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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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nicht in der Lage, den Kopf zu bewegen. Sie zog das nasse, blutverschmierte T-Shirt über den Kopf und streifte das frische über. Sobald sie den sauberen, trockenen Baumwollstoff auf ihrer Haut spürte, fühlte sie sich besser.
    Als sie in den Garten trat, hatten Rob und Patti die Essensreste in die Kühlbox gepackt. Lucy war ziemlich außer Atem – ungewöhnlich für eine ganz normale Wanderung vom Fluss zum Haus.
    Rob, der wusste, dass sie normalerweise eine gute Kondition hatte, blieb ihr Zustand nicht verborgen. „Hast du genug zu Abend gegessen? Du siehst ziemlich erschöpft aus.“
    Sie log nicht gern. Das Vertrauen, das sie zwischen sich und den Kindern, ihren Freunden und Mitarbeitern aufgebaut hatte, basierte auf Ehrlichkeit und Offenheit. Es gefiel ihnen nicht immer, was sie sagte, aber es war stets aufrichtig. Doch jetzt war eine Ausnahmesituation. Schließlich hatte sie einen blutüberströmten Sebastian Redwing im Schlafzimmer liegen.
    „Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich so angestrengt habe“, meinte sie. „Vielen Dank für das Essen. Nächstes Mal bin ich wieder dran.“
    Er sah nicht aus, als ob er sich mit dieser Antwort zufrieden geben wollte. „Lucy …“
    Patti berührte seinen Arm. „Komm, Rob, lass uns gehen. Wir wollen ihre Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.“ Sie lächelte Lucy zu. „Pass auf dich auf. Ruf uns an, wenn du irgendetwas brauchst.“
    Lucy spürte ihr Misstrauen. Patti vermutete vielleicht eine romantische Affäre, während Rob glaubte, es habe mit der Furcht einflößenden Patrone zu tun, deren Fund Lucy noch nicht zufrieden stellend erklärt hatte.
    Sie riefen Georgie und stiegen in ihren Wagen. Lucy winkte ihnen nach, als sie von der Einfahrt auf die Straße bogen.
    „Schade, dass Georgie nicht über Nacht geblieben ist“, sagte J. T. von der Veranda herunter.
    Lucy ging zu ihm. Ihre Beine waren schwer und schmerzten bei jedem Schritt. J. T. hatte das Korbsofa mit Beschlag belegt. Madison lag in einem Korbsessel und ließ ihre langen Beine über die Lehne baumeln. Beide Kinder sahen ziemlich erschöpft aus. Sehr gut, dachte Lucy, dann werden sie heute Nacht ausgezeichnet schlafen.
    „Ich erkläre es euch später“, sagte sie. „Aber eines muss ich euch jetzt schon sagen. Sebastian Redwing ist hier in unserem Haus.“
    Madison fiel fast aus dem Sessel. „
Was?“
    J. T. wurde sofort hellwach. „Er ist hier? Wo denn?“
    „Er hat das Geräusch gemacht, das ich bei den Wasserfällen gehört habe. Er ist schwer gestürzt, und ich habe ihm geholfen, hierher zu kommen. Er möchte aber nicht, dass seine Anwesenheit im Dorf bekannt wird. Deshalb habe ich Rob und Patti auch nichts davon erzählt.“
    Das hätte ich besser getan, dachte sie jetzt. Dann hätte sie das Geständnis hinter sich. J. T. würde sich bestimmt verplappern.
    „Warum soll denn niemand wissen, dass er hier ist?“ fragte Madison.
    „Weil er von hier ist.“
    „Aha. Das verstehe ich natürlich.“
    „Er muss sich ein paar Tage erholen“, fuhr Lucy fort. „Wenn ihr zwei mir das Gästezimmer zurechtmacht, dann werde ich dort schlafen. Ich muss noch mal nach ihm sehen. Schafft ihr das alleine?“
    „Selbstverständlich, Mom.“ Madison war schon auf den Beinen; ihr Gesicht war gerötet. In ihrem langweiligen, entbehrungsreichen Leben ist das plötzliche Auftauchen von Sebastian Redwing schon eine enorme Abwechslung, dachte Lucy sarkastisch. „Sag uns Bescheid, wenn wir sonst noch irgendetwas tun können.“
    „Das werde ich. Danke.“
    Als Lucy erneut ihr Schlafzimmer betrat, war Sebastian wieder auf die Beine gekommen. Er hatte sein Hemd ausgezogen. Die Jeans hingen ihm auf den schmalen Hüften. Seine Arme, seine Brust und sein Rücken waren über und über mit blauen Flecken, Kratzern und Abschürfungen bedeckt. Abgesehen von seinen Verletzungen ist sein Körper in einem beeindruckenden Zustand, stellte Lucy fest. Er konnte unmöglich die ganze Zeit in der Hängematte verbracht haben.
    „Du kannst heute Nacht hier bleiben“, sagte sie. „Ich stecke deine Sachen in die Waschmaschine. Die Kinder und ich können morgen zu deinem Motel fahren und alles holen, was du brauchst.“
    „Ich kann selbst zum Motel fahren.“
    „Diskutier jetzt nicht mit mir. Ich bin dazu nicht in der Stimmung.“
    Sein Lächeln wirkte abwesend. „Jawohl, Ma’am.“
    Egal, wie viele Verletzungen er hat und wie sehr er humpelt – dieser Mann lässt sich einfach nicht unterkriegen, dachte Lucy

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