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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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konnte er nicht erkennen, wie sie es sein könnte, aber jede Alternative war zu angsteinflößend, um sie nur in Betracht zu ziehen.
    Er wollte ihr die Karte immer noch ins Gesicht werfen, aber stattdessen zerriss er sie, trug sie ins Badezimmer und spülte die Einzelteile die Toilette hinunter; um sicherzugehen, dass alle hinuntergespült wurden, schaute er dabei zu. Als er herauskam, sah er trotz der geschlossenen Zimmertüre seiner Schwester, dass bei ihr Licht war, und er wollte hineingehen und sie konfrontieren, er wollte wissen, wie die Karte auf seinem Kopfkissen gelandet war.
    Aber am Ende ging er wieder in sein Zimmer zurück, ohne irgendetwas zu sagen.
    Denn er hatte Angst, dass sie es nicht wusste.

Acht
    Am Samstagmorgen beschloss Claire auszuschlafen. Es war eine lange Woche gewesen, und sie war letzte Nacht lange aufgeblieben und hatte einen alten Audrey-Hepburn-Film gesehen, nachdem Julian ins Bett gegangen war. Sabrina . Solche Filme wurden nicht mehr gedreht. Solche Stars wurden nicht mehr geschaffen. Das waren Altweiber-Gedanken, und sie fragte sich träge, ob sie in der falschen Epoche geboren worden wäre, ob ihr Geschmack in Bezug auf Popkultur eher dem Mainstream entsprochen hätte, wenn sie vierzig Jahre früher geboren wäre.
    Aus der Küche war Lärm zu hören, die übertriebenen Geräusche genervter Kinder, die gezwungen wurden, sich ihr eigenes Frühstück zuzubereiten, und Claire lächelte, schloss die Augen und schlief prompt wieder ein.
    Als sie schließlich endgültig aufwachte, war der Lärm verschwunden und somit offensichtlich ihre Familie. Das Haus war ruhig und fühlte sich leer an, und als sie rief, antwortete ihr niemand. Sie drückte die Bettdecken weg, stand auf und nahm ihren Morgenmantel von der Stuhllehne neben dem Bett. Sie hatte diesen Stuhl in einem Antiquitätenladen in Pasadena mit dem Geld gekauft, das ihre Eltern ihr zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag geschickt hatten, und sie ertappte sich bei der Frage, ob dieser Antiquitätenladen noch existierte. Früher in Kalifornien war sie an einem freien Samstag wie diesem mit ihren Freundinnen oft auf Antiquitätenfang gegangen, nicht speziell um etwas zu kaufen, sondern zum Schauen, zum Schaufensterbummeln, und das war etwas, was sie wirklich vermisste. Obwohl sie zugeben musste, dass der Umzug zurück nach New Mexiko das Klügste war, was sie jemals getan hatten. Besonders nach …
    Sie wollte nicht einmal darüber nachdenken.
    Als sie aus dem Fenster auf eine Armee aufgebauschter Wolken starrte, die sich über den endlos blauen Himmel erstreckten, stellte sie fest, wie sehr sie von diesem Ort abhängig war – vom Land, vom Himmel, von der Stadt –, um bodenständig und ausgeglichen zu bleiben. Sie fühlte sich hier zu Hause, und wenn das bedeutete, dass sie dafür auf einige der niveauvolleren Vergnügungen der Großstadt verzichten müsste … na ja, dann war das ein kleiner Preis, den man dafür zahlen musste.
    Obwohl sie nicht sicher war, ob Julian auch so dachte. Oh, er behauptete, dass es ihm hier gefiel, und er beschwerte sich nie wirklich und er verbrachte viel Zeit mit den Kindern, was ihn scheinbar glücklich machte. Aber selbst nach all den Jahren schien er einfach nicht hierher zu passen. Ihre Familie sah ihn als jemanden an, der hier nur vorrübergehend lebte, der das Leben in Jardine ertrug , bis er die Möglichkeit hatte, wieder nach Los Angeles zu ziehen, und obwohl sie noch nie richtig darüber gesprochen hatten, dachte Claire, dass er sich auch so sah.
    Sie ging hinaus in die Küche. Entsprechend der Notiz, die Julian hinterließ, hatte er die Kinder zum Minigolfspielen mitgenommen. Die beiden hatten sich beim Sommerleseprogramm der Bibliothek Freikarten verdient und ihn seit Wochen gebeten, mit ihnen dorthin zu gehen. Claire war froh, Zeit für sich zu haben – es gab viel Hausarbeit, die sie nachholen musste –, und sie schenkte sich etwas Orangensaft ein, machte sich einen Toast und nahm ihr Frühstück mit nach draußen, um es an dem Picknicktisch im Garten einzunehmen. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, die Wolken zogen am Himmel vorbei. Es war schön, nicht dem Lärm des Fernsehers oder dem Gezanke der Kinder oder Julians Kommentaren über irgendeinen Zeitungsartikel, den er gerade las, zuhören zu müssen.
    Sie aß langsam, gemächlich, dann brachte sie ihren Teller und ihr Glas nach drinnen. Wie gewöhnlich hatten alle ihre Schüsseln und Tassen in die Spüle gestapelt. Sie dachte

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