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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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langen Kolonne auf einem Achterdeck stand und wartete, kam es wie eine Ewigkeit vor. Doch letztendlich salutierte Baikyrs Signalgast vor ihm.
    »Die Darcos-Sund hat ihre Laterne niedergeholt, High Admiral.«
    »Gut«, bestätigte Lock Island ruhig.
    Zakrai Wayst konnte ein echter Kleinlichkeitskrämer sein, und es ließ sich nicht bestreiten, dass er zu Wichtigtuerei neigte. Zugleich aber war er so zuverlässig und unerschütterlich wie ein Felsbrocken, und der Mann, der Wayst Angst einjagte, musste erst noch geboren werden. Deswegen hatte er auch das Kommando über die Darcos-Sund inne, das zweite Schiff in Lock Islands Kiellinie. Das Niederholen der Laterne von der Vormars-Rahe der Darcos-Sund war das Signal, dass an Bord von HMS Daffodil – dem Schiff, das Waysts eigenem unmittelbar folgte – gerade eben die dortige Laterne niedergeholt worden war. Es mochte einfachere und schnellere Wege geben, diese Information weiterzugeben. Sowohl die Ahrmahk als auch die Destroyer , Rock Points Flaggschiff, waren darauf ausgerichtet, besagte andere Wege zu beschreiten, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen wäre. Aber noch nicht jetzt. Dieser andere Weg war zu ... energisch. Zu auffällig. Und dass die Darcos-Sund ihre Laterne niedergeholt hatte, bedeutete für Lock Island, dass jedes andere Schiff achteraus von ihr genau das Gleiche getan hatte. Und damit hatte jedes Schiff bestätigt, den Befehl ›klar Schiff zum Gefecht‹ von der Ahrmahk erhalten zu haben.
    Das jedoch wusste Lock Island bereits. Mit Hilfe der Fernsonden, die Owl im ganzen Gebiet verteilt hatte, war es ihm möglich gewesen, die anderen Schiffe genau im Auge zu behalten.
    Das muss den armen Merlin ja fast wahnsinnig gemacht haben, schon seit er bei uns angekommen ist , dachte der High Admiral. Er hat so viel sehen können – er hat so viel gewusst –, alles immer fast ohne Zeitverzögerung. Und trotzdem musste er sich immer auf Signalflaggen und Laternen verlassen und auf die Geschwindigkeit, mit der berittene Kuriere reisen, weil niemand sonst es sehen konnte. Und natürlich auch, weil er es sich nicht leisten konnte, dass man seine Fähigkeiten als ›dämonisch‹ bezeichnet.
    »Nun, Captain Baikyr«, sagte Lock Island und wandte sich im strömenden Regen erneut seinem Flaggkommandanten zu, »dann wollen wir mal.«
    Die roten Laternen am Besan der Ahrmahk sanken herab, und Captain Baikyr legte das Ruder luvwärts.
    Klatschnasse Segel killten, als das Schiff vom Wind abfiel, der nun nicht mehr backbord dwars einkam, sondern von backbord achteraus. Befehle wurden geflüstert, Segel und Brassen wurden getrimmt, und Bryahn Lock Island blickte über das Heck hinaus. Jemand mit ungewöhnlich guten Augen hätte vielleicht die Fockmastsegel der Darcos-Sund ausmachen können. Doch der High Admiral verließ sich nicht auf etwas so Fehlbares wie menschliche Augen. Er atmete tief (und unauffällig) durch, als er bemerkte, dass Zakrai Waysts Schiff der Ahrmahk tatsächlich folgte.
    Eines nach dem anderen erreichten die Schiffe der Imperial Charisian Navy den Punkt, an dem die Ahrmahk den Kurs geändert hatte, und eines nach dem anderen – stets geleitet von der kaum erkennbaren Laterne am Schiff voraus – taten sie es dem Flaggschiff gleich.
    Lock Island drehte sich herum und schaute nach vorn. Dann trat er zwischen die beiden Rudergänger und warf einen Blick auf die beleuchtete Kompass-Karte. Dann hob er den Kopf wieder und schaute erneut über den Bug seines Schiffes hinweg.
    Jetzt konnte er nichts anderes mehr tun, als die Ruhe und Entschlossenheit eines Mannes auszustrahlen, der voll und ganz auf seinen Plan vertraute. Das wusste er, und er wusste auch, dass jeder Matrose und jeder Soldat der Marines, jeder Offizier und Unteroffizier an Bord der Ahrmahk keinen Deut besser sehen konnte, was nun geschah, als ihr High Admiral selbst. Gut, damit täuschten sie sich natürlich, aber Lock Island konnte trotzdem nicht das Geringste ausrichten. Er wusste , dass er hier nur eine Rolle spielte: Er musste ihnen Zuversicht einflößen. Das gehörte zu seinen Aufgaben als Offizier, war Teil des komplexen Geflechts aus Verantwortung, Pflicht und Vertrauen, das ihn und die Männer unter seinem Kommando miteinander verband. Es war Teil eines unausgesprochenen Paktes.
    Die können doch überhaupt nichts sehen , dachte er, beinahe schon erstaunt. Hier ist es ja finsterer als in Clyntahns Herzen, und sie haben keine Ahnung, ob ich sie jetzt wirklich zu Harpahrs Flotte

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