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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lassen, und sämtliche seiner ... Komplizen ebenfalls.«
    Bei ›Clyntahns Exzesse‹ hatte Irys kurz gezuckt. Es war das erste Mal, dass Graf Coris so offen zugab, nicht der gleichen Ansicht zu sein wie der offizielle Hüter der Seele von Mutter Kirche. Doch überrascht war Irys nur darüber, dass Coris das Wort ausgesprochen hatte, nicht, dass ihr Vormund und Freund in dieser Art und Weise empfand .
    »Aber jetzt Wylsynns Festnahme anzuordnen – und die Festnahme aller anderen –, unter dem Vorwand derartiger Vorwürfe!«, wandte sie ein. »Bei dieser Anklage werden sie entsetzliche Strafen erleiden müssen. Und der Großinquisitor hat auch noch ihre ganzen Familien festnehmen lassen!« Sie schüttelte den Kopf, und Coris verzog das Gesicht.
    »Irys«, sagte er so sanft, wie es ihm unter diesen Umständen möglich war, »Clyntahns Wahl fiel auf diese Vorwürfe, gerade weil sie derart entsetzliche Strafen in Aussicht stellen! Sicher, jeder Vorwurf hätte ihm eigentlich gereicht, um die Säuberung des Vikariats zu rechtfertigen. Wichtiger aber ist ihm, Kritik dauerhaft zu unterbinden. Dafür muss er seine jetzigen Kritiker vollständig und dauerhaft diskreditieren und sie so schwer bestrafen, dass niemand je wieder bereit sein wird, sich gegen ihn oder die Politik der ›Vierer-Gruppe‹ zu stellen. Das ist der eigentliche Plan!«
    In Irys’ Augen blitzte es auf. Kurz war Coris verwirrt. Doch dann begriff er, was der Prinzessin durch den Kopf gegangen war.
    Du denkst gerade an deinen Vater, nicht wahr? Du denkst daran, wie er hin und wieder eine deutlich härtere Strafe verhängt hat als nötig, um andere abzuschrecken , dachte er. Schlau, Irys! Auch wenn du ein anderes Bild deines Vaters bewahrst, weißt du doch, dass er Dinge getan hat, über die er nie mit dir gesprochen hat – Dinge, die nur sehr wenig mit Gerechtigkeit zu tun hatten.
    »Also denken Sie, er wird wirklich die Strafen Schuelers an ihnen vollziehen lassen?«
    »Die einzige Frage, die sich stellt, ist wohl leider, ob er die Strafen Schuelers auch an ihren Angehörigen vollziehen lassen wird – an ganzen Familien«, sagte Coris betrübt. Scharf sog Irys die Luft ein, und neuerliches Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sanft streichelte Coris seinem Mündel über die Wange – das war etwas, das er höchst selten tat.
    »Aber die Kinder, Phylyp!«, flehte sie. Sie legte die Hand auf die ihres Vertrauten, in die sie immer noch ihre Wange schmiegte. Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Er wird doch gewiss nicht auch ...«
    Sie stockte, als Coris langsam den Kopf schüttelte.
    »Für ihn sind das keine Kinder, Irys. Jetzt nicht mehr. Bestenfalls sind sie ›die Brut von Verrätern und Ketzern‹. Schlimmer noch: für ihn sind sie nur Bauernopfer. Ihr Tod wird Mutter Kirche – und damit Clyntahn selbst – sehr nützlich sein: als Warnung an alle zukünftigen ›Verräter‹.« Wieder schüttelte Coris den Kopf. »Nein, ich fürchte, die einzige Frage, die sich wirklich stellt, ist nur, ob er sich darauf beschränken wird, die Kinder einfach nur hinrichten zu lassen, statt auch an ihnen die Strafen Schuelers zu vollziehen.«
    Irys’ Gesichtsausdruck nach stand sie kurz davon, sich zu übergeben. Coris verstand das nur zu gut. Einige dieser Kinder hatten gerade erst laufen gelernt, andere mussten sogar noch getragen werden. Und Zhaspahr Clyntahn wäre das völlig egal. Genauso egal wie ...
    Energisch schob Coris diesen Gedanken beiseite. Er wusste, dass Irys nach wie vor davon überzeugt war, es sei Cayleb Ahrmahk gewesen, der die Ermordung ihres Vaters und ihres Bruders angeordnet habe. In vielerlei Hinsicht wünschte er, sie wäre bereit, auch andere Erklärungen zuzulassen – vor allem die Erklärung, die Coris selbst mehr und mehr zu einer Gewissheit zu werden schien ... und in der Zhaspahr Clyntahn eine wichtige Rolle spielte. Doch als Coris die Besorgnis in ihren haselnussbraunen Augen sah, ihren tiefen Kummer, verspürte er ein nur allzu vertrautes Zögern.
    Sie machte sich schon jetzt große Sorgen um das Wohlergehen und die Sicherheit ihres kleinen Bruders. Wollte er ihr noch mehr Sorgen bereiten und noch mehr Angst einflößen? Möglicherweise bot Unwissenheit darüber, dass Coris mittlerweile Clyntahn für den Drahtzieher der Morde an Irys’ Vater und Bruder hielt, einen guten Schutz für die Prinzessin. Solange Irys leidenschaftlich genug und für jeden erkennbar von Caylebs Schuld überzeugt war, besaß sie

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