Hauptsache, es knallt!
warst halt der Tropfen, der das Fass, du weißt schon. Dieser arme Mensch brauchte ein Ventil für seine infernalischen Massen aufgestauter Wut. Jetzt geht es ihm besser. Du hast quasi ein gutes Werk getan.«
»Nein, ich habe ihn entlarvt, Patrick. Wenn er sich von einer höflichen Frage so aus der Fassung bringen lässt, muss er der Täter sein.«
»Tim, wenn mir einer aufs Auge gehauen hätte, würde ich ihm auch zutrauen, dass er mein Haus abgefackelt hat. Sogar wenn ich gar kein Haus habe.«
»Lass mich doch in Ruhe, Jil. Nur weil es nicht in dein Bild von einer romantischen Hochzeit passt, dass ein Pfarrer ein Brautauto stehlen lässt.«
»Aber …«
Na bitte, mehr als »aber« fällt ihr nicht mehr ein.
…
Mist.
Musste das jetzt sein? Ich suche nach ihren Augen, aber sie schaut in eine andere Richtung. Und ich kann durch ihren Hinterkopf hindurch sehen, dass sie traurig schaut. Meine Fresse, wenn es um Hochzeiten geht, denken alle nur noch in rosa Bonbonschlössern. Und dabei verpassen sie manchmal das Beste. Ein Pfarrer, der sich rächt. Ist doch toll. Janina und Markus wurden von jemandem getraut, der genug Eier hat, einen Porsche zu klauen. Muss man auch mal so sehen. Heißt natürlich noch lange nicht, dass er mir …
»Im Schloss kriegst du erst mal einen kalten Lappen, Tim.«
»Der hatte aber auch eine rechte Gerade. Junge, Junge, da kann Markus’ Vater wirklich von Glück sagen, dass er nicht dran war.«
»Können wir endlich über etwas anderes reden?«
Leckt mich doch alle. So schnell finden wir zwar kein neues Thema, aber wenigstens halten sie jetzt die Klappe. Ist auch gut so. Wenn wir noch mehr Zeit damit verschwenden, einen kriminellen Pfarrer in Schutz zu nehmen, bringen wir am Ende noch den Zeitplan durcheinander. Ich gehe wortlos zu meinem Admiral und warte auf das Brautpaar, wie ein guter Chauffeur. Jil und Patrick machen sich zu Fuß auf den Weg. Die Lockenbraut und der Koloss.
Sagte ich Lockenbraut ?
»Oh je, Tim, du stehst dir schon die ganze Zeit die Beine in den Bauch, was?«
»Mache ich doch gerne, Markus. Kann es losgehen?«
»Auf jeden Fall.«
»Ab ins Schloss!«
Janina sieht jetzt ein bisschen geschafft aus, finde ich.
»Oh, was ist denn mit deinem Auge passiert, Tim?«
»Ausgerutscht. In der Kirche. Die glatten Steine. Nicht so schlimm.«
»Sicher? Das schwillt richtig an.«
»Und wird ganz blau.«
»Im Schloss kriegst du erst mal einen kalten Lappen.«
Ja, ja. Wir fahren als Letzte vom Parkplatz. Zum Glück sind Janina und Markus auf der Rückbank mit sich beschäftigt, genauer gesagt, mit leidenschaftlichem Küssen, ohne dabei Make-up und Frisuren zu zerstören. Braucht man volle Konzentration für. Bestens. Ich bin nicht in Plauderstimmung. Als wir vor dem Schloss ankommen, haben die Leute schon eine lange Prozessionsschlange auf dem Parkplatz gebildet. Sie warten darauf, dass sich das Brautpaar an die Spitze begibt und wir alle zusammen mit großem Hallo in unser Feierdomizil einziehen können. Etwas pompös ist so ein Riesengruppenmarsch ja schon, finde ich, aber okay, man heiratet ja nur einmal. Meine einzige Sorge: dass Diethart Füllkrug »Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse« anstimmt, wenn wir uns in Bewegung setzen. Sähe ihm ähnlich.
Ich entdecke die anderen aus dem Hochzeitsrettungsteam ganz vorne in der Schlange und geselle mich dazu. Perfekter Blick auf die Rückansicht von Brautpaar, Trauzeugenduo und Elternquartett. Markus’ Vater wirkt schon wieder recht stabil. Er verdient auf jeden Fall jetzt schon den Weltmeistertitel im Sich-wieder-Einkriegen. Und dann natürlich die Schlosskulisse. Phänomenal. Kein Wunder, dass Janina und Markus sich dafür entschieden haben. Ich kenne mich ja nicht so aus mit dem ganzen Baustilzeugs, aber muss ich auch nicht. Das ist einfach ein wunderschönes, ultraromantisches Schloss. Nicht zu klein, nicht zu groß, jedes Detail passt. Sogar die Regentonne, die ein paar Meter neben dem Eingang steht, weil man den wunderschönen Wasserspeier an der historischen Regenrinne nicht durch ein hässliches Regenrohr ersetzen wollte, wurde liebevoll mit antiken Schmuckelementen verziert. Muss das alles ein Geld gekostet haben.
Henriette flüstert mir von der Seite zu:
»Ich habe gehört, der Pfarrer hat dir eins aufs Auge …«
»Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.«
»Im Schloss kriegst du erst mal einen kalten L…«
»Habt ihr die Sitzordnung an der Tafel gut hingekriegt?«
»Oh ja. Wir
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