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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Bestechungsgelder – fester Bestandteil der in alle harchongesischen Belange tief verwurzelten Korruption – hatten ihm den Titel eines Kapitäns der Winde eingebracht, als er gerade sechzehn Jahre alt gewesen war. Natürlich hatte er nie auch nur einen einzigen Fuß auf ein Schiff gesetzt, bevor er einundzwanzig wurde. Aber ein derartiges Vorgehen war in Harchong Standard, vermutlich weil das die einzige Möglichkeit war, jemanden in den Rang eines Flaggoffiziers zu befördern, während er zumindest theoretisch noch jung und tatkräftig genug war, um auch etwas ausrichten zu können.
    Admiral der Weiten Ozeane Aufgehende Sonne hatte seinen Admiralswimpel an Bord von IHNS Blüte des Wassers aufgezogen. Mittlerweile war der Herzog fünfundsiebzig Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen. Er neigte dazu, bei Kapitänsbesprechungen in endlose, gänzlich sinnfreie Monologe zu verfallen. Niemand hätte es gewagt, dergleichen auszusprechen – doch nicht in Harchong! Aber Lock Island war bekannt, dass zumindest einige der Untergebenen des Herzogs ihren Vorgesetzten für den falschen Mann am falschen Platz hielten. Bedauerlicherweise (für sie) war er von allen Offizieren von angemessener Seniorität noch derjenige, der am ehesten der Richtige war. Abgesehen davon war er dank seiner hohen Geburt der einzige denkbare Kandidat für ein derart renommiertes und bedeutendes Kommando.
    Kapitän der Winde Shoukhan Khowsan, der das Kommando über das Flaggschiff des Herzogs innehatte, war von einem gänzlich anderen Schlag. Natürlich musste auch er einem außerordentlich hoch angesehenen Haus entstammen, um ein solches Kommando übernehmen zu können. Obwohl er nur den Titel Landgraf Berg der Winde führte, war er doch der zweitälteste Sohn des Herzogs Tanzende Wasser. Und Herzog Tanzende Wasser war, wie jeder andere Herzog in ganz Harchong auch, eng verwandt mit dem Kaiser.
    Das war aber auch die einzige Ähnlichkeit zwischen Berg der Winde und Aufgehende Sonne. Der Kapitän der Winde war zwanzig Jahre jünger als der Admiral der Weiten Ozeane, und mit seinem Verstand war alles in bester Ordnung. Er war deutlich weniger erfahren, als das bei einem charisianischen Offizier seines Ranges der Fall gewesen wäre, aber deutlich erfahrener als praktisch jeder andere, den die IHN für diesen Posten hätte auswählen können. Glücklicherweise (für Lock Island) verabscheuten der Vater des Captains und Aufgehende Sonne einander zutiefst. Das bedeutete, die Beziehung zwischen Berg der Winde und seinem Admiral basierte nicht annähernd auf dem wechselseitigen Respekt, der zwischen Harpahr und Taibahld existierte. ›Eisig und förmlich‹ war vermutlich die beste Beschreibung dafür, und das war Bryahn Lock Island nur recht so.
    Wie hieß der Kerl noch, über den Merlin letztlich gesprochen hat? Lock Island runzelte die Stirn und versuchte sich an den Namen zu erinnern. Napulion? Irgendetwas in der Art auf jeden Fall.
    Das Stirnrunzeln des High Admirals wurde zur verärgerten Grimasse, weil ihm der richtige Name einfach nicht einfallen wollte. Doch während er über die Kommandostruktur der Gegenseite nachdachte, verstand er ganz genau, was dieser Wie-hieß-er-noch-gleich gemeint hatte, der einen anderen General glücklich nannte, weil der nur gegen Koalitionen antreten müsse.
    Denn jede Koalition ist nur so gut wie ihre Koordination , dachte Lock Island. Die ›Vierer-Gruppe‹ wird sich erst ein paar ordentliche Backpfeifen einfangen, ehe sie bereit sein wird, jemanden gehörig in den Hintern zu treten. Das aber ist erforderlich, um jemanden wie die Harchongese Navy dazu zu bewegen, sich mit irgendjemandem zu koordinieren! Gut für mich, dass außer Gott und den Erzengeln es wohl niemand schaffen wird, diesen Aristokratenhanseln einen entsprechenden Tritt zu verpassen!
    Der Gedanke war durchaus tröstlich ... bis Lock Island einfiel, dass nur neunzehn der dreiundneunzig bewaffneten Galeonen, die auf die Charisianer zuhielten, aus Harchong stammten. Die anderen vierundsiebzig hatte man allesamt in den Tempel-Landen gebaut, bewaffnet und bemannt. Das war natürlich etwas ganz anderes – und das nicht nur, weil sich deren Offizierskorps so deutlich von dem Harchongs unterschied.
    Offiziell hatten die Tempel-Lande schon vor Jahrzehnten die Leibeigenschaft abgeschafft. Trotzdem gab es dort auf fast jeder größeren Länderei immer noch Leibeigene; sie wurden nur nicht mehr so genannt . Gleichzeitig gab es in Emerald und sogar noch in

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