Hauptsache Hochzeit
keiner?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ivana hat ihn mit einer Frau gesehen. Und sie hat ihn umarmt.«
»Ivana hat ihn umarmt?«
»Nein, diese Frau«, erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln.
»Sie hat ihn nur umarmt?«, fragte Giles gelassen. »Das hat doch rein gar nichts zu bedeuten.«
»Wenn sich eine Frau meinem Verlobten dabei an den Hals wirft, aber schon«, entgegnete ich indigniert.
»Und jetzt?«
»Er ist zu dieser Adresse gefahren. Und ich weiß nicht, warum. Deshalb …«
»Du stellst ihm nach?«, fragte Giles grinsend.
Ich lächelte wieder, diesmal schon etwas kräftiger, was sich gut anfühlte. Dann lachte ich. »Ich bin echt Brautzilla, oder? Gott, bitte sag mir, dass ich keine total durchgeknallte Paranoikerin bin, ja?«
»Ich fürchte doch«, antwortete Giles ungerührt. »Aber ich nehme mal an, dass es das gute Recht einer künftigen Braut ist, irrational und ein wenig obsessiv zu sein. Das hat was mit Revierverhalten zu tun.«
»Danke, dass du mich abgeholt hast«, sagte ich und lehnte mich zurück. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich meine …« Ich schaute zum Fenster raus. »Vielleicht sollten wir da lieber doch nicht hinfahren. Ich möchte Max nicht nachstellen oder ihm hinterherspionieren.«
»Zu spät«, sagte Giles. »Wir sind schon in der St. John’s Wood Road.«
Tatsächlich waren wir gerade in eine von Bäumen gesäumte Straße eingebogen, in der adrette weiße Häuschen sich mit großen, gesichtslosen Apartmentblocks abwechselten – solche, in denen sich abgehetzte Geschäftsleute für einen Kurzaufenthalt einmieten. Das Taxi gondelte die Straße entlang und hielt schließlich an. »Nummer zweiundvierzig«, sagte der Fahrer.
»Könnten Sie … ein Stück weiter hinten halten?«, fragte ich nervös. Mir war plötzlich äußerst unbehaglich zumute. Ich wollte unter allen Umständen vermeiden, dass Max mich entdeckte und mir womöglich auf die Schliche kam.
»Ist hier okay?« Wir hielten vor der Nummer 54. Das Haus Nummer 42 konnte ich gerade noch erkennen.
»Prima, danke«, sagte ich. Im Grunde hätte ich sagen müssen »ach, können Sie uns bitte wieder zurück nach Clerkenwell bringen? Ich habe es mir anders überlegt«. Doch aus irgendeinem Grund war ich außerstande dazu. Auch wenn ich mich furchtbar irren sollte – auf jeden Fall war ich jetzt hier, und ich wollte Bescheid wissen.
»Wartest du auf mich?«, fragte ich Giles.
»Keine Frage«, meinte er beruhigend.
Ich stieg aus und huschte hinter geparkten Autos entlang zur Nummer 42. Dieses Haus sah ebenso gepflegt aus wie die anderen in der Straße und verriet rein gar nichts über die Menschen, die darin lebten. Ich schaute mich um, dann überquerte ich die Straße und spähte in eines der vorderen Fenster, aber das Zimmer war leer. Max hielt sich offenbar in einem anderen Raum auf. Ich sah ihn plötzlich vor meinem geistigen Auge in einem Schlafzimmer, mit einer Frau, rief mich aber sofort zur Ordnung. Es war so unwahrscheinlich und absurd. So …
Irgendwo ging eine Tür auf – die Haustür des Apartmentblocks nebenan. Ich huschte zurück und duckte mich hastig hinter ein Auto.
Eine Frauenstimme sagte etwas, und ich war mir sicher, den Namen Max gehört zu haben.
Mir blieb fast das Herz stehen. Sie wohnte gar nicht in der 42. Zitternd richtete ich mich auf und spähte durch die Fenster des Wagens, hinter dem ich mich versteckte. Tatsächlich stand dort eine Frau in der offenen Tür, Max ihr gegenüber. Das Apartmenthaus hatte die Nummer 44-112. Gillie musste die falsche Nummer notiert haben. Oder Max hat dem Taxiunternehmen eine falsche Nummer gesagt, um mich abzuschütteln, dachte ich panisch. Dann hielt ich mir vor Augen, dass dieser Gedanke absurd
war. Max würde niemals ein so abgekartetes Spiel mit mir treiben. Aber vielleicht kannte ich ihn ja tatsächlich gar nicht wirklich. Ihm gegenüber stand jedenfalls eine elegant gekleidete Frau, die ihre Haare zu einem Chignon hochgesteckt hatte und ausgesprochen glamourös wirkte. Eine Kundin, sagte ich mir eisern. Es musste eine Kundin sein. Ich versuchte, mich aufzurichten, um etwas zu hören – ließ das aber ganz schnell wieder sein, denn so konnten sie mich zu leicht entdecken. Also blieb ich in meiner Deckung und beobachtete entsetzt, wie Max die Hand der Frau nahm und sie festhielt.
Die Frau schüttelte den Kopf und sagte etwas, worauf Max nickte. Dann nahm sie ihn in die Arme und umschlang ihn so fest, dass mir der Atem stockte. Und
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