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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Treue der Leibgarde nun vor allem ihr (und natürlich Daivyn), und nicht König Zhames. Bislang hatte Zhames nichts dagegen einzuwenden gehabt – zweifellos (sofern er überhaupt von der Existenz dieser Truppe wusste), weil sie so klein war. Insgesamt waren es gerade einmal zwölf Mann.
    Im Augenblick wünschte Coris, es wären zwölf hundert .
    Er blickte die Prinzessin an und dachte über die Frage nach, die sie ihm gestellt hatte. In zwei Monaten würde sie achtzehn Jahre alt werden. Doch sie wirkte zehn Jahre älter. Ihre haselnussbraunen Augen waren von Sorge umschattet. Dabei achtete die Prinzessin peinlichst genau darauf, ihre Umgebung von ihrer Besorgnis nichts spüren zu lassen. Das sind nicht die Augen einer jungen Frau – ach was, eines jungen Mädchens!, dachte Coris traurig. Doch war er dieser jungen Frau die Wahrheit schuldig.
    »Wahrscheinlich ist es sogar noch schlimmer, als die Berichte vermuten lassen«, gab er leise zurück. Einen Moment lang wandte er den Blick ab und schaute auf die Oberfläche des großen Sees hinaus. Im Schein der untergehenden Sonne wirkte das Wasser wie eine karmesinrote Decke. »Was wir bislang zu sehen bekommen haben, waren die offiziellen Berichte«, fuhr er dann fort. »Die vorläufigen Berichte.« Er kniff die Lippen zusammen. »Wenn Clyntahn erst einmal fertig ist, werden die Berichte noch deutlich schlimmer ausfallen.«
    »Mögen Gott und Langhorne ihren Seelen gnädig sein!«, flüsterte Irys. Nun war es an ihr, mehrere Sekunden lang schweigend auf den See hinauszustarren.
    »Und was glauben Sie: Wie viel Wahrheit liegt in den Anschuldigungen?«, fragte sie dann noch leiser. Coris holte tief Luft.
    Das war eine gefährliche Frage. Nicht nur, dass Irys sie aussprach, selbst hier, wo man sich fast sicher sein konnte, von niemandem belauscht zu werden. Nein, es war schon gefährlich, diese Frage überhaupt zu denken .
    Hast du wirklich geglaubt, sie hätte bislang über derlei Dinge nicht nachgedacht, Phylyp? , fragte er sich selbst sarkastisch.
    »Wünschen Sie meine ehrliche Antwort zu hören, Irys?«, fragte er ebenso leise. Ruhig blickte sie ihm in die Augen und nickte. »Also gut«, seufzte der Graf. »Natürlich können wir das unmöglich wissen, so weit von Zion entfernt. Aber ich glaube, mindestens neunzig Prozent aller Vorwürfe, die Clyntahn erhebt, sind aus der Luft gegriffen. Möglicherweise ist an den Vorwürfen überhaupt nichts Stichhaltiges.«
    »Warum dann das alles?« Ihre Stimme klang beinahe schon flehentlich. »Wenn das alles nicht wahr ist, warum dann diese Verhaftungswelle? Warum Beschuldigungen, auf die derart entsetzliche Strafen stehen?«
    »Weil ...«, setzte Coris an, doch dann zögerte er. Irys Daykyn war eine hochintelligente junge Frau, die ganz genau verstand, was es mit politischen Manövern auf sich hatte. Wenn sie sich diese Frage wirklich nicht selbst zu beantworten vermochte, dann zog Coris vor, sie in diesem segensreichen Zustand der Unwissenheit zu belassen. Tatsächlich wünschte er sich kaum etwas sehnlicher, als genau das tun zu dürfen.
    Aber in Wahrheit weiß sie das alles doch längst , sagte er sich selbst traurig. Sie hat es bislang nur nicht glauben wollen. Wahrscheinlich hat sie es so wenig glauben wollen, dass sie sich einredet, ihr leiser Verdacht müsse unberechtigt sein.
    »Eure Hoheit ... Irys«, sagte er dann, »ich bezweifle nicht, dass Vikar Samyl und Vikar Hauwerd etwas im Schilde geführt haben, das Clyntahn als Verrat ansieht. Aber bedauerlicherweise«, er blickte seiner Prinzessin fest in die Augen, »hat Clyntahns Definition von Verrat heutzutage erschreckend wenig damit zu tun, was tatsächlich ein Verrat an Mutter Kirche oder an Gott ist. Hier geht es vielmehr darum, wer es wagt, sich ihm , dem Großinquisitor, entgegenzustellen.
    Sämtliche Berichte und Analysen der vikariatsinternen Politik zeigen ganz deutlich, dass Samyl Wylsynn Clyntahns einziger Rivale war, als es seinerzeit darum ging, den Posten des Großinquisitors neu zu besetzen. Und Wylsynn ist – ich meine: war – wirklich ganz anders als Clyntahn. Zweifellos war Wylsynn über das Handeln der ›Vierer-Gruppe‹ innerhalb der letzten Jahre völlig entsetzt. Angesichts der Berichte, die mir über Wylsynns Persönlichkeit vorliegen, sollte es mich sehr überraschen, wenn er nicht versucht hätte, Clyntahns ... Exzesse zumindest abzumildern. Das aber wäre – nach Clyntahns Ansicht – bereits mehr als Grund genug, ihn in Gewahrsam nehmen zu

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