Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Löcher (German Edition)

Haus der Löcher (German Edition)

Titel: Haus der Löcher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholson Baker
Vom Netzwerk:
Hand hin. «Komm.» Er brachte sie in ein Massagezimmer. «Zieh dich aus.»
    «Ganz?»
    «Nein, nur wenn du eine Tätowierung unterm Höschen hast.»
    «Das habe ich.»
    «Dann zieh’s aus. Ist nur vernünftig. Ich muss deine Tätowierungen sehen und berühren können. Ich zeige dir jetzt meinen Körper.» Er zog das T-Shirt hoch. Auf seiner kaffeebraunen Brust war eine bizarre Schicht aus blauen und grünen Mustern. «Alle diese Designs waren irgendwann mal auf Frauen tätowiert. Ich habe sie abgehoben, und jetzt sind sie auf mir. So traurig, dass Frauen sich tätowieren. Es ist eine Form des Versteckens.»
    «Findest du?», sagte Jessica. «In meinem Fall habe ich mit der Tätowierung auf dem Rücken angefangen, und dann hat sie mir gefallen, und es war wie der Aufbau einer Sammlung von etwas.»
    «Ja. Aber es ist die Sammlung von etwas, was dich verbirgt. Es ist eine Form, nicht nackt zu sein, wenn du nackt bist. Meine Aufgabe ist es, dich deiner Nacktheit zurückzugeben. Dreh dich doch mal bitte um und zeig mir deine Muschi, ja?»
    Sie drehte sich um.
    «Warum hast du denn keine Haare auf deiner Muschi?»
    «Keine Ahnung», sagte sie. «Einfach so. Ist halt angesagt.»
    «Auch das ist eine Form des Versteckens. Keine Haare bedeutet, du bist in Haarlosigkeit gekleidet. Du findest eine Möglichkeit, bekleidet zu sein, wenn du es nicht bist. Haare sind wahre Nacktheit. Möchtest du deine wahre Nacktheit zurückhaben?»
    Jessica nickte. «Kannst du das?»
    Er hielt ihr die Hände hin. «Diese Hände können es. Wenn wir Glück haben. Du musst mir deine Nacktheit zu spüren geben. Wenn ich sie spüre, wachsen deine Haare, und deine Tattoos lösen sich ab und gehen auf mich über. Versuch’s mal.»
    Er legte ihr sanft die Hände auf die Hüften und schaute ihr ins Gesicht. «Fühl dich jetzt nackt.» Er ließ die Hände über ihre Hüftknochen kreisen und drückte ihr dann sanft die Daumen in den Bauch. «Atme ein und fühl dich nackt», sagte er. Als er drückte, sah sie seine Brustmuskeln springen. «Die hier nehme ich mir zuerst vor», sagte er.
    Er legte beide Hände über die Blume auf ihrer Brust. Zunächst war die Berührung ganz leicht. «Spür es», sagte er. Sie spürte eine zunehmende Dringlichkeit aus seinen Händen kommen. Ihre Brust haftete an ihnen. «Siehst du, wie wir uns verbinden.» Plötzlich zuckte er zusammen. «Oh», sagte er, «jetzt kommt der Schmerz.»
    «Der Schmerz der Tätowierung?»
    «Ja, der geht auf einmal in meinen Arm.»
    «Tut mir leid.»
    «Schon gut, so ist das eben. Jetzt löst sie sich. Da, sieh nur. Schau auf die Luft über deiner Titti.»
    Er nahm die Hände von ihr und hob sie an. Seinen Fingern folgte eine schwache Blumenform in blauer und grüner Tinte mit einer roten Blüte. Sorgfältig schöpfte er sie aus der Luft. «Wo soll ich die Blume tragen?», sagte er.
    Sie fand eine Stelle auf ihm, die noch weitgehend frei von anderen Tätowierungen war, auf dem Brustkorb direkt unterhalb des linken Pektoralmuskels.
    «Fass mal an», sagte er.
    Sie fasste ihn an. Seine Haut war heiß und sehr trocken.
    «Küss sie», sagte er.
    Sie küsste die Haut. Er roch rauchig. Nun schloss er die Augen und hielt sich die eingefangene Tätowierung auf die Haut. «Autsch», sagte er. Er zog die Hände weg. «Jetzt ist sie auf mir, und deine Brust ist nackt. Sieh nur.»
    Sie sah hin, und ihre Brust war vollkommen frei. Nicht mehr die Spur einer Tätowierung, lediglich der schwächste Hauch einer Kontur dessen, was da gewesen war. Sie seufzte und lachte auf vor Erleichterung. «Ich fühle mich frei», sagte sie.
    «Schön», sagte er.
    «Und jetzt den Rücken? Die auf dem Rücken will ich auf gar keinen Fall mehr. Ich hasse sie. Jeder hat einen Schmetterling.»
    «Steh auf und dreh dich um, dann seh ich’s mir an», sagte er.
    Sie drehte sich um, und er seufzte vor Vergnügen, als er sie unten an der Wirbelsäule berührte. Seine Fingerspitzen hatten eine seltsam gebündelte Intensität. «Ach, nein. Das ist nicht bloß ein Arschgeweih. Das hat ein feindlicher Tätowierer mit großen Fertigkeiten gemacht. Er hat einen hochwirksamen Fingerblock daraufgelegt. Das wird richtig schwierig. Ich glaube, erst müssen wir dir helfen, dass deine Muschihaare wieder wachsen. So eine Tätowierung kann man nicht mit einem kahlen Cameltoe ablösen, das funktioniert nicht.»
    «Aber das dauert ja mindestens eine Woche.»
    «Nein, da kann ich helfen. Das heißt, dass ich dich auf dein Muschibein küsse und

Weitere Kostenlose Bücher