Haunted (German Edition)
daran, sie in den Geschirrspüler zu räumen, aber es kam ihr wie eine Verschwendung vor, ihn für eine so kleine Ladung einzuschalten, und sie wollte sie nicht in der Maschine lassen, bis sie eine ausreichend große Menge hatte, also tat sie, was sie normalerweise tat, und spülte das Geschirr mit der Hand.
Als sie Spülmittel ins Spülbecken spritzte, fragte sie sich, ob Julian gestern Bohnenmus gekauft hätte, als er einkaufen gegangen war. Sie hatte vor, Tacos zum Mittagessen zu machen, und wenn er keines gekauft hatte, müsste sie ihn anrufen und ihm sagen, auf seinem Heimweg ein paar Dosen mitzubringen. Sie machte eine Pause, um im Schrank nachzusehen, sah, dass sie für das Abendessen gerüstet waren, und fing augenblicklich an, die Mahlzeiten für den Rest der Woche zu planen. Vor einigen Tagen hatte sie in den Spätnachrichten einen Bericht gesehen, in dem es darum ging, dass heutzutage mehr Männer beim Kochen mithalfen, dass sich mehr Paare die Pflichten im Haushalt teilten, und sie fragte sich, auf welchem Planeten man diese Umfrage durchgeführt hätte, weil es mit Sicherheit nicht auf ihren Mann oder irgendeinen anderen, den sie kannte, zutraf. Auch wenn Julian den ganzen Tag zu Hause war, machte er nie einen Finger krumm, ihr im Haus zu helfen, außer sie brüllte ihn an.
Als Claire wieder zum Spülbecken zurückkehrte, stellte sie das Wasser ab, nahm einen Schwamm in die Hand und fing an, das Geschirr abzuwaschen. Sie starrte aus dem Fenster in einen leeren Garten. Da draußen war niemand, aber es fühlte sich an, als beobachtete sie jemand, und unfreiwillig warf sie einen Blick auf die Tür, die in den Keller führte.
Sie mochte den Keller nicht.
Sie wusste, wie irrational das war, aber das machte es nicht weniger wahr. Seit dem ersten Tag, als sie in dieses Haus gezogen waren, hatte sie den Keller gruselig gefunden. Das meiste war wahrscheinlich kulturelle Akkumulation: diese ganzen Horrorfilme über Monster, die in Kellern hausten, diese ganzen Nachrichten über alte Damen, die ihre Mieter umbrachten und die Leichen im Keller vergruben, oder diese geistesgestörten Männer, die ihre eigenen Töchter schwängerten und sie jahrelang angekettet unter ihren Häusern hielten. Aber irgendetwas schien mit diesem Raum nicht zu stimmen. Als Anwältin beschäftigte sie sich normalerweise mit Fakten. Und sie war von Natur aus keine gefühlsduselige Person. Aber der Keller vermittelte ihr eine Stimmung , ein Gefühl, dass der Raum in der Vergangenheit für widerliche Zwecke verwendet worden war.
Sie hatte zu Julian kein Wort darüber verloren, er hätte sie ausgelacht, oder zu den Kindern, die verängstigt gewesen wären, aber sie hatte kurz nach ihrem Einzug darüber nachgedacht, mit der Maklerin zu sprechen, um herauszufinden, ob in diesem Raum irgendetwas Bedauerliches vorgefallen war. Am Ende hatte sie sich jedoch nicht die Mühe gemacht. Es wäre zu peinlich gewesen. Was hätte sie außerdem gemacht, wenn im Keller tatsächlich irgendetwas Seltsames passiert wäre? Bei Julian darauf gepocht, das Haus sofort zu verkaufen? Zu versuchen, die Maklerin oder die Verkäufer wegen Mangels an vollständiger Offenlegung zu verklagen? Sie hätte keine Grundlage.
Ohne Zweifel handelte es sich hier um einen Fall von wilder Fantasie.
Sie spülte eine Tasse ab und schaute wieder auf die geschlossene Kellertür.
Anfang der Woche hatte sie sogar einen Traum vom Keller gehabt, wahrscheinlich nur ein Stress-Traum in Verbindung mit der Arbeit und dem ungewöhnlich schwierigen Fall der Seaver-Scheidung, den sie bearbeitete, aber ebenso nervenaufreibend. In dem Traum – eigentlich Albtraum – hatte man den Keller nicht als Abstellraum, sondern als Speisekammer benutzt. Dort hatten sie ihre Nahrungsmittel aufbewahrt, und sie ging nach unten, um eine Packung Spaghetti zu holen, als die Tür hinter ihr zuknallte. Vor Schreck fiel sie fast die Treppe hinunter. »Hey!«, rief sie, aber es kam keine Antwort. Plötzlich hatte sie Angst und wäre beinahe umgedreht, aber sie war fast unten, und trat stattdessen schnell auf den Kellerboden, mit der Absicht, sich die Spaghetti zu schnappen und schleunigst wieder nach oben zu gehen.
Das Licht ging aus.
Sie schrie erschrocken auf, stolperte und fiel fast hin.
Im Keller bewegte sich irgendetwas. Sie fühlte es ebenso sehr, wie sie es hörte. Ein Rutschen, ein Rascheln. Sie wollte gerade nach Hilfe rufen, als sie in der Dunkelheit vor ihr etwas leuchten sah. Zähne. Ein
Weitere Kostenlose Bücher