Hauptsache, es knallt!
sammelt seinen Ausweis auf, der ihm aus der Tasche gefallen ist, und steckt ihn unauffällig in ihre Handtasche. Beruhigend zu sehen. Was die Bank von England für Geld ist, ist Henriettes Handtasche für Ausweise von schusseligen Trauzeugen. Kaum haben sich die drei zu uns gesellt, trifft auch Svea ein, die zweite Trauzeugin. Dunkelgrünes Kleid mit asymmetrischem Dekolletee, dazu helle Pumps. Wunderbar, was für eine Ruhe ihre Kleidfarbe ausstrahlt. Leider ist das das Einzige, was an Svea ruhig ist. Schon unter normalen Umständen hat sie dauernd Hummeln in der Buxe. Deswegen versteht sie sich wahrscheinlich auch so gut mit Janina. Janina die ruhige Eiche, ihr wisst schon, und Svea der Kolibrischwarm in ihren Zweigen. Und heute hat die Eiche Hochzeit, und der Kolibrischwarm ist natürlich in Aufruhr, dass man fast in Deckung gehen muss.
»Oh Gott, ich bin so aufgeregt! Ich habe kaum mein Auto in die Parklücke bekommen! Wie sehe ich aus? Und ist sonst alles in Ordnung? Sagt schon!«
»Du siehst großartig aus, Svea! Und mach dir keine Sorgen, alles im Lot.«
Schade, dass ich kein tragbares Lot-o-Meter habe, das ich ihr zum Beweis vor die Nase halten kann. Sie zittert ja richtig.
»Die Ringe habe ich hier. Aber das Ersatzbrautkleid ist im Auto. Mamma mia, hoffentlich wird es nicht gestohlen, während wir im Standesamt sind. Ich darf gar nicht daran denken! Ich habe doch immer noch den alten Audi, bei dem das eine Türschloss kaputt ist. Soll ich es doch lieber in den Kofferraum tun? Aber dann zerknittert es. Ich …«
Patrick umarmt sie sanft. Eine gute Maßnahme.
»Immer mit der Ruhe, Svea«, sagt Henriette. »Das Kleid haben wir doch nur für den Fall organisiert, dass irgendwas ganz Außergewöhnliches mit Janina passieren sollte. Aber das allein ist schon recht unwahrscheinlich. Und dass Janina in den Teich fällt und das Ersatzkleid aus dem Auto gestohlen wird … Um so viel Pech bei einer einzigen Hochzeit zu haben, müsste man schon Dornröschen heißen, meinst du nicht?«
»Bei meinem Admiral ist schon seit Jahren das Türschloss kaputt. Und überhaupt, wer stiehlt schon Brautkleider?«
»Okay, okay. Ich muss mal runterkommen.«
Svea schließt die Augen und schnauft durch. Es beruhigt sie, in unserer Mitte herumzustehen. Sehr gut. Leider währt die Ruhe nicht lange.
»Da kommen Janinas Eltern!«
Stimmt. Es gibt in ganz Salzminden nur einen roten 1994er Golf mit aufgemalten blauen, gelben und orangen Blumen. Praktisch. Brauchten sie sich nicht extra den für Hochzeiten obligatorischen Riesenstrauß auf die Motorhaube pappen. Nur ganz dezent zwei blaue Schleifen an den Außenspiegeln. Haben sie wirklich charmant gemacht, finde ich. Trotzdem gut, dass Janina in einem anderen Auto hierhergefahren wird. Wenn man allein bedenkt, wie viele Trommeln und Fackeln und sonstiges Zeug, das sie von der Schlammhochzeit ihrer Eltern in unguter Erinnerung hat, im Lauf der Jahre schon in diesem Blumengolf herumtransportiert wurden. Und ich glaube, Janinas Eltern nehmen es ihr auch nicht übel, dass sie an diesem wichtigen Tag lieber von Anfang an in das offizielle Brautauto steigt, das Markus’ Vater klargemacht hat.
Und wenn man vom Teufel spricht, genau in diesem Moment kommt dieser Wagen auch schon um die Kurve geschossen. Alle Achtung. Ein weißer Porsche Panamera. Dieses Riesenschiff mit vier Türen, in das die ganzen anderen Porsche-Rennsemmeln mindestens dreimal reinpassen würden. Eigentlich das peinlichste Angeberauto, das man sich vorstellen kann, aber heute lassen wir mal fünfe gerade sein.
Ein gewagtes Tempo für ein Brautauto legt Markus’ Vater da vor. Der Blumenstrauß auf der Motorhaube macht einiges durch. Wir sehen das Brautpaar kurz aus dem Fenster winken, dann sind sie auch schon in Richtung Parkplatzeinfahrt vorbeigezischt. Markus’ Vater will uns mit den sportlichen Eigenschaften des Wagens vertraut machen. Auf den letzten Metern überholt er das Blumenmobil von Janinas Eltern, beschleunigt noch mal auf Reisegeschwindigkeit und legt dann auf dem für das Brautpaar ausgewiesenen Parkplatz ganz vorne eine Vollbremsung hin.
Die Fahrertür fliegt auf, und der Bräutigamvater strahlt in die Menge. Scheint fast so, als ob er enttäuscht ist, dass er keinen Applaus bekommt. Im nächsten Moment entsinnt er sich aber seiner Aufgaben und öffnet den anderen Insassen die Türen. Markus und Janina krabbeln heraus. Zum ersten Mal sehen wir sie in voller Hochzeitsmontur nebeneinander. Was
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