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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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war. Die Ersatzstenge war länger als der Kreuzmast. Deswegen hatte man sie ein wenig schräg legen und den unteren Teil durch die – jetzt entfernte – Gräting des Spardecks absenken müssen, um genug Platz zu haben, sie auch aufzurichten. Doch Seasmoke und der Bootsmann hatten die ganze Aktion fest im Griff, und Manthyr schaute sehr befriedigt zu, wie die Reparaturarbeiten voranschritten.
    »Entschuldigen Sie, Sir!«
    Manthyr drehte sich zu dem Mann um, der ihn so höflich angesprochen hatte, und lächelte Lieutenant Rahzmahn zu. Der junge Chisholmianer mit dem kastanienbraunen Haar sah exakt so erschöpft aus, wie Manthyr selbst sich fühlte.
    »Naiklos ... öhm ... hat darum gebeten , Sie zu informieren, dass das Frühstück bereitet ist. Ich habe den Eindruck, er ist ein wenig verärgert darüber, dass er Ihnen heute Morgen keine frischen Eier servieren kann.«
    Rahzmahns Miene blieb bewundernswert ernst, aber seine Mundwinkel zuckten ein wenig. Manthyr stieß ein Schnauben aus. Sowohl der Hühner- als auch der Wyvern-Käfig (es war nicht möglich, Wyvern und Hühner zusammen in einen Käfig zu sperren, da Erstere dazu neigten, Letztere zu verspeisen) waren während des Sturms über Bord gegangen. Manthyr war dankbar, dass es nicht zu deutlich schlimmeren Verlusten gekommen war. Naiklos Vahlain allerdings sah in dem Vorfall offenkundig einen persönlichen Affront. Schließlich würde die erste warme Mahlzeit seit vier Tagen, die er seinem Admiral bieten konnte, nicht perfekt sein.
    »Ich kann mir vorstellen, dass er ein wenig ... verstimmt ist«, erwiderte der Admiral. »Das bedeutet wahrscheinlich, ich sollte ihn lieber nicht warten lassen. Darf ich davon ausgehen, dass Sie sich zu mir gesellen werden, Dahnyld?«
    »Danke sehr, Sir. Sehr gern.«
    »Nun, dann sollten wir uns besser jetzt gleich in die Höhle des Drachen wagen.«
    Manthyr hatte gerade seine dritte Tasse Tee getrunken und war angenehm gesättigt (frische Eier hin oder her), als jemand an die Tür seiner Kajüte klopfte.
    Sofort eilte Vahlain hinüber und öffnete. Der Admiral blickte auf und ließ seine Tasse sinken, als Captain Mahgail die Kabine betrat.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sie beim Frühstück zu stören, Sir Gwylym.« Der Flaggkommandant hätte nicht höflicher klingen können. Etwas an seinem Auftreten jedoch ließ bei Manthyr sämtliche Alarmglocken schrillen.
    »Das ist schon in Ordnung, Raif«, erwiderte er und stellte die Tasse auf den Tisch. »Dahnyld und ich waren ohnehin gerade fertig. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sir, wir haben gerade ein Signal von der Messenger erhalten. Sie meldet fünf Schiffe, allesamt Galeonen, Peilung fast genau Ost. Laut Commander Grahzaial wird das eine Schiff von den anderen vieren verfolgt. Und«, über den Frühstückstisch hinweg blickte er Manthyr ruhig in die Augen, »das vorderste Schiff fährt unter charisianischer Flagge.«
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand Captain Caitahno Raisahndo auf dem Achterdeck von HMS Rakurai . Mit ungestümer Vorfreude beobachtete er, wie sein Schiff unaufhaltsam zur flüchtenden charisianischen Galeone aufschloss, während drei weitere dohlaranische Schiffe – darunter auch die Gardist unter Captain Saigahns Kommando – unmittelbar in seinem Kielwasser waren. Sie hatten alle nur verfügbaren Segel gesetzt. Unter gewöhnlichen Umständen wäre der Charisianer schneller gewesen als sie. Aber offenkundig hatte der Sturm, der im Golf von Dohlar gewütet hatte, sie kräftig angeschlagen. Es sah ganz so aus, als sei ihr Großmast während des Sturms zumindest angebrochen. Schließlich musste es einen vernünftigen Grund geben, warum sie nicht noch mehr Segel setzte, wenn sie von einem im Verhältnis vier zu eins überlegenen Gegner verfolgt wurde.
    Doch im Augenblick war es Raisahndo herzlich egal, wo genau das Problem des Charisianers lag. Ihn interessierte nur, dass die Royal Dohlaran Navy endlich Rache nehmen dürfte für die Schlacht vor der Dracheninsel. Und genau wie Graf Thirsk es ihm versprochen hatte, waren Raisahndo und sein Schiff in vorderster Front dabei.
    Er drehte sich herum und blickte achteraus. Hinter HMS Krummsäbel , dem hintersten Schiff seiner kleinen Streitmacht, sah er die Masttopps und Bramstengen von mindestens zwei Dutzend weiterer Schiffe. Bei einigen von ihnen konnte er vom Achterdeck der Rakurai aus sogar schon den Rumpf erkennen, andere waren weiter abgeschlagen und über den halben Horizont verstreut. Jeder hatte so

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