Haus der Löcher (German Edition)
Neds Kopf. «Wie findest du deinen Körper?», fragte sie. «Macht ziemlich was her, wie?»
«Irgendwie komisch», sagte er. «Aber wahrscheinlich gewöhnt man sich daran.»
«Ja, bestimmt», sagte Kathy. «Ich habe mal auf einer Milchfarm gearbeitet. Man muss nur geduldig und freundlich sein, und manchmal erregen sie sich. Es ist eine völlig andere Existenzform. Sehr – körperlich.»
«Was geschieht mit mir?», fragte Ned der Kopf.
«Meine Schwester Cora, die Kopfmeisterin, wird sich jetzt eine Weile um dich kümmern.»
Cora kam herein und legte seinen Kopf in eine Bowlingtasche. Sie trug ihn fort.
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Reese besucht ein Kopflosenschlafzimmer
«Ich will etwas, wo der Mann mich nicht immer beurteilt, kritisiert und missbilligt, wie ich mich anziehe und so weiter», sagte die ätherische, flachshaarige Reese zu Lila in deren Büro. «Ich will wohl nur einen gutaussehenden Mann für hirnlosen Spaß in der Kiste.»
«Also», sagte Lila, «wir bieten ja die Kopflosenschlafzimmer an.»
«Was ist das?»
«Du suchst dir einen gutaussehenden Körper aus, dessen Kopf vorübergehend entfernt worden ist.»
«Das ist ja grauenhaft!», sagte Reese.
«Eigentlich gar nicht, überraschenderweise. Du bekommst einen netten, freundlichen, äußerst hübschen männlichen Körper, der auf jede Stimulation sehr gut reagiert, weil er weder hören noch sehen oder sprechen kann und nur mit dem denkt, was er hat, nämlich Rückgrat und Genitalien.»
«Ah, verstehe.»
«Du und der hübsche kopflose Körper, ihr seid eine Viertelstunde lang in einem möblierten Zimmer zusammen, auch eine halbe oder sogar eine ganze Stunde.»
«Und wo ist in der Zeit der Kopf?»
«Den siehst du gar nicht. Der Kopf ist sicher untergebracht. Cora ist die Kopfmeisterin, sie kümmert sich um acht Köpfe. Später setzen wir sie alle wieder drauf.»
«Und die Köpfe haben dazu eingewilligt?»
«Ja.»
«Und der Körper kann sich bewegen und so weiter?»
«Ja, wenngleich einige feinmotorische Fähigkeiten nicht vorhanden sind. An der Wand siehst du ein paar Poster mit der Gebrauchsanweisung, die Kathy gemacht hat. Die helfen dir, mit den Körperknaben, wie wir sie nennen, zurechtzukommen.»
«Dann los.»
Daggett führte Reese in ein Zimmer, in dem acht kopflose Männer auf Sofas saßen. Sie trugen lange, irgendwie japanische Bademäntel. Kathy lächelte Reese zu und forderte sie auf, in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen. Dann fasste sie jeden Körpermann an, half ihm, aufzustehen und vor Reese auf und ab zu gehen und dann den Morgenmantel zu öffnen und Brust und Unterhose vorzuführen. «Ich kann auch machen, dass er die Unterhose auszieht, wenn du magst», sagte Kathy. «Es stört ihn nicht.»
«Also, ich würde ja ganz gern seinen Hintern sehen, wenn er sich mal umdrehen könnte.»
Kathy dirigierte ihn herum und hielt den Morgenmantel zur Seite. Reese nickte. «Sehr hübsch.»
Dennoch war sie enttäuscht. Es war ein extremer Bodybuilder-Typ mit Sonnenbankbräune und Brustmuskeln, die irgendwie wie ein Busen aussahen, nur hart. Leise sagte sie: «Äh, hast du auch Männer, die eher, na ja, so Typ-von-nebenan-mäßig sind? Fit, aber nicht wie ein Stripper?»
Kathy lächelte. «Ah ja, davon hätten wir einige. Der erste ist Lonny, der hat, als er noch seinen Kopf hatte, Dachrinnen montiert. Da ist er.»
Kathy half Lonnykörper beim Aufstehen. Reese weidete sich an einem kopflosen Mann mit zwei schwieligen Händen und drahtiger, kräftiger Statur, die durch Arbeit und nicht durch Training so geworden war.
«Dann hätten wir noch Bosco», sagte Kathy. «Bosco ist Maler.»
«Hm, nett, gepflegt, aber zu alt», sagte Reese.
«Und dann wäre da noch Ned», sagte Kathy. «Ihn mag ich am liebsten. Komm mal, Ned.» Sie machte kleine Lockgeräusche und stupste ihn sanft am Arm, damit er aufstand. «Guck mal», sagte sie. Sie kniff ihn in die Brustwarze, worauf sein Arm ihre Hand wegwischte. «Das mag Ned nicht, siehst du? Er hat noch viel Persönlichkeit im Körper, und er weiß auch, wie er sich zu bewegen hat. Da.» Sie stellte sich hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Hüften, worauf Neds Körper zu schwingen begann und der Bademantel flatterte.
Reese verspürte ein jähes Pochen, das sie perfekt überspielte. «Die sind alle sehr nett», sagte sie, «aber du hast recht, der hier ist der Normalste. Falls überhaupt jemand normal sein kann, wenn ihm der Kopf fehlt.»
«Ich weiß, was du meinst. Aber denk dran,
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