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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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wenig bewegte, explodierte ein Schmerz in seinem Kopf. Er beachtete ihn nicht. Das Wasser rauschte an ihm vorbei. Er stützte sich auf seine Hände und seine Knie. Sie waren über und über mit Schrammen, Schnitten und Schürfwunden bedeckt, die er von dem Sturz davongetragen hatte.
    Sebastian erinnerte sich an das heftige Atmen und das zufriedene Murmeln, das er gehört hatte, als Sand und Steine auf ihn herabprasselten. Das waren keine Kinder gewesen. Es war auch kein Unfall gewesen und kein Zufall. Jemand hatte es absichtlich getan, und das bedeutete, dass er immer noch in Gefahr war, in der Schusslinie stand. Jeder, der sich oben auf der Felsplatte aufhielt, konnte ihn sehen. Ein gut gezielter Schuss hätte sein Ende bedeutet.
    Er hatte nichts wahrgenommen. Mit seinen Gedanken war er weit fort gewesen, nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Er nahm es als Beweis dafür, dass er niemals hierher hätte zurückkehren dürfen. Er hätte Plato oder Jim Charger oder Happy Ford schicken sollen. Auf dem Papier war er schließlich immer noch der Boss, obwohl Plato während des letzten Jahres die Geschäfte für ihn geführt hatte.
    Während er an der glatten Felswand nach einem Halt suchte, verfluchte er sich für seine Unachtsamkeit. Lucy und die Erinnerungen. Eine fatale Kombination.
    Schließlich hatte er eine schattige Stelle erreicht, die ihn allen Blicken entzog. Er streckte die Arme aus und bekam die hervorspringende Wurzel einer dünnen Kiefer zu fassen. In seinem Schädel pulsierte der Schmerz. Er hatte nur eine Chance. Wenn es ihm beim ersten Mal nicht gelang, sich hochzuziehen, würde er ins Wasser zurückfallen. Einer würde nachgeben – entweder er oder der dürre Baum. Vielleicht sogar beide.
    Er beachtete weder die Schmerzen noch das Blut und das Schwindelgefühl und zog sich mit aller Kraft, deren er fähig war, an der Wurzel empor. Als sie nachgab, griff er rasch mit der anderen Hand nach einem stärkeren Wurzelstück. Mühsam hangelte er sich über den Felsen auf trockenen, weichen Grund und ließ sich im Schatten der Kiefer auf den Boden fallen.
    Seine Hände und Arme waren blutverschmiert, und er spürte, dass immer noch mehr Blut aus seinen Schläfen über sein Gesicht lief. Sein Rücken hatte am wenigsten abbekommen.
    Er fluchte.
    Dann hörte er plötzlich Stimmen, die von unten kamen, dort, wo der Fluss sich am Ende der Wasserfälle in einem flachen Becken sammelte und ideale Möglichkeiten zum Schwimmen bot. Kinder. Touristen. Lucy. Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Sein Gesicht fiel auf die getrockneten Kiefernnadeln. Mist. Er rührte sich nicht. Der Weg auf dieser Seite der Wasserfälle wurde nur selten benutzt. Aber ihm blieb keine Wahl. Er musste das Risiko eingehen, dass ihn jemand fand und die Sanitäter verständigte. Ihm würde schon ein plausible Erklärung dafür einfallen, dass er hier war – eine, die nichts mit der toten Fledermaus in Lucy Swifts Schlafzimmer zu tun hatte.
    „Ich bin gleich wieder da“, hörte er eine Frau in der Nähe sagen. Es war Lucy. Es kam ihm so vor, als existierte die Stimme nur in seiner Fantasie und nicht in der Wirklichkeit. „Ich bin ganz sicher, dass ich etwas gehört habe.“
    Die Stimme war echt. Sie hat etwas gehört, dachte Sebastian, und schaut auf eigene Faust nach, anstatt Hilfe zu holen. Kein Wunder, dass derjenige, der in ihr Esszimmer geschossen hatte, ungeschoren davongekommen war.
    „Und ich liege hier halb tot herum“, murmelte er.
    Es hörte sich schrecklich an.
Halb tot
war wirklich untertrieben.
    Durch das Rauschen des Wasserfalls und die Schmerzen, die laut in seinem Schädel pochten, hörte er Gelächter und Kinder kreischen. Dazu Stimmen von Erwachsenen. Wenigstens hatte sie Madison und J. T. nicht alleine gelassen.
    „Wahrscheinlich ist es nur irgendein Tier“, rief eine Männerstimme ihr zu.
    „Möglich. Aber ich will trotzdem lieber nachsehen.“
    Sebastian zitterte. Das eisige Wasser auf seiner Haut ließ ihn frösteln. Er fragte sich, ob es die Kälte gewesen war, die seinen Großvater letztlich umgebracht hatte. Joshua war im März ins Wasser gefallen und nicht im Hochsommer.
    Ein fetter Moskito landete auf seinem blutverschmierten Arm. Sebastian war zu schwach, um ihn zu vertreiben. Stattdessen sah er zu, wie er durch die rote Flüssigkeit krabbelte. Er fluchte erneut, aber diesmal sehr leise.
    Er konnte hören, wie Lucy sich auf dem schmalen, gefährlichen Pfad auf seiner Seite der Wasserfälle

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