Haus der Löcher (German Edition)
auch wenn er von seinem Kopf befreit ist, hat er doch immer noch Gefühle. Behandle ihn gut, und er behandelt dich gut.»
«Wie nenne ich ihn?», fragte Reese.
«Also, er hört ja nichts, aber es schadet nicht, seinen Namen zu kennen. Sein Kopf heißt Ned, also nenne ihn Nedkörper.»
Reese ging zu Nedkörper und nahm seine Hand. Offenbar spürte er, dass sie nicht Kathy war. Als sie seine Hand hob, leistete er keinen Widerstand, sondern folgte ihren Bewegungen.
Kathy zeigte ihr, wenn man ihn mit zwei Fingern leicht am Arm drückte, bedeutete das «gut».
Das Zimmer war groß und spärlich möbliert. Kathy erklärte, das Mobiliar müsse auf ein Minimum beschränkt bleiben, weil Ned natürlich blind sei. Dann ging sie.
In der Ecke standen Trauben, Reese schaute sie sehnsüchtig an und dachte, dass zwar sie, aber nicht Nedkörper sie essen konnte. Sie aß eine davon, dann setzte sie sich ein wenig schüchtern neben ihn aufs Sofa und legte ihm den Kopf auf die Schulter. Sie untersuchte den flachen Hügel seines Halses. Es fiel ihr verblüffend leicht, sich an seine Kopflosigkeit zu gewöhnen. Hätte man nicht gewusst, wie Menschen aussehen, hätte man einfach angenommen, dass sie eben so seien.
Sie kniff ihn in die Brustwarze, wie Kathy es getan hatte, worauf seine Hand sie wegdrückte. Das war gut, ein Zeichen dafür, dass er Präferenzen hatte. Sie wollte wissen, was Nedkörper wollte und was nicht. «Ich glaube, ich möchte, dass du nichts anhast», sagte sie zu ihm. Sie zog, und er stand auf, und sie streifte ihm den Morgenmantel ab und auch die Unterhose, und beim Heraussteigen verlor er beinahe das Gleichgewicht, aber sie hielt ihn stützend am Arm. Dann dirigierte sie ihn zum Bett und stellte sich hinter ihn. Sein Hintern war das Beste an ihm, ganz erstaunlich – zwei kräftige, federnde, mit Haarginster überzogene männliche Muskelkuchen. Sie half ihm, sich nach vorn zu beugen, dann zeigte sie ihm, wo er die Hände platzieren sollte, und drückte ihn bäuchlings aufs Bett. Er ließ es geschehen, aber die Beine hingen über dem Fußboden. Sie wollte alles an ihm betrachten. Sie klopfte ihm sanft auf die Hinterbacken, und dann begutachtete sie eine Weile die Rückseite seiner Eier. Schließlich nahm sie das Telefon ab. Kathy meldete sich. «Kathy», sagte sie. «Ich glaube, ich kann das nicht. Ich brauche ihn wirklich mit Kopf.»
Kathy kam wieder herein. «Tut mir sehr leid, Reese, aber sein Kopf steht nicht zur Verfügung. Du musst ihn eben so nehmen. Aber schau doch nur mal diesen Körper an.» Sie zeigte auf ihn, wie er da auf dem Bauch lag. Er schlief. Offenbar nickte er schnell ein. Aus seinem Halsloch drang ein feines Atemgeräusch.
«Kannst du mir nicht wenigstens ein paar Tips geben?»
«Aber gern», sagte Kathy. «Er lässt sich gern massieren. Der Sitz seiner Intelligenz ist im unteren Rückenbereich, also massiere ich erst da, damit er aufmerksam wird. Das ist dann wie Blickkontakt.» Sie spreizte seine Beine, stellte sich dazwischen und presste ihm die Daumen ins Kreuz. Er regte sich leicht im Schlaf.
«Dann hat er noch gern, wenn man ihn in den Kniekehlen kitzelt. Sieh mal.» Sie kitzelte ihn, worauf Nedkörpers Beine hochschnellten. Sie kitzelte ihn noch einmal.
Reese bemerkte, dass Nedkörpers Hüften sich in das Bett gruben. Sie sagte zu Kathy: «Anscheinend geht’s jetzt bettmäßig bei ihm los.»
«Ja, richtig, der Ärmste», sagte Kathy. «Jedes Mal, wenn man auf seine Genitalien Druck ausübt, bumst er trocken.»
«Ach, na ja», sagte Reese. «Damit kann ich leben.»
«Ich lass dich jetzt allein», sagte Kathy. «Für mich ist das ein wenig traumatisch, weil ich mich ja um ihn kümmere. Ich kann’s nicht ändern. Manchmal werde ich eifersüchtig. Aber ich möchte, dass es ihm so gutgeht wie nur möglich, und außerdem muss ich bei drei der anderen noch einen Ölwechsel machen.»
«Was ist denn ein Ölwechsel?»
«Alle körperlichen Erfordernisse – wir müssen sie jeden zweiten Tag ausspülen, damit sie gesund bleiben.»
«Das ist ja ziemlich beeindruckend, aber auch ganz schön schräg», sagte Reese.
«Ich kann mich an alles gewöhnen», sagte Kathy. «Das sind nette Männer.» Bevor sie die Tür schloss, sagte sie noch: «An der Art, wie er das Bett bumst, sehe ich, dass er einen großen Steifen hat», sagte sie. «Dreh ihn auf die Seite, und du hast ein hübsches Geschenk.»
Sie schloss die Tür.
Reese setzte sich einen Augenblick zu Nedkörper und betrachtete die
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