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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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ganz und gar nich angetan und nich zufrieden, wenn alles Gute aus der Milch verschwunden is. Und, äh, was den Honig angeht, hab ich auf der ganzen Farm keine einzige Biene, das heißt, keine eigne, die kommen her und saugen den ganzen Honig aus meinen hübschen Blumen, und dann fliegen sie weg, bsssssssst, und bringen meinen schönen Honig woandershin.« Sie war mit dem Schinken in der Bratpfanne, den Brötchen im Ofen, dem Kaffee in der Kanne beschäftigt.
    »Dann schwörst du, dass es auf der ganzen Farm keinen Tropfen Honig gibt?«
    »Ich schwör’s. Auf n ganzen Stoß von Bibeln.«
    »Na schön. Dann sagen wir also, äh, dass es, soweit du weißt, an diesem Ort keinen Honig gibt? Nich mal n winzigen Tropfen? Ich mein, von deinem eignen?«    
    Sie kehrte ihm den Rücken zu, als sie antwortete: »Nich einen Tropfen.«
    »Und was die Milch angeht. Äh, du sagst, du schickst deine gute Sahne in die Stadt, um Butterfett draus zu machen, und hast nur noch altes, schwaches, säuerliches, dünnes Zeug übrig, das du an die Schweine und Hühner verfütterst? Richtig?«
    »Goldrichtig.«
    »Na schön. Was würdste n sagen, wenn ich dir beweise, dass du ne große, fette Lüge erzählst? So groß? So breit? Und so hoch und so lang? Würde dich nich kränken, oder?«
    »Ohhh. Nein, Sir. Verstehen Sie, Sir. Ich bin noch nich so lang mit diesem Grundbesitzer verheiratet, Sir, und Sir, er, Sir, könnte, Sir, vielleicht hat er mir noch nich gesagt, vielleicht hat er mir noch nich gezeigt, Sir, wo alles is. Vielleicht gibt’s hier ganze Seen und Berge Milch und Honig, und Butter auch, Sir, das weiß ich nich.«
    »Verstehe.«
    »Ich bin froh, Sir, dass Sie verstehen, Sir.«
    »Trotzdem …« Tike flocht seine Finger in das gewellte Haar, das ihr bis über die Schultern fiel.»Trotzdem, äh, du willst, dass ich dein Haus mit den neuesten Zeitungen tapeziere, ne ganz gewöhnliche Arbeit, und du behauptest, dass es nich n Tropfen Bezahlung für mich gibt. Stimmt’s?«
    »Nicht einen Tropfen.«
    »Jetzt wart mal. Warte. Ähhh. Und was is, wenn ich loslege und die Arbeit mach? Äh, würdste sagen, du bist bereit, mir n gerechten und vernünftigen Anteil an der Milch und dem Honig zu geben, die nich in die Stadt geschickt werden, also an allem, was übrig bleibt?«
    »An allem, was übrig bleibt?«
    »Ja. Nachdem du deine reguläre Menge wie immer in die Stadt geschickt hast?«
    »Dir alles geben, was übrig bleibt?«
    »Ich hab gesagt, n gerechten Anteil, n gerechten Anteil an dem, was übrig bleibt.«
    »Was nennst du n gerechten Anteil?«
    »n Zehntel. n Zehntel von allem, was übrig bleibt.« Tike spielte noch immer den Geschäftsmann.
    »Na gut. In Ordnung. Mach ich. An die Arbeit. An die Arbeit. Aber. Oh … Nur noch eins.« Sie reckte das Kinn in die Höhe. »Du musst damit einverstanden sein, dass du als mein Angestellter, Arbeiter, Tagelöhner mich nicht bei der Hausarbeit behinderst und mir auch nicht in die Quere kommst, während ich versuche, meine Farmarbeiten zu erledigen.«
    »Du wirst mich nich mal zu Gesicht kriegen, Lady. Miss Lady. Schönen Tag noch.« Tike hob eine Haarsträhne an, als würde er sich höflich an seinen Hut tippen. Dann tat er, als würde er ein schönes gesatteltes Pferd besteigen, und sagte: »Brr. Hier, mein Junge. Mein Junge. Brr. Brr. Ruhig Blut, mein Junge. Ahhh, Miss Lady, würden Sie mir bitte sagen, wie ich zu der Stelle komme, wo ich die Arbeit verrichten soll, von der Sie sprachen? He, bleib stehen, brr.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zeigte auf die andere Seite des Zimmer. »Oh ja. Folgen Sie einfach der Zaunlinie da. Folgen Sie ihr einfach bis ganz dahinten, ach, nicht weit, nur viertausendzweiundneunzig Meilen, dann biegen Sie bei dem kleinen Saumpfad für die Fohlen ab, Sie können ihn nicht verfehlen. Er führt über vier Berge und über zwei ziemlich schlimme Flüsse, falls sie zugefroren sind. Bei so nem hübschen Pferd, wie Sie eins haben, nur n halber Tag Jig Trot.«
    »Wie erkenne ich die Stelle, wenn ich hinkomme?« Tike tänzelte auf und ab, auf und ab, und machte mit den Füßen sämtliche Schrittarten, Gänge und Allüren eines Pferdes nach. »Wie?«
    »Nun.« Sie hob ihre Stimme, so laut sie konnte, als wollte sie über einen breiten Canyon hinweg rufen. »Zuerst werden Sie einen hohen Stapel alter Zeitungen und Zeitschriften erblicken.«
    »Wie alt?«
    »Sei still, du dummer Steinzeitmensch!«
    »Was dann?«
    »Sie werden zu einer großen, alten,

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