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Hauptsache, es knallt!

Hauptsache, es knallt!

Titel: Hauptsache, es knallt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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der »Oh Gott, der Pfarrer hasst uns!«-Phase. Als er seinen Sohn sieht, lässt er den kriminellen Leasingvertrag schnell in seinem Jackett verschwinden.
    »Ha, Junge! Na dann … wollen wir mal, was?«
    »Alles in Ordnung, Papa?«
    »Sicher, sicher. Musste nur noch mal … kurz für mich sein.«
    Die beiden gehen los. Markus’ Mutter wartet ungeduldig neben dem Eingang und hakt ihren Mann unter. Was ich bewundernswert finde: Herr Mitscherlich hat seine Gesichtsfarbe fast so gut unter Kontrolle wie ein Chamäleon. Gestohlener Wagen und ein missgünstig gestimmter Pfarrer. Zwei Hammerschläge des Schicksals, aber er bewahrt immer noch Haltung. Nur wenn man genau hinschaut, kann man ein leichtes Schwanken in seinem Gang erkennen.
    Ich bin nun tatsächlich in der Nachzüglergruppe gelandet. Macht aber nichts. Die anderen vier aus meinem Team sind längst drin, schauen dort nach dem Rechten und halten mir einen Platz frei. Nicht ganz unwichtig, denn es wird voll. Die Walchenauer Kirche mag ein Schmuckstück der deutschen Spätromanik sein, aber ein Raumwunder ist sie nicht. Und eins muss man Markus’ Tante Almut (Risikoklasse 3) lassen: Sie hat einen Extra-Stapel Gesangbücher aus ihrer Kirchengemeinde mitgebracht, weil sie vorhergesehen hat, dass die Walchenauer Gesangbuchvorräte nie und nimmer für uns reichen werden. So geht es gerade noch auf.
    Und jetzt sehe ich auch, dass es gut war, in der Nachzüglergruppe zu verharren. Während sich drinnen alles in bester Harmonie zusammenfindet, bahnt sich hier draußen das nächste Revolverheldendrama an. Und wie. Das Timing ist so perfekt, dass ich dem Schicksal in den Hintern treten möchte, aber hilft ja nichts. Sven Wiesenhöfer, der gerade noch um die Ecke eine geraucht hat, kommt von der einen Seite auf den Eingang zu und zupft sich seine Ärmel zurecht. Und Maik Proschitzki, der eben auf den letzten Drücker mit seinem getunten Gebraucht-BMW auf den Parkplatz schlitterte, kommt von der anderen Seite und zupft sich seinen Kragen zurecht. Beide sind hochkonzentriert bei der Sache. Sie werden genau vor dem Eingang ineinanderlaufen und … Ich muss das verhindern. Sie sollen sich erst in der Kirche sehen. Dann kann nichts mehr passieren. Weder ein Wiesenhöfer noch ein Proschitzki prügelt sich in einer Kirche, oder?
    Ich hechte Maik Proschitzki in den Weg.
    »Entschuldigung, darf ich?«
    »Hä?«
    »Schon weg. Nur ein kleiner Fussel. Heute wollen wir doch alle perfekt sein, hehe. Ach sieh mal an, bist du nicht der Maik Proschitzki? Waren wir nicht zusammen im Kinderg…?«
    »Können wir nachher drüber reden? Ich will nicht zu spät kommen. Frau Mitscherlich ist eine Kundin von mir.«
    »Natürlich.«
    Ein Glück, das hat schon gereicht. Sven ist bereits im Eingang verschwunden. Auch wenn Maik jetzt noch so sehr in den Laufschritt hochschaltet, sie werden sich erst in der Kirche begegnen. Ich hole noch einmal tief Luft und gehe den beiden hinterher. Rechts vom Eingang steht Janina mit ihrem Vater. Sie warten auf das Brautlied. Beide lächeln glücklich, und Janina klatscht mir leise Applaus. Sie hat genau mitbekommen, was hier ­gerade passiert oder, besser gesagt, nicht passiert ist. Schön, wenn man auch mal Lob für seine Arbeit bekommt, denke ich und betrete, zufrieden wie noch nie an diesem Tag, den Vorraum. Sven, der Drittletzte, wartet, bis sich das Grüppchen vor ihm durch die Tür geschoben hat. Maik, der Zweitletzte, steht hinter ihm und kontrolliert sein Jackett auf weitere Fussel. Und ich, der Allerletzte, sehe, wie etwas geschieht, das ich beim besten Willen nicht vorhersehen konnte.

Nashashnishnuirgendwas
    Normalerweise müsste man sagen: »Toll! Das mit den Gesangbüchern ist fast genau aufgegangen.« Und dass die letzten drei, die den Vorraum betreten haben, bloß noch ein Gesangbuch auf dem Tischlein finden, ist nun wirklich nur ein sehr kleiner Schönheitsfehler. Normalerweise. Blöd ist halt, wenn ausgerechnet Sven Wie­senhöfer und Maik Proschitzki gleichzeitig die Hand nach dem letzten Gesangbuch ausstrecken. Ich kann es nicht verhindern. Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Ein Glück, dass wir schon in der Kirche sind, denke ich mir noch einmal.
    Sven fühlt Maiks Hand, Maik fühlt Svens Hand. Für einen kurzen Moment steht die Zeit still. Dann dreht sich Sven um. Sie schauen sich in die Augen. Vorraum , denke ich mir. Mist. Das hier ist nur der Vorraum. Wenn man im Vorraum ist, ist man dann schon richtig in der Kirche oder noch nicht? Das

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