sie nur ungefähr zehn Minuten da oben gewesen, als James’ Dad rief: »Jungs!« Sie gingen schnell an das kleine Fenster, das den Garten überblickte und sahen, wie beide Väter auf der hinteren Terrasse standen und warteten, dass sie aus der Garage kamen.
    »Wir brauchen Spionspiegel«, sagte Robbie. »Damit wir hinausschauen, aber niemand hereinblicken kann.«
    »Ja«, stimmte ihm James zu. »Wir kommen!«, rief er zu seinem Dad hinunter, und die beiden kletterten die Leiter nach unten und verließen das Gebäude.
    Als Robbie gegangen war, schnappte sich James ein paar Kartoffelchips aus der Küche – dabei versuchte er nicht auf die geschlossene Kellertür zu schauen – und nahm sie mit ins Wohnzimmer, um sie vor dem Fernseher zu essen. Aber es liefen keine guten Filme, nur Baby-Cartoons, und ihm wurde bald langweilig. Er stellte die Pringles-Dose wieder in die Küche, ging nach oben und dachte, er würde etwas Computer oder DS spielen. Seine Mom war immer noch bei der Arbeit, und sein Dad wieder in seinem Arbeitszimmer, aber Megan saß auf dem Boden ihres Zimmers und, als er vorbeilief, fragte sie laut genug, damit ihr Dad sie hören konnte: »Willst du ein Spiel spielen?«
    Das war seltsam.
    Es war nicht gänzlich unbekannt – sie spielten früher sogar oft Brettspiele während des Sommers, als sie jünger waren, bevor Megan sich in so eine Zicke verwandelt hatte –, aber es war ungewöhnlich, und er dachte, dass sie versuchte, ihrem Dad zu zeigen, wie langweilig ihr war, damit er einverstanden wäre, sie irgendwohin gehen zu lassen, oder dass sie mit einer ihrer Freundinnen etwas unternehmen dürfte. Jedoch fraß der Teufel in der Not Fliegen, und James spielte gerne Brettspiele, also stimmte er zu und betrat ihr Zimmer. Sie zog irgendetwas aus einem Regal, dann setzte sie sich auf den Teppich und zeigte ihm, was sie in den Händen hielt.
    Alte Jungfer.
    Nervös blickte er auf die abgenutzte rote Schachtel. Alte Jungfer mochte er noch nie. Es war nicht das Spiel, das machte irgendwie Spaß; es war die alte Jungfer selbst, die Art, wie sie in diesem besonderen Kartenspiel abgebildet war. Alle anderen Charaktere waren lustige Karikaturen von comic-haften Jungen und Mädchen. Aber die alte Jungfer war alt , und der Ausdruck in ihrem faltigen Gesicht war voller kaum unterdrückter Wut: in ihren kleinen Augen eine glatte Härte, der Mund eine dünne, zornige Linie. Seit er klein war, fürchtete er sich vor diesem Gesicht, und obwohl er sich sagen wollte, dass er jetzt keine Angst mehr davor hatte, wusste er, dass es nicht stimmte.
    Sie war auf dem Deckel der Schachtel, und es gruselte ihn sogar, als er ihre Augen sah, die zwischen Megans Fingern hindurchspitzten.
    Er setzte sich auf den Boden, als seine Schwester die Karten herausholte, sie mischte und sie dann austeilte. Er saß ihr direkt gegenüber, und bevor er seinen Stapel durchsah, beobachtete er sie, wie sie ihre Karten sortierte. Megan konnte ihre Emotionen nicht gut verbergen, und er wusste, er könnte erkennen, ob sie die alte Jungfer hatte oder nicht. Als er sie lächeln sah, nachdem sie die Karten in ihrer Hand aufgefächert hatte, wusste er, dass sie sie nicht hatte.
    Sondern er.
    Er schaute auf die flachen blauen Kartenrückseiten am Boden vor ihm und wollte sie nicht aufheben, er wünschte sich, er wäre in sein eigenes Zimmer weitergelaufen, wo er jetzt glücklich Star Wars auf seiner DS oder LEGO Harry Potter spielen könnte. Aber er fasste nach unten, sammelte die Karten vom Boden auf und drehte ihre Gesichter in seine Richtung, damit Megan sie nicht sehen konnte.
    Da war sie.
    Zwischen dem Hungrigen Henry und dem Schläfrigen Sam war das faltige Antlitz der alten Jungfer. Er konnte nur die linke Seite ihres Gesichts sehen, aber das war genug. Von seinem Zwilling getrennt hatte ihr linkes Auge sogar eine grauenhaftere Form, und das flache Stück des faltigen Mundes, das sichtbar war, schien nicht bloß wütend, sondern vielmehr bösartig. Er verschob den Schläfrigen Sam so, dass der dösende Junge die alte Jungfer verdeckte, dann sortierte er seine restlichen Karten und suchte nach Paaren. Er fand zwei Pärchen und legte sie ab, dann hielt er die übrig geblieben Karten vor sich hin, fächerte sie in der rechten Hand auf und forderte Megan auf, eine zu ziehen.
    Leider zog sie nicht die alte Jungfer. Tatsächlich zog sie nie die alte Jungfer, und am Ende eines überraschend kurzen Spiels hielt James schließlich noch die

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