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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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lautes Gebrüll, Gekreische und Gelächter kam daher, dass sie allen Menschen und der ganzen Natur ins Gesicht schrien, und ihr schneller Verstand war so schnell wie ihre schnellen Zungen, die jeden Menschen, jedes Geschehnis und alle Dinge der Menschen und der Natur niederbrüllten. Sie waren wieder im Haus, bevor einer von ihnen sprach. Die Menschen der Upper Plains haben für ausreichend Platz gekämpft, um laut reden und über weite Entfernungen brüllen zu können, aber auch um still werden und gründlich nachdenken zu können. »Tike, du würdst mir nur im Weg sein, wenn du versuchst, mir beim Essen zu helfen. Ich finde, du solltest deine Zeit besser damit zubringen, dass du mehr Zeitungen an die Wand klebst. Wegen dir will ich kein heißes Fett nich über mich verschütten.«
    »Was, wie?« Tike stellte seine beiden Drei-Gallonen-Eimer mit frischer, kuhwarmer Milch auf den Boden. Er hob die Hand, um eine Katze zu verscheuchen, und sagte: »Ich reiß dir gleich den Kopf ab. Du verdammte miese alte Schachtel, du!«
    »Tike. Tike Hamlin.« Auf Ellas Gesicht malte sich ein verärgertes, kämpferisches Grinsen. »Wie hast du mich eben genannt? Ich hab’s genau gehört. Was hast du zu mir gesagt?« Sie hob den Saum ihrer Schürze, um sich über dem Küchenherd die Tränen abzuwischen. Die Dämpfe des Asbestdochtes brannten in ihren Augen. Sie spürte, wie der Schmerz ihr durch Nase und Hirn schoss, insgeheim aber freute sie sich darüber, dass ihr die Dämpfe Tränen in die Augen trieben. »Du hast, du hast gesagt, gesagt, dass ich ne alte Schachtel bin und und und dass du, dass du mir gleich den Kopf abreißt! Ich hab’s genau gehört! Wenn du mich anrührst, schütt ich dir das heiße Kesselwasser ins Gesicht!«
    »Sprichst du mit der Katze?« Tike grinste. »Allmächtiger Gott, verdammt noch mal, Lady, du hast doch wohl nich wirklich geglaubt, dass ich dir den Kopf abreiße, oder? Den Kopf?« Er zog sie dicht an seinen schmutzigen Overall und küsste ihre Tränen. »Hab ich dich reingelegt, Lady? Ha ha ha. Hab ich dich kleingekriegt? Donnerwetter. Ich brauch deinen kleinen Kopf doch noch, zum Reden und zum Küssen. Den könnt ich dir doch gar nich abreißen. Aber ich hab dich ganz schön zum Flennen gebracht, was? Ha.«
    »Hab nich geweint.«
    »Nich geweint? Könntste mir vielleicht verraten, was die Tränen in deinem Gesicht sollen?«
    Sie entzog sich ihm. »Dämpfe. Die sind schuld. Nicht das, was du gesagt hast.« Mit ihrer Kochschürze wischte sie sich Nase, Wangen und Augen trocken. »Mir kannste keine Angst einjagen. Und wenn du so groß wärst wie der Mond und so breit wie die Ebene und wenn du Zähne hättst wie unser alter Gaul da draußen und n Traktormotor und zwei Weizenmähdrescher in den Gedärmen, Mister Tike.« Sie kehrte ihm den Rücken zu, um sich mit ihrer Kocherei zu beschäftigen. »Tu, was ich dir gesagt hab. Haste gehört? Ich hab die Spülschüssel voller Mehlkleister und n Handfeger als Tapezierbürste. Beeil dich. Mach schon. Mal sehen, wie viel du vor dem Essen schaffst. Verstanden?«
    »Nein.« Tike stand hinter ihr und spürte, wie die Hitze von den Kochplatten wuchs. »Nein.«
    »Und warum nich? Was? Was sagste da? Mach schon. Steh nich einfach hinter mir und stör mich. Mach schon.«
    Tike ließ seine Hand unter ihren Arm gleiten und fühlte ihre Brustwarze. »Lady.«
    »Tike. Deine Hand is kalt. Lass das.«
    »Lady.«
    »Lass das. Ich hack dir mit dem Messer hier die Finger ab. Ohhmm. Schatz. Tike. Ich kann’s nich leiden, wenn deine Hände kalt sind. Das is alles. Geh und kleb n paar Tapeten an die Wände, dass das Haus wenigstens n bisschen wärmer wird.«
    »Lady. Ich hab gesagt, Lady.«
    »Lady was?«
    »Dreh dich um. So. Gib mir n dicken Kuss und umarm mich.« Er befühlte die Muskeln auf ihrem Rücken und streichelte ihre Hüften. »Weißt du, Lady, etwas sagt mir, Lady, dass du ne ganz schön zähe Lady sein musst, um das auszuhalten.«
    »Um was auszuhalten?« Sie presste ihr Ohr an seine Brust und ihren Bauch an seinen.
    »Siehste. Das hier. Das alles.«
    »Das hier? Was? Sag’s.«
    »Oh … Ich will dich nur n bisschen fester knuddeln, Lady. Ich fühl mich so gut. So gut, wenn ich dich ganz nah bei mir spür. Das hält mich warm.« Er hatte den Kopf gesenkt, und seine Wimpern berührten ihr Haar. »Den ganzen Schlamassel, in dem ich stecke. Die ganze Scheiße. Scheiße, in der du noch nie in deinem Leben gesteckt hast. Scheiße, wie du sie noch nie gesehen hast.

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