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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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recht klein, dabei gedrungen, mit dunklen Haaren und ebenso dunklen Augen. Er neigte dazu, sich stets elegant zu kleiden. Man erzählte sich über ihn (und wahrscheinlich war es die Wahrheit), allein für seine Paradeuniform gebe er mehr als das Jahresgehalt eines Unteroffiziers aus.
    Zugleich war Baikyr äußerst kompetent, sehr klug und furchtlos. Allzu viele Offiziere mit diesen Qualitäten hatte Lock Island bislang noch nicht kennen lernen dürfen. In vielerlei Hinsicht kam Baikyr dem High Admiral wie eine jüngere Ausgabe von Rayjhis Yowance vor.
    Genau, und darauf würde ich sogar meine Seele verwetten! , dachte Lock Island und verkniff sich ein belustigtes Schnauben. Oder das Leben meiner Männer. Denn ein High Admiral sollte sich seinen Flaggkommandanten ja auch nicht aussuchen, indem er ihn aus dem Hut zaubert!
    »Schön, dass Sie das als beruhigend empfinden, Sylmahn«, sagte er. »Und wenn man bedenkt, wie lange Sie Kielholer schon kennen, verstehen Sie sicherlich auch, dass ihn dazu zu bringen, irgendetwas zu tun, was er nicht tun will, ungefähr so ist, als wolle man einen Dreißigpfünder vom einen Ende des Hafens von Tellesberg zum anderen tragen, und zwar ganz allein. Nein, eigentlich ist das sogar noch ein bisschen einfacher!« Er verzog das Gesicht. »Glauben Sie mir, wenn man so einen Wettstreit erst einmal gewonnen hat, kommt es einem im Vergleich dazu wie ein Spaziergang vor, Harpahr ordentlich in den Hintern zu treten.«
    »Das freut mich zu hören, Sir«, erwiderte Baikyr und lächelte.
    »Gut. Dann haben Sie gewiss nichts dagegen, das Schiff jetzt klar zum Gefecht zu machen, Captain.«
    »Sofort, Sir!«, gab Baikyr zurück und salutierte schneidig.
    Normalerweise hätten Trommelwirbel die Mannschaft der Ahrmahk sofort zu ihren Gefechtsstationen eilen lassen. Doch an diesem Abend war es anders.
    Künstlich erzeugte Geräusche neigten erstaunlicherweise dazu, über Wasser erschreckend weit zu tragen. Wind und Regen, das Rauschen der Wellen, das Sirren der Takelage ... all das sollte eigentlich ausreichen, um jegliche künstlichen Geräusche zu übertönen. Aber in dieser Nacht war niemand bereit, sich darauf zu verlassen. Und so wurde an Bord von keiner einzigen der einundzwanzig charisianischen Galeonen, die sich ihren Weg durch die tiefschwarze Dunkelheit bahnten, eine Trommel geschlagen. Stattdessen wurden die Männer durch geflüsterte Befehle auf die Gefechtsstationen geschickt.
    Füße tappten über Decks. Gedämpftes Klopfen und Hämmern war zu hören, als Trennwände abgebaut und in den Frachtraum verladen wurden – zusammen mit Möbelstücken, Gemälden, den Weinkabinetten der Offiziere, mit Lehnsesseln und Teppichen. Lafetten quietschen und rumpelten, als Haltetaue gelöst und die massigen Schlitten von ihrem normalen Aufbewahrungsort geholt wurden, fest vertäut an der Schiffswandung. Bleischürzen wurden von Zündlöchern entfernt. Verschlüsse wurden überprüft, Mündungspfropfen aus den Rohren geholt. Ladestöcke und Bürsten wurden aus den Regalen geräumt, zwischen die Geschütze wurde jeweils ein Eimer Wasser gestellt, Sand wurde über das Deck gestreut, damit man darauf nicht ausrutschte ... und um Blut aufzusaugen.
    Am Bug teilten die Schützen derweil Entermesser und Enterbeile aus. Die neumodischen Pistolen, die man ursprünglich für die Imperial Guard entwickelt hatte, waren mittlerweile recht gebräuchlich geworden. Nun erhielten auch dienstältere Unteroffiziere und Matrosen je eine davon – in der einfacheren Variante, bei der man auf den gezogenen Lauf verzichtet hatte. ›Wölfe‹ – die kleinkalibrigen, schwenkbaren Geschütze, die die ICN bevorzugt gegen Weichziele einsetzte – wurden emporgewuchtet und auf ihre Zapfen gesetzt. Karronadenschützen eilten über das Oberdeck und bereiteten ihre eigenen Waffen vor, während der Regen von deren gedrungenen Rohren spritzte wie Gischt. Bis die Geschütze auf dem Oberdeck warmgeschossen wären, könnte man sich nicht unbedingt auf deren Steinschlösser verlassen. Deswegen wurden nun altmodische Zündschnüre um Luntenstöcke gewickelt und in leinenverhängten Bottichen abgelegt. Auf diese Weise wären sie nicht nur davor geschützt, vom Regen gelöscht zu werden: Auch der Gegner würde so nicht durch den verräterischen Lichtschein vorgewarnt.
    Weitere Männer spannten Netze über die Decks, die herabstürzende Teile der Takelage abfangen sollten. Andere Matrosen zogen Anschlagketten fest, um die Rahen zu

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