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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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führe. Sie haben auch keine Ahnung, was geschehen wird, wenn – falls - wir in dieser Dunkelheit, mitten im Unwetter, gegeneinander krachen sollten. Sie alle gehorchen meinen Befehlen, verlassen sich auf meinen Plan, und dahinter steht nichts als Pflichtgefühl ... und Vertrauen. Großer Gott! Was muss man denn geleistet haben, um sich diese Art Treue und Gehorsam zu verdienen?
    Auf diese Frage wusste er keine Antwort. Doch er wusste, er würde alles tun, was erforderlich wäre, um dieses Vertrauen zu ehren, würde jeden Preis zahlen. Er würde sich dieses Vertrauens als würdig erweisen, selbst wenn er es nicht verdiente.
    Er blickte den Rudergänger an, der dicht neben ihm stand, einen grauhaarigen Unteroffizier, der sein Haar zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Der Regen strömte dem Petty Officer über das Gesicht. Seine Kiefer aber mahlten ungerührt auf einem Stück Kaublatt herum. Konzentriert spähte er zu den Segeln hinauf, die man kaum erkennen konnte. Er ließ sie nicht aus den Augen, steuerte das Schiff stets so, dass die Segel den Wind zur Gänze ausnutzten, und legte dabei das Geschick eines Mannes an den Tag, der schon seit zwanzig Jahren zur See fuhr. Doch den Blick seines High Admirals schien er doch zu spüren, und so wandte er den Kopf zur Seite und blickte Lock Island an.
    »Sorgen Sie nur dafür, dass wir diese Mistkerle find’n, M’Lord«, sagte er und grinste über das ganze Gesicht. Er musste die Stimme heben, um das Prasseln des Regens auf die nassen Segel zu übertönen. Gluckernd strömte das Wasser über Deck und verschwand in den Speigatts. »Sie find’n die, und wir treten den’ dann in’n Arsch! Könn’ Sie sich drauf verlassen, Sir!«
    Wieder grinste er, dann spie er gekonnt einen Mund voll Kaublattsaft in den Spucknapf, der am Kompassstand festgetäut war.
    »Ihr Zug«, meinte Kornylys Harpahr und lehnte sich auf seiner Seite des Schachbrettes im Sessel zurück. Sorgfältig klopfte er die Asche aus seiner Pfeife und stopfte sie dann ebenso sorgfältig erneut, ohne dabei den Blick vom Schachbrett zu nehmen. Nachdenklich betrachtete Taibahld die Stellung der Figuren.
    »Das war ein hinterhältiger Zug, Mein Lord«, bemerkte der Flaggkommandant.
    »Nun, wie der Erzengel Chihiro uns lehrt, erweisen wir Offizieren und Mannschaften keinen Dienst, wenn wir sie zu sanft behandeln«, erwiderte Harpahr sichtlich zufrieden. »Der Feind wird das auch nicht tun. Abgesehen davon hatten Sie das verdient – nach dem, was Sie mir gestern Abend angetan haben!«
    Stillvergnügt lachte Taibahld in sich hinein. Drei Schachpartien in jedem Fünftag mit dem Admiral General war mittlerweile zu einem Ritual geworden. Er wusste, dass sie beide das Spiel außerordentlich genossen. Sie waren gleichwertige Gegner, und die gesellige Entspannung dabei, gegenseitig ihre Schachfiguren niederzumetzeln, hatte sowohl ihrer persönlichen als auch ihrer beruflichen Beziehung nur gutgetan. Über dieses Schachbrett hinweg hatten sie das eine oder andere Logistik-Problem besprochen und auch mögliche taktische Szenarien. Taibahld war durchaus überrascht, wie sehr er Harpahr mittlerweile schätzte.
    Nun rieb er sich über den Nasenrücken und dachte über die Falle nach, in die ihn sein Schachpartner gelockt hatte. Er könnte seine Dame retten, aber nur, wenn er dafür den Königsturm opferte, und damit wäre seine ganze rechte Seite offen für Harpahrs Angriff. Aber wenn er dem Admiral General die Dame überließe und dann seinen Damenläufer zwischen ...
    Er wollte gerade schon die Hand nach dem Läufer ausstrecken, als er stockte. Ruckartig hob er den Kopf und kniff die Augen zusammen. Harpahr hatte gerade seine Pfeife neu entzündet. Durch eine Rauchwolke blickte der Admiral General ihn neugierig an.
    »Ahrnahld?«
    »Es tut mir Leid, Mein Lord.« Der Flaggkommandant klang sonderbar angespannt. »Ich dachte, ich hätte gerade etwas gehö ...« Da hörte er es erneut.
    Nach einer unverantwortlich langen Zitterpartie zu Beginn hatte die Kirche des Verheißenen tatsächlich fast alles richtig gemacht, was mit dem Aufbau ihrer neuen Flotte zusammenhing. Nicht alles – das wäre bei derartigen Landratten auch einfach zu viel erwartet gewesen. Aber endlich hatte sich Allayn Maigwair tatsächlich die Zeit genommen, einmal gründlich über die Lage nachzudenken . Darüber hinaus hatte Zhaspahr Clyntahn ihn darauf hingewiesen, dass die Galeeren, die er bislang bauen ließ, genau die falschen Schiffe

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