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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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vorwärts arbeitete. Sie würde den Felsvorsprung überqueren müssen, der einen guten Meter über ihm in die Luft ragte. Wenn er sich ruhig verhielt, würde sie vielleicht an ihm vorbeigehen und annehmen, dass ihr Freund Recht hatte, dass sie wirklich nur ein Tier gehört hatte, und würde umkehren.
    Dann hätte er allerdings ein Problem: Wie zum Teufel sollte er in sein Motel zurückkommen? Sein Wagen stand auf dem Waldweg, wo niemand ihn finden würde. Viel zu weit entfernt in Anbetracht seines Zustands. Vermutlich würde er zusammenbrechen, ehe er ihn erreichte. Und damit hatte derjenige, der die Lawine losgetreten und Steine nach ihm geworfen hatte, ausreichend Gelegenheit, zurückzukommen und ihn endgültig zu töten. Dazu gehörte dann nicht mehr viel, und eigentlich käme es dann darauf auch nicht mehr an. Schließlich konnte er sowieso kaum noch etwas für Lucy tun.
    „Du taugst nicht mehr allzu viel“, murmelte er.
    Plötzlich sah er sie. Auf dem Weg, der weiter oben vorbeiführte, blieb sie stehen. Wenn sie jetzt durch die Bäume spähte, hätte sie ihn sofort entdeckt.
    Er hätte auf seine innere Stimme hören und in Wyoming bleiben sollen. Mit dem Pferd ausreiten. In der Hängematte schlafen. Schon vor Monaten hatte er das Glücksspiel aufgegeben, das kam also nicht mehr in Frage. Aber er hätte Solitär spielen und Gedichte lesen können.
    Er seufzte. Inzwischen schmerzten sogar seine Augen. „Hallo, Lucy.“
    Ihr Schrecken war nicht so groß, wie er erwartet hatte. Vielleicht hatte sie sich daran gewöhnt, dass er in ihrer Nähe war. „Sebastian? Was machst du … oh Gott.“
    Ohne lange zu überlegen, setzte sie sich hin und rutschte den Abhang hinunter. Sie hatte eben Erfahrung mit Abenteuerreisen. Sie trug Shorts und ein T-Shirt und keinen Badeanzug, was er sehr bedauerte. Aber schließlich hatte sie ja auch nicht geplant, mit den Kindern schwimmen zu gehen. Und jetzt stand sie im Wasser, das ihr bis zu den Knien reichte.
    Sebastian bemühte sich, weniger zerschlagen zu wirken, als er in Wirklichkeit war. Er grinste. Zumindest nahm er es an. „Ich könnte ein paar trockene Klamotten gebrauchen.“
    „Du könntest einen Krankenwagen gebrauchen. Was um Himmels willen ist passiert?“
    „Ein Erdrutsch. Ich bin gestürzt.“
    Ihre schönen braunen Augen wurden schmal. Er bemerkte ihren Zweifel. Und ihre Furcht. Mit der Fingerspitze berührte sie eine Stelle über seinem rechten Auge. „Du brauchst einen Arzt. Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.“
    „Unsinn.“
    „Und die Wunde muss genäht werden.“
    „Narben machen mir nichts aus, und ich werde schon nicht verbluten.“
    Sie sah ihn forschend an. „Ein Erdrutsch, ja?“
    „Ja.“
    „Das war kein Unfall“, meinte sie.
    „Es hätte aber einer sein können. Theoretisch.“
    Sie nickte. „Sebastian, sag mir die Wahrheit. Muss ich einen Krankenwagen rufen?“
    Er schüttelte den Kopf. Das war ein Fehler. Ihr Gesicht verschwamm vor seinen Augen, und das Einzige, was ihn davon abhielt, sich zu übergeben, war der Gedanke daran, dass sein Mageninhalt in ihrem Schoß landen würde. Und dann würde sie seinen Kopf übers Wasser halten, ihre Freunde zu Hilfe rufen und einen Krankenwagen kommen lassen. Eine tolle Szene!
    Er schloss die Augen und wartete darauf, dass sich der Schwindel legte. „Nein“, sagte er, ohne die Augen zu öffnen. „Mir geht es gut.“
    „Ich sollte die Polizei verständigen.“
    „Die werden nichts finden. Ich habe ja auch nichts gesehen.“ Er hatte nur das Murmeln und Atmen gehört. Was nicht besonders viel war.
    „Das kommt mir bekannt vor“, erwiderte sie leise.
    Sebastian öffnete die Augen. „Ich brauche nur Wasser und ein paar Pflaster.“
    „Unsinn.“
    „Lucy?“ rief ihr Begleiter von unten herauf. „Hast du etwas gefunden?“
    Sie erhob sich und rief über zurück: „Ich komme sofort.“ Sie hockte sich neben Sebastian. „Das ist Rob. Er ist ein Freund. Er kennt sich mit erster Hilfe besser aus als ich. Ich könnte ihn fragen …“
    „Nein.“
    „Meine Güte, bist du dickköpfig. Na gut. Er und Patti können mit den Kindern zurückgehen. Ich werde mir eine Entschuldigung ausdenken, warum ich nicht mitkomme, dich zu meinem Haus bringen und verarzten.“ Sie sah ihn aufmerksam an. „Es sei denn, du schaffst es nicht. Wenn du unterwegs zusammenbrichst, dann hole ich Sanitäter und lasse dich auf einer Trage abtransportieren.“
    Sebastian verzog das Gesicht. Ihm blieben nicht viele

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