Hauptsache Hochzeit
mich bei ihr unter. »Komm, wir ziehen sofort Leine.«
Wir landeten in einem Weinlokal um die Ecke, in dem ich einmal im Verlauf von Projekt Hochzeit mit Anthony einen ausgedehnten feuchtfröhlichen Lunch zu mir genommen hatte. Das schien vor einer halben Ewigkeit gewesen zu sein, obwohl es erst vor acht Monaten stattgefunden hatte.
»So«, sagte Caroline, nachdem wir die Speisekarte eingehend erörtert und uns dann schließlich tollkühn für eine ganze Flasche Wein entschieden hatten. »Was ist los?«
Ich lehnte mich in den Ledersessel zurück und seufzte. »Willst du die Wahrheit wissen?«
»Die ganze Wahrheit«, antwortete Caroline und beugte sich vor. »In allen Einzelheiten.«
»Na gut«, sagte ich und trank einen Schluck Wein. »Los geht’s.«
Und ich begann zu erzählen. Ich fing mit Grace an, die mich als Mrs. Jessica Milton hatte sehen wollen, damit sie mir ihr Vermögen vererben konnte. Bei diesem Teil der Ereignisse wollte ich es eigentlich bewenden lassen, aber Caroline konnte sehr gut zuhören, und ich wollte mir irgendwie alles von der Seele reden. Außerdem ging ich
davon aus, dass ich wohl ohnehin nicht mehr lange Carolines Vorgesetzte sein würde. Deshalb erzählte ich ihr auch gleich noch, dass Grace im Bilde darüber gewesen war, dass ich Anthony gar nicht wirklich geheiratet hatte. Und dass Anthony die Sache mit der Erbschaft und meinem dämlichen Plan irgendwann herausfand. Und dass er wahrhaftig Grace’ Sohn war, zu dem sie ein gestörtes Verhältnis hatte und in dessen Leben sie Ordnung bringen wollte, indem er mich heiraten sollte. Dann war Max an der Reihe: Ich erzählte, dass ich schon lange in ihn verliebt gewesen war und dass ich beinahe wegen Projekt Hochzeit alles vermasselt hätte – bis mir im letzten Moment klar wurde, dass ich niemanden um des Geldes willen heiraten konnte, selbst wenn dieses Geld eigentlich mir gehörte. Ich berichtete, wie Anthony aus der Kirche gestürmt war, als ich ihm sagte, dass ich ihn doch nicht heiraten könne, und dass er ursprünglich nur um meine Hand angehalten hatte, um sich gleich nach der Hochzeit scheiden zu lassen und die Hälfte meines Geldes einzuklagen. Und wie sich dann herausstellte, dass er doch etwas geerbt hatte, wenn auch nur eine Million statt vier Millionen wie ich. Worauf er mit Marcia abgehauen war und sich nie mehr hatte blicken lassen. Ich erzählte, wie ich mit dem Launch für Projekt Handtasche den Auftrag an Land gezogen hatte und dass ich so stolz gewesen war wie nie zuvor im Leben. Und zu guter Letzt erzählte ich von meiner Mutter, von Max’ heimlichen Treffen mit ihr und meiner falschen Schlussfolgerung, dem Abend mit Hugh und der Nacht, die ich in seiner Wohnung verbracht hatte, und den schwerwiegenden Folgen dieser Eskapade.
Ich muss Caroline zugute halten, dass sie mich kein
einziges Mal unterbrach, sondern lediglich manchmal »Nein!« oder »O mein Gott!« sagte, mir über die Hand strich oder sich noch ein Glas Wein eingoss. Sogar als ich zum Ende kam, saß sie nur mit offenem Mund da und blieb stumm.
»Äm, gut«, sagte ich nervös. »Du musst jetzt irgendwas sagen – egal, was.«
Caroline nickte. »Ja«, sagte sie. »Ja.« Sie blickte unter sich, als suche sie dort nach den richtigen Worten. Dann schaute sie auf. »Er weiß es nicht? Max, meine ich?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich wollte es ihm sagen. Heute, als Anthony dann hereingeplatzt ist. Vorgestern auch schon, aber da tauchte Chester plötzlich auf. Max meinte, ich sei das Einzige, an das er noch glauben könnte und der einzige Mensch, zu dem er noch Vertrauen hätte.«
»Aber du wirst es ihm doch sagen, oder?«
Mir war nie zuvor aufgefallen, wie klar und aufrichtig Carolines Blick war, und ich fühlte mich plötzlich wie Abschaum.
»Sicher.« Ich nickte matt. »Ich wollte es ihm gerade sagen, als Anthony auftauchte. Ich hasse mich, Caroline. Ich hasse mich von früh bis spät. Und jetzt meint Max ohnehin, dass wir nicht mehr heiraten sollten. Das ist wohl ein günstiger Zeitpunkt, um es hinter mich zu bringen.«
»Er liebt dich doch«, sagte Caroline. »Er wird Verständnis dafür haben. Menschen machen nun mal Fehler. Gott, ich bin ein Musterbeispiel dafür. Ich mache tagtäglich haufenweise Fehler.« Sie räusperte sich. »Ich meine, nicht bei der Arbeit. Jedenfalls nicht ständig. Und normalerweise kapiere ich nach einer Weile… schmeiß mich jetzt bitte nicht raus, ja?«
Sie sah mich besorgt an, und ich lächelte trocken. »Ich
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