Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
einem Dorf mit vielleicht fünfzig oder sechzig Einwohnern. Mittlerweile befand sich in Delthak der größte Gießereibetrieb in der Geschichte Safeholds. In Howsmyns Manufaktur-Komplex wurde mehr Eisen gefertigt, als in allen Gießereien im ganzen Kaiserreich Harchong zusammengenommen.
    Die Folgen für Larek waren ... beachtlich gewesen. Das einstige Fischerdörfchen verfügte jetzt über einen Hafen, in dem es mittlerweile geschäftiger zuging als in Tellesberg. Der Hafen war zwar kleiner, und so fuhren auch insgesamt weniger Schiffe diesen Hafen an, aber er wurde rund um die Uhr angelaufen. Nie gab es genug Platz an den Kais, sodass immer einige Schiffe warten mussten, bevor sie Fracht löschen oder laden konnten.
    Sogar Hochseeschiffe konnten den Delthak befahren, wenn man dabei vorsichtig genug vorging. Allerdings hielten es die meisten Skipper für ratsamer, ihre Fracht den letzten Teil der Strecke mit Lastkähnen zurücklegen zu lassen. Rock Point war ernstlich versucht gewesen, mit seinen Schiffen den Fluss hinaufzufahren, hatte die Idee aber wieder fallen lassen. Unter anderen Umständen wäre er vielleicht bereit gewesen, das Risiko einzugehen. Dieses Mal jedoch nicht. Seine Galeonen hatten deutlich mehr Tiefgang, als die weitaus meisten anderen Schiffe, die den Fluss befuhren. Rock Point konnte es sich einfach nicht leisten – im wahrsten Sinne des Wortes –, eines seiner zwölf unschätzbar wertvollen Kriegsschiffe auf Grund laufen zu lassen. Jedes Einzelne davon würde schon bald bitter benötigt; es zu riskieren, eines der Schiffe auf eine Sandbank oder einen Felsen zu setzen, war ganz und gar undenkbar.
    Deswegen lag er jetzt vor Larek auf Reede, ging unruhig auf dem Achterdeck auf und ab und beobachtete mit Hilfe der SNARCs, wie Bryahn Lock Island sich der heiklen, riskanten Aufgabe widmete, Kornylys Harpahr auf die Nerven zu gehen. Er wusste, was Lock Island erreichen wollte – er wollte Harpahr ablenken, ihn verärgern, den Mann nervös machen, der ja schließlich unbewaffnete Galeonen zu beschützen und nach Desnairia zu eskortieren hatte. Es war Lock Islands Aufgabe, Harpahrs Vorankommen zu verlangsamen, ganz egal wie ... und es war Rock Points Aufgabe, hier abzuwarten, während Ehdwyrd Howsmyn in fieberhafter Eile versuchte, so viele Granaten wie nur irgend möglich zu produzieren ... Granaten, die der Imperial Charisian Navy vielleicht – vielleicht – die Möglichkeit böten, den Feind doch noch aufzuhalten.
    Rock Point selbst war der Ansicht, die Chancen dafür stünden vielleicht etwas besser als fünfzig-fünfzig, vorausgesetzt, Howsmyn könnte tatsächlich genug Granaten herstellen ... und vorausgesetzt, Rock Point selbst schaffte sie rechtzeitig zu Lock Island. Aber es gab einen gewaltigen Unterschied dazwischen, Harpahrs Flotte möglichst kampfunfähig zu machen, und diese Aktion auch zu überleben.
    Selbst mit Granaten müssen wir nah an sie heran , erinnerte er sich selbst nicht zum ersten Mal. Haben wir sie in Reichweite, sind wir auch in ihrer Reichweite. Und die haben viel mehr Geschütze als wir. Wir müssen das Überraschungsmoment des Granateneinsatzes nutzen. Vielleicht verliert der Gegner dann den Zusammenhalt. Vielleicht sind sie danach nicht mehr bereit, sich uns weiter zu nähern. Ja, dann vielleicht ... vielleicht ...
    Tief atmete Rock Point durch.
    Entweder wir schaffen es, oder wir schaffen es eben nicht. Aber manchmal wünschte ich wirklich, ich hätte so viel Gottvertrauen wie Maikel. Nicht, dass ich nicht mehr an Dich glauben würde, Gott! Aber wenn man sich ansieht, was Du auf Safehold bislang alles hast geschehen lassen, fragt man sich doch unweigerlich, was Du noch alles geschehen lassen wirst. Maikel hat damit überhaupt kein Problem – er ist bereit, alles zu akzeptieren, was Dein Wille ist. Ich versuche das ja auch, aber ich kann es einfach nicht. Oder vielleicht kann ich es wohl, aber nur, was mich persönlich betrifft. Aber ... manchmal kann das, was Dein Wille ist, so entsetzlich sein! Immer muss ich an Gwylym denken, an das, was Samyl Wylsynn und sein ›Kreis‹ ertragen mussten. Was mit Pater Tymahn in Corisande passiert ist.
    Er schloss die Augen und stand lange Zeit nur reglos an Deck. Dann riss er sich zusammen, öffnete die Augen wieder und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen.
    Also gut , dachte er. Ich weiß: freier Wille. Hat mir Maikel ja oft genug erklärt. Ergibt ja auch Sinn. Ich habe mein Bestes gegeben herauszufinden, was Du von mir

Weitere Kostenlose Bücher