Haus der Löcher (German Edition)
ja.»
Er nickte. «Gut. Jetzt gleich?»
Sie dachte einen Moment nach. «Ich bin vom Gehen ein wenig verschwitzt», sagte sie.
«Duschen Sie in meinem Studio», sagte er. Er sagte, er werde sie nicht belästigen oder irgendwie anmachen. Er wolle sie lediglich in ihren Aufschlagshorts malen, sagte er – aber eben oben ohne. «Wissen Sie, ich hatte gerade einen Orgasmus, also werde ich jetzt wohl nicht ausrasten und über Sie herfallen oder dergleichen», sagte er.
Sie willigte ein, und dann kam ihr ein Gedanke. Gegenüber der Galerie war ein Geschäft. «Ich geh da schnell rein und hole mir ein Höschen», sagte sie. «Ich mag es nicht, aus der Dusche zu kommen und das alte noch mal anzuziehen. Warten Sie hier.»
Sie kaufte einen Dreierpack Höschen, dann gingen sie vier Blocks weiter zu seinem Studio. Er sagte, er male schon seit fünfzehn Jahren. Er war etwas älter, als sie anfangs gedacht hatte – vielleicht achtunddreißig, fit und irgendwie zerfurcht, dazu ein verwirrter Jungenblick, der ihr gefiel. Beim Gehen beugte er sich immer wieder zu ihr und sagte Sachen wie: «Heute ist der beste Tag meines Lebens. Es drängt mich so sehr zu malen. Jetzt, wo ich Sie gesehen habe, weiß ich alles über Schönheit.»
Sein Studio war im zweiten Stock. An einer Seite des Raumes standen zehn Stühle, an der Wand lehnten etliche Leinwände. Einige der Stühle erkannte sie von den Gemälden in der Galerie. «Auf dem Stuhl da habe ich noch niemanden gemalt», sagte er. Er stellte ihn auf ein kahles Stück Fußboden, auf das Fensterlicht fiel.
«Ich gehe mal schnell duschen», sagte sie.
«Eins noch», sagte er. «Wenn Sie herauskommen, ziehen Sie bitte nicht Ihren BH an. Davon bekommen Sie rote Stellen auf der Haut.»
«Ist gut», sagte sie. Sie ging in die Dusche, wusch sich mit seiner Seife, riss dann die Schachtel mit den Höschen auf und zog eines an. Nicht aber den BH, nur die Bluse, und sie machte nur einen Knopf zu.
Er geleitete sie zu einem Stuhl – weiß, mit einem genoppten Stoff bezogen. «Setzen Sie sich da hin, und ziehen Sie die Bluse aus», sagte er.
Hier zögerte sie. «Ich warne Sie, ich bin tätowiert», sagte sie.
Er erstarrte. «Tatsächlich?»
«Ja. Ist das ein Problem?»
«Nein, natürlich nicht», sagte er. Aber es war klar, dass er log. Sie hörte an seiner Stimme, wie unglücklich er war, und sah es ihm auch am Gesicht an.
«Sie sind enttäuscht», sagte sie. «Geben Sie’s zu.»
«Es ist nur so – ich bin mir über Tätowierungen noch nicht ganz klargeworden. Sie zerren an meinem Blick, und ich muss ihnen widerstehen. Sie lenken mich von der großen Linie ab.»
«Also, ich habe einige, an ganz unterschiedlichen Stellen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte sie nicht, aber ich habe sie nun mal.»
«Möchten Sie sie wirklich weghaben?», fragte er begierig. «Da wüsste ich was. Sie gehen zu diesem Hax, dem Tattooentferner. Er hat im Haus der Löcher eine Suite. Er entfernt sie komplett, ohne geisterhafte Spuren.»
«Bestimmt verlangt er viel Geld dafür.»
«Es würde Sie rein gar nichts kosten.»
Er reichte Jessica eine Karte, in die ein Loch gestanzt war. «Sagen Sie Lila, Sie wollen Hax sprechen.»
Die Adresse war weit draußen am Strand. Jessica fuhr hin und kam an eine Ausfahrt, die sie noch nie gesehen hatte, Ausfahrt 23-O. Sie führte in einen Tunnel. Als sie am anderen Ende herauskam, hatte sich die Landschaft leicht verändert. Alles wirkte heller. Sie sah ein Haus mit mehreren Nebengebäuden und Flügeln und davor eine Kieseinfahrt in Hufeisenform. Sie klingelte an der Haustür.
Zilka führte sie in ein Büro und stellte sie Lila vor.
«Ich wäre gern meine Tattoos los», sagte Jessica.
«Warum?», fragte Lila.
«Sie passen nicht mehr zu mir. Ich habe sie satt. Ich hasse sie.»
«Da gibt es eine Möglichkeit», sagte Lila. «Aber die ist mit Sex verbunden.»
«Alles ist mit Sex verbunden», sagte Zilka.
«Irgendwie habe ich das gewusst», sagte Jessica. «Aber wenn es so ist, dann ist es eben so.»
Lila nahm den Hörer ab. «Krock? Wo ist Hax? Kannst du ihn bitten, zu mir ins Büro zu kommen?»
Hax ähnelt ein wenig Bobby McFerrin, dachte Jessica. Er war groß und trug ein weißes Hemd. Seine Schultern waren nicht sonderlich muskulös, aber drahtig und geschmeidig. Sie hatten etwas unendlich Anziehendes.
«Zeig mir die Tattoos, die du nicht mehr haben willst», sagte Hax.
«Also, es sind zwei.»
«Ich kann sie entfernen.»
Er stand auf und hielt ihr die
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