Hauptsache Hochzeit
ja! Ich versuche schon seit Ewigkeiten, dich zu erreichen!«
Ich zog schuldbewusst den Kopf ein. »Giles! Oh, tut mir leid. Ich … hatte so viel um die Ohren.« In Wirklichkeit hatte ich seine Anrufe auf meinem Handy nicht angenommen, weil ich mich außerstande fühlte, ihm zum zweiten Mal die furchtbare Botschaft überbringen zu müssen, dass aus der Hochzeit nichts wurde. Was ich nun glücklicherweise ja nicht mehr musste.
»So viel um die Ohren? Und was glaubst du wohl, was ich tue? Mir die Nägel feilen?«
Ich kicherte. »Nein, Giles. Ich weiß, dass du auch ganz viel zu tun hast.«
»Allerdings«, erwiderte er pikiert. »So sieht es nämlich aus. Jedenfalls: falls du noch Interesse an deiner Hochzeit hast, wollte ich dich jetzt mal auf den neuesten Stand bringen.«
»Aber natürlich, und wie«, sagte ich hastig. »Und ich bin dir wirklich sehr, sehr dankbar für alles.«
»Gut«, erwiderte Giles, offenbar halbwegs versöhnt. »Also, mit dem Raum ist alles klar. Sie bemalen die Wände mit dem Sonnenblumenmotiv, und die Stühle werden mit diesem entzückenden Seidendamast bezogen. Der ist ganz zauberhaft, sag ich dir. Nicht zu schnörklig, sondern genau mit dem richtigen Violettanteil drin, um… ach, egal. Vertrau mir einfach, es sieht großartig aus. Über die Blumen weißt du ja schon Bescheid – ich sage nur, dass der Zauberwald und der Sonnenuntergang absolut unglaublich sind. Wenn deine Gäste vor Glück nicht zu weinen anfangen, solltest du sie aus deinem Leben verbannen. Und jetzt mal eine Frage. Ich hab ein Beleuchterteam geheuert für den Empfang, aber was hieltest du davon, wenn man während der Trauung einen Spot auf dich und Max richten würde? Der euch dann durch die Kirche folgt und so?«
»Einen Spot? Du hast ein Beleuchterteam für die Hochzeit engagiert?«
»Ja, natürlich«, antwortete Giles gekränkt. »Meine Blumenarrangements können doch nicht durch schnöde Lichtleisten ruiniert werden, und man kann ja nicht darauf vertrauen, dass die in solchen Lokalitäten Ahnung von Lichtdramaturgie haben.«
»Und wie sieht’s mit dem Catering aus?«
»Schätzchen, das haben wir doch längst besprochen. Bitte sag mir jetzt nicht, dass du am Menü noch was ändern willst. Ich bin das mit denen schon fünfmal durchgegangen, und ich dachte, das stünde jetzt fest.«
»Ja, sicher, sicher«, sagte ich hastig, während ich fieberhaft nachdachte. »Wir haben also einen Raum, Catering und Beleuchter. Was ist mit den Einladungen?«
Am anderen Ende herrschte Schweigen. »Die Einladungen
wolltest du übernehmen. Du hast sie doch abgeschickt, oder? Du hast sie abgeschickt, nicht wahr?«
Ich biss mir auf die Lippe. Ich sah den Stapel vor mir, in Max’ Büro. Ich holte tief Luft. »Nicht so wirklich.«
»Nicht… so…« Giles verstummte. Ein sonderbares Röcheln war zu vernehmen.
»Giles? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich besorgt.
»Aaah. Nein, nein. Papiertüte. Ich brauche… eine … Papiertüte. Du … du hast die … O nein. Ach hier …« Ich hörte tiefes Atmen und ein sonderbares Rascheln – vermutlich von der Papiertüte.
»Hast du einen Panikanfall?«
»Du hast die Einladungen nicht abgeschickt?« Wieder Röcheln, Schnaufen und Rascheln am anderen Ende der Leitung.
»Nein«, sagte ich gedehnt. »Aber hör mal zu, Giles, ich glaube, das hat auch sein Gutes. Es könnte nämlich ein paar Änderungen geben.«
»Änderungen? Was für Änderungen?«
»Was würdest du davon halten, nicht nur Kreativdirektor der Hochzeit Wild-Wainwright, sondern auch des Launchs von Projekt Handtasche zu sein?«
Giles hustete. »Wie? Verzeihung, wie bitte?«
»Ich erklär’s dir später«, sagte ich. »Ich schick dir gleich mal alle Details rüber. Nein, vergiss es. Komm einfach ins Büro, und ich erzähl dir alles. Jetzt gleich, ja?«
»Okay«, sagte er argwöhnisch. »Werd ich die Papiertüte brauchen?«
»Bring sie mal lieber mit, für alle Fälle.« Ich grinste, legte auf und winkte Caroline zu mir.«Wir haben einen Raum«, verkündete ich. »Und Catering und Beleuchter. Wir müssen nur noch ein paar Einladungen verschicken,
aber das können wir auch per E-Mail machen, oder?«
»Ich schätze schon«, sagte Caroline zweifelnd. »Wie hast du das jetzt so schnell geschafft?«
»Durch Querdenken«, antwortete ich und zwinkerte ihr zu. »So, und jetzt muss ich mir Max vornehmen.«
Max blickte mich ungläubig an. »Du willst die Hochzeit absagen? Aber ich dachte, wir… ich dachte,
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