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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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entfernen. Danach hatte er die junge Frau umgedreht und das Stück auf ihren Rücken gelegt.
    Damit er sie von hinten nehmen und gleichzeitig ihre Brüste ansehen konnte ...
    Poltrock wusste nicht, wie lange er auf die seltsame Leiche starrte, und als er die Lampe höher hob, stellte er fest, dass tiefer im Gebüsch weitere tote Indianerfrauen lagen.
    Das laute Dröhnen, das seinen Kopf plötzlich zu sprengen drohte, ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Mein Gott ...
    Er starrte wieder auf das tote Mädchen ...
    Mein Gott, dachte er abermals. Was soll ich ...
    Das Gebrüll in Poltrocks Kopf begann nachzulassen, als ihm bewusst wurde, dass er seinen Gürtel löste und seine Hose nach unten zog.
    Als Poltrock den Zug bestieg, bemerkte er Morris auf dem allerersten Sitz. Das lange Bajonett mit dem Messinggriff hing in der Scheide von seinem Gürtel. »Mr. Poltrock! Jetzt wissen wir, warum heut Abend kein Whiskey geliefert worden is’!«
    »Ja ...«
    »Es heißt, wir werden bis morgen Mittag zurück in der Stadt sein.« Morris zwinkerte, als Poltrock an ihm vorbeiging.
    Poltrock erwähnte weder, was er im Gebüsch gefunden, noch was er danach gemacht hatte. Er zog es vor, sich einzureden, dass alles nur ein böser Traum gewesen war – natürlich musste es so sein. Seit dem Augenblick, als er sich von Gast einstellen ließ, glich sein gesamtes Leben einem bösen Traum.
    Er folgte dem Gang zum letzten Sitzblock, der für Gast und ihn selbst reserviert war.
    Seine Gelenke knackten, als er sich setzte. Ja, es war eine harte Woche gewesen; mehr noch, es waren vier harte Jahre gewesen. Poltrock vermutete, dass er nach dem Eintreffen in Gast den Großteil der Erholungspause schlafend verbringen würde, während alle anderen Dampf abließen. Er seufzte angesichts des wohligen Gefühls, das der gepolsterte Sitz und die Fußbank vermittelten, und ließ sich hineinsinken.
    Nur ein böser Traum ...
    Durch das Fenster sah er Aufseher mit Laternen die Waggons abschreiten. Nur wenige würden zurückbleiben, um die Baustelle und das Baumaterial zu bewachen. Die Laternen malten unförmige, schaukelnde gelbe Kreise in die Dunkelheit. Poltrock kniff die Augen zusammen. Als einer der Aufseher zu ihm aufschaute, wirkten die Augen des Mannes unnatürlich gelb.
    Poltrock zog den Vorhang zu.
    Als er durch den Gang blickte, sah er, dass Mr. Gast tief und fest auf seinem Sitz schlief. Einige Minuten später ertönte die Pfeife, und der Zug setzte sich in Bewegung. Als sie sich weit genug entfernt befanden, öffnete er den Vorhang wieder und starrte auf die vorbeiziehende nächtliche Landschaft. Ein länglicher Mond folgte ihnen und tauchte die Umgebung in seinen milchigen Schein. Dann betrachtete Poltrock sein Spiegelbild im Glas genauer ...
    Sahen seine eigenen Augen gelb aus?
    Der Zug ratterte sanft über die neu verlegte Strecke. Poltrock konnte die Geschwindigkeit spüren. Aus dem letzten Wagen hörte er die Neger singen, während die Weißen in den restlichen Waggons nervös schweigend dasaßen. Poltrock schlief immer wieder unruhig ein; jedes Mal weckte ihn ein unfassbar deutliches Bild – seinen eigenen Lippen, die gierig an den Nippeln zweier abgetrennter Brüste saugten. Jedes Mal, wenn er die Lider aufriss, fürchtete er sich davor, neben sich zu blicken, weil er erwartete, die gehäutete Indianerin würde neben ihm sitzen und wie eine Geliebte seine Hand halten.
    Später träumte er unerklärlicherweise von einem großen Hochofen ...
    Der Zug ratterte weiter in die Nacht hinein. Inzwischen schliefen auch viele andere. Vielleicht bin ich der Einzige, der noch wach ist, überlegte er.
    »Ja!«
    Poltrocks Blick zuckte nach rechts.
    Es war Mr. Gast. Er hatte die Augen nach wie vor geschlossen und das Wort im Schlaf ausgestoßen.
    »Ja!«, murmelte Gast erneut. »Heute Nacht!«
    Als Poltrock am nächsten Tag um die Mittagszeit aus dem Zug stieg, erfuhren sie alle, dass vor zwei Tagen Fort Sumter in South Carolina von Streitkräften der Konföderierten unter Belagerung genommen worden war. Der Befehlshaber des Forts hatte in der vergangenen Nacht kapituliert.
    Damit hatte der Krieg begonnen.

Kapitel 9
    I
    Collier war in derselben Minute in sein Bett gefallen und eingeschlafen, in der er in die Pension zurückkehrte, und als der Wecker um sechs Uhr klingelte, fühlte sich sein Gehirn wie ein Abfallhaufen an. Scheiße, Scheiße, Scheiße, dachte er. Schlechtes Urteilsvermögen war eine Sache, doch mittlerweile begann er ernsthaft zu

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