Hauptsache Hochzeit
Unterlagen von Jarvis abzuholen.«
»Na klar«, erwiderte er leichthin. »Ich hab sie hier und wollte sie grade Hilda geben.« Er warf der Rezeptionistin ein strahlendes Lächeln zu, und sie errötete auch prompt. »Und, wie geht’s dir, Jess?«
Ich starrte ihn wortlos an. Der Mann machte mir keine Angst mehr. Er war ein Widerling, aber ich hatte gesiegt. Max und ich waren die Gewinner in diesem wie auch immer gearteten Spiel, und Hugh hatte verloren. Was ich ihn auch spüren lassen wollte.
»Wie es mir geht?« Ich nahm den Aktenstapel in Empfang. »Sehr gut. Ganz hervorragend sogar. Du hast die Anzeigen sicher gesehen, die Chester geschaltet hat?«
»Ja, hab ich. Und es freut mich, dass alles gut läuft für dich. Gut gemacht. Schön für dich.«
»Du freust dich?« Ich verengte die Augen. »Du hast mich angelogen und hast versucht, mich zu erpressen.
Außerdem hast du dir alle Mühe gegeben, meine Beziehung und meine Hochzeit kaputtzumachen, und damit nicht genug – du hast auch noch mit meiner Mutter geschlafen. Aber am Ende hast du verloren, nicht wahr, Hugh? Ich bin froh, dass du es offenbar mit Fassung trägst.«
»Ich bin eben ein selbstloser Typ«, erwiderte er unbekümmert. »Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Selbstlos?« Ich starrte ihn fassungslos an. »Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass ich mit dir geschlafen hätte. Du hast um ein Haar mein Leben ruiniert.«
Er lächelte ergeben. »Jess, das war für mich so schlimm wie für dich. Ich hatte an dieser Vorstellung keine Freude.«
Mich packte die kalte Wut, aber ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen. Er legte es darauf an, dass ich die Nerven verlor, und ich würde ihm nicht auf den Leim gehen. Außerdem hatte ich soeben meine allerletzte Bestätigung bekommen. Ich hatte nicht mit diesem Typen geschlafen. »Bist du nicht rausgeflogen? Chester meinte, man hätte dich auf die Straße gesetzt.«
»Doch.« Hugh zuckte die Achseln. »Aber mir wurde hier ohnehin ziemlich langweilig.«
»Langweilig?«, fragte ich argwöhnisch.
Hugh nickte. »Ich will was Eigenes aufziehen, weißt du.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ah ja. Okay. Na dann, tschüss.«
»Warte, ich helf dir.« Er machte Anstalten, mir den Aktenstapel abzunehmen, aber ich wich ihm aus.
»Finger weg«, sagte ich scharf. »Komm mir bloß nicht mehr zu nahe.«
»Dann helfe ich dir aber wenigstens noch mit der Tür.« Er hielt mir die Tür auf, und ich ging widerstrebend hindurch. Draußen holte er Autoschlüssel heraus, und mit einem Piepen erwachte der Mercedes, der so protzig vor der Tür geparkt war, zum Leben.
»Das ist dein Auto? Ich wusste gar nicht, dass du eines hast.«
Er lächelte. »Ich hatte bislang auch keins. Ist ganz neu. Lust,’ne Runde zu drehen?«
»Wohl kaum«, entgegnete ich kalt.
»Wie du willst.« Er stieg ein. »Ach, und sag deiner Mutter schöne Grüße, wenn du sie siehst. Sag ihr danke. Für alles.«
Er schob seine Ärmel hoch, wobei eine neue Cartier-Uhr zum Vorschein kam. Ich starrte ihn verblüfft an. War er gefeuert worden, oder hatte er eine Abfindung bekommen? Was war hier los?
»Lass bloß meine Mutter aus dem Spiel«, sagte ich. »Du widerst mich an.«
Er verdrehte die Augen. »Das ist genau dein Problem, Jessica Wild. Du hast keine Fantasie, und du bist zu verkrampft. Du könntest einiges von deiner Mutter lernen, weißt du. Sehr attraktive Frau, wirklich. Toller Körper, für ihr Alter. Makellos, keine Spur von Cellulitis. Wer weiß, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, siehst du vielleicht eines Tages genauso gut aus.«
Ich wollte gerade zu einer geharnischten Erwiderung ansetzen, aber er startete bereits den Motor.
»Mach’s gut, Jess. Arbeite nicht zu viel. Ich werd’s jedenfalls nicht tun«, schrie er und fuhr so abrupt los, dass er beinahe einen Unfall verursacht hätte.
Ich starrte eine Weile auf die Straße und rang mit meinen
Gefühlen – Empörung, Ärger und Unverständnis hielten sich die Waage. Dann wandte ich mich um. Es war einerlei, merkte ich. Was spielte es schon für eine Rolle, dass er nun nicht als Häufchen Elend zu meinen Füßen gelegen hatte? Hätte ich mich dann wirklich besser gefühlt? Ich beschloss, diese Frage nicht zu beantworten, und holte tief Luft.
Hugh Barter ist dir vollkommen gleichgültig, befahl ich mir streng. Und als ich die Straße entlangging, merkte ich zu meinem Erstaunen, dass es tatsächlich so war. Er war mir wirklich gleichgültig. Hugh Barters gab es überall: Anthony war
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