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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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dass er mir seine Nummer geben soll, und dann mache ich dem Kerl Feuer unter seinem Kunstfotografenhintern.
    Wir lassen unsere Blicke schweifen und gucken zwischendrin immer wieder auf unsere Ausdrucke der geheimen kommentierten Gästeliste, die Henriette gestern ein letztes Mal auf den neuesten Stand gebracht hat. Besonders nützliches Feature: Neben jedem Namen ist ein kleines Foto.
    »Wer ist denn das dunkelgrüne Kleid mit der beigen Cashmere-Jacke und dem blauen Hut, dort an der Treppe, Patrick?«
    Patrick braucht nur wenige Augenblicke.
    »Markus’ Großtante Almut, würde ich annehmen.«
    »Mal sehen. Ah, hier. Ja, du hast recht.«
    Wir studieren die Gastdaten.
    Almut Mitscherlich (Markus’ Großtante)
    Risikoklasse:3
    Potentielle Zerstörungskraft: 2
    Waffen:Schlägt im Extremfall mit Handtasche zu
    Auslösende Faktoren:Alkohol, religiöse Themen
    Gegenmittel: Ehemann (s. Großonkel Hans)
    Anmerkungen:Mag Janina nicht
    »Wohl eher ein kleiner Fisch.«
    »Denke ich auch, Tim.«
    »Aber schau mal da vorne, der Schnauzbart im Trachtenanzug mit kölschem Akzent. Der hat es in sich.«
    »Lass sehen.«
    Diethart Füllkrug (Inhaber von Auto Füllkrug, Köln.
    Geschäftsfreund von Markus’ Vater)
    Risikoklasse:6
    Potentielle Zerstörungskraft: 7
    Waffen:Witze
    Auslösende Faktoren:Witze von anderen, heitere Stimmung
    Gegenmittel:Keine
    Anmerkungen:Lacht so laut wie ein Kampfjet
    »Genau so sieht er auch aus, Patrick. Mist.«
    »Ja, dieser Bauch birgt gewaltigen Resonanzraum.«
    »Und warum zur Hölle trägt er einen Trachtenanzug?«
    »Er liebt Bayern und macht da immer Urlaub. Und den Trachtenanzug trägt er heute, weil er ihn fröhlicher findet als einen normalen Festtagsanzug, wurde mir berichtet.«
    »Um Himmels willen. Wir müssen aufpassen, dass er weit weg vom Brautpaar sitzt. Und am besten, wir pflanzen zwei Trauerklöße neben ihn.«
    »Bin nicht sicher. Trauerklöße sind manchmal … Oh Gott!«
    Wir starren beide gebannt auf einen alten Mann im Elektrorollstuhl, der sich mit ca. 50 km/h der Menschenversammlung nähert. Er umkurvt mit quietschenden Reifen die ersten Pulks und legt schließlich eine Punktbremsung wenige Zentimeter vor den Knien eines anderen alten Mannes hin. Den scheint das Ganze aber nicht weiter zu überraschen. Die beiden begrüßen sich mit großem Schultergeklopfe.
    »Okay, das ist dann wohl eindeutig der da.«
    Ich deute wieder auf die Liste.
    Erich Kowalski, Rufname »Turbo-Erich«
    (Janinas Großvater)
    Risikoklasse:3
    Potentielle Zerstörungskraft: 5
    Waffen:Schneller elektrischer Rollstuhl
    Auslösende Faktoren:Keine, immer gefährlich
    Gegenmittel: Batterie verschwinden lassen
    Anmerkungen:Eigentlich ganz nett
    »Nur Risikoklasse drei? Erstaunlich, wenn man sein Tempo eben bedenkt.«
    »Er hat sein ganzes Leben lang nur leistungsschwache VWs gefahren. Erst mit dem Rollstuhl hat er den Rennsport für sich entdeckt. Aber er soll recht sicher am Steuer sein.«
    »Lass es uns hoffen. Und ihn vom Alkohol fernhalten.«
    »Hallo, die Herren! Oh, ich bin schon so aufgeregt!«
    Jil.
    Sie trägt ein schulterfreies gelbes Kleid mit Trägerdingens um ihren Hals. Wow! Und ihren großen Mund ziert hellroter Lippenstift, der ihn noch schöner macht. Also, wenn sie mir einfach so auf der Straße begegnen würde … Aber das gehört jetzt nicht hierher. Wir sind im Einsatz. Ich räuspere mich.
    »Hallo, Jil.«
    »Hey, Tim.«
    »Herzlich willkommen auf Janinas Traumhochzeit! Du siehst großartig aus, Jil. Jedes Sonnenblumenfeld würde sich sofort vor dir verneigen.«
    »Ooh, danke Patrick!«
    Jetzt ist aber gut. Konzentriert euch gefälligst auf unseren Job. Nur weil bis jetzt alles glattgelaufen ist, heißt das noch lange nicht … Hey! Da haben wir es ja schon. Erste Krise! Was bitte erlaubt sich der Typ da hinten eigentlich? Der hat sie wohl nicht mehr alle! Ich stupse Patrick und Jil an und deute mit dem Kinn in die Richtung des Untäters. Ihre Gesichter sagen beide ebenfalls, dass da etwas getan werden muss. Und zwar sofort.
    »Bleibt hier, ich regle das.«
    Ganz ruhig. Die erste Krise, nichts weiter. Das Brautpaar ist noch nicht da. Die Eltern auch nicht. Alles im grünen Bereich. Das ist jetzt sozusagen zum Warm­werden. Einfach das Problem lösen. Ganz diskret, ohne Aufregung. Gefühle ausschalten, sachlich bleiben. Nur kein Eklat. Konzentration. Unauffällig von der Seite ­nähern. Geschafft. Und jetzt mit einer Stimme wie ein Sicherheitsmann aus einem britischen

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