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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Townley Gemma
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abhielten. Ich holte tief Luft, marschierte zum Empfangstresen und fragte nach Chester Rydall.
    »Er ist im Moment nicht hier. Haben Sie einen Termin bei ihm?« Die Rezeptionistin blickte mich abwartend an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist er … Wissen Sie, wann er wiederkommt?« Natürlich ließ man mich nicht zu ihm vor. Hatte ich etwa im Ernst geglaubt, ich könnte hier so mir nichts dir nichts reinmarschieren und ihn irgendwo aufstöbern?
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Haben Sie einen Termin bei Mr. Rydall? Darf ich fragen, bei welchem Unternehmen Sie beschäftigt sind?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Milton Advertising. Und nein, ich habe keinen Termin. Ich wollte ihn überraschen«, sagte ich matt. »Kann ich ihm vielleicht eine Nachricht hinterlassen?«
    Die Frau nickte. »Ihre Visitenkarte?«
    »Nein.« Ich runzelte die Stirn. »Keine Visitenkarte, sondern eine Nachricht. Einen Brief. Wenn Sie mir ein Blatt Papier geben, kann ich ihn schreiben.«
    Sie beäugte mich argwöhnisch. »Einen Brief?«
    »Ja, einen Brief«, erwiderte ich ungeduldig. »Können Sie bitte dafür sorgen, dass er ihn auch ganz sicher bekommt? Ich meine, dass nur er ihn bekommt, niemand anders. Versprechen Sie mir das?«
    »Ich kann ihm eine Nachricht überbringen, natürlich.«
    Ich sah die Frau misstrauisch an. Sie lächelte etwas übertrieben, vermutlich so wie Bankangestellte, wenn sie den Alarmschalter drücken.
    »Aber eigentlich würde ich ihn lieber selbst sprechen. Können Sie mir bitte sagen, wo ich ihn finde?«
    Sie lächelte immer noch. »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Können Sie oder wollen Sie nicht?«
    »Beides«, antwortete sie, und das Lächeln wurde deutlich schwächer.
    »Verstehe.« Ich beugte mich über den Tresen und berührte die Frau an der Schulter, wobei ich einen Blick auf ihr Namensschild warf. »Das ist aber jammerschade, Sue. Weil ich Chester dringend eine Nachricht zukommen lassen muss. Und irgendwie glaube ich nicht, dass Sie das für mich erledigen werden. Deshalb müssten Sie mir jetzt einfach sagen, wo ich ihn finden kann. Andernfalls werde ich in Ihrem piekfeinen Empfangsbereich eine
fürchterliche Szene machen, und dann werde ich dafür sorgen, dass Sie in Ihrem ganzen Leben niemals mehr als Empfangsdame …«
    Weiter kam ich nicht, da in diesem Moment unerfreulicherweise zwei uniformierte Männer erschienen und mich aus dem Gebäude beförderten. Wie sich herausstellte, hatte die Frau nämlich tatsächlich den Alarmknopf gedrückt oder was immer Rezeptionistinnen drücken, wenn sie sich einer bedrohlichen Person ausgesetzt sehen.
    »So«, äußerte einer der beiden Wachmänner, als er mich draußen unsanft losließ. »Wenn Sie hier noch mal Stress machen, holen wir die Polizei, ist das klar? Drohungen gegenüber unserem Personal können wir bei Jarvis Banking gar nicht leiden.«
    »Ich habe der Frau nicht gedroht«, widersprach ich ärgerlich. »Ich wollte Chester Rydall sprechen, aber sie hat gemauert.«
    »Und ich würde gern mal die Queen sprechen«, versetzte der Wachmann. »Aber deshalb marschiere ich doch auch nicht in den Buckingham Palace und mache den Leuten dort das Leben schwer, oder?«
    Die beiden zogen ab, und ich sah, wie der Wachmann, der mich ursprünglich eingelassen hatte, seine beiden Kollegen und dann mich ansah. Er sah enttäuscht aus, und irgendwie ging mir dieser Gesichtsausdruck durch Mark und Bein. Weil er die Sache auf den Punkt brachte. Ich war für alle eine Enttäuschung – für Max, für Chester, und sogar für mich selbst. Ich hatte alle im Stich gelassen. Und nun ließ ich meine Wut auch noch an unbekannten Menschen aus und machte ihnen Vorhaltungen. Dabei hatte ich mir die Schuld ganz allein zuzuschreiben. Ich war mir nicht mal im Klaren darüber, was ich hier eigentlich
tat – was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Dass ich einfach kurz in den Sitzungssaal stürmen könnte und damit alles wiedergutmachen würde? Doch ich konnte nichts wiedergutmachen; meine Verfehlungen waren zu gravierend. Ich würde ja alles eingestehen, aber das würde nun auch nichts mehr nützen. Die Lage würde nach meiner Beichte immer noch verheerend sein, und ich würde immer noch die Verantwortung dafür tragen.
    Geknickt tappte ich zur Subwaystation zurück und versuchte mir zu überlegen, was ich als Nächstes tun wollte. Ich musste Chester die Wahrheit sagen, und zwar umgehend. Aber wie? Da fiel mir ein, dass ich ja wusste, wo er wohnte. Das hatte er mir

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