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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Todesängste bei dem Gedanken an das, was du ihnen allen antun würdest, wenn du von selbst von der ganzen Sache erführest! Also hat er sich entschieden, die anderen an dich zu verkaufen und dabei für sich die bestmöglichen Bedingungen herauszuschinden! , dachte Duchairn eisig.
    »Dürften wir das vielleicht aus dem Munde von Erzbischof Nyklas selbst hören?«, erkundigte sich Trynair in bewusst neutral gehaltenem Tonfall.
    »Selbstverständlich!« Clyntahn tat entrüstet – als könne er nicht glauben, dass Trynair an seinen Worten zweifelte. Er blickte zu dem Erzbischof hinüber, der schweigend neben ihm wartete. »Erzählen Sie es ihnen, Nyklas!«
    »Jawohl, Euer Exzellenz«, erwiderte Stantyn.
    Er blickte die drei anderen Vikare an, räusperte sich und schluckte einmal heftig. Dann atmete er tief durch.
    »Es war genau so, wie der Großinquisitor das bereits geschildert hat, Eure Exzellenzen.« Seine Stimme zitterte ein wenig, doch er blickte seine Zuhörer offen an. »Anfänglich dachte ich wirklich, Vikar Samyl und Vikar Hauwerd hätten nur das Beste für Mutter Kirche im Sinn. Tatsächlich habe ich das sogar mehrere Jahre lang geglaubt. Erst nach und nach beschlich mich das Gefühl, dass sie sich in Widersprüche verstrickten. Aber selbst da wollte ich noch an bloße Missverständnisse meinerseits glauben. Aber dann haben sie mich dazu ... gebracht, Dinge zu tun, die mir ganz und gar nicht passten. Ich sollte meine Kollegen ausspionieren, andere Bischöfe und Erzbischöfe. Ich sollte Informationen über Mitglieder des Vikariats zusammentragen – sogar über den Großvikar persönlich. Vor allem sollte ich nach Beweisen suchen, die sich dazu verwenden ließen, Angehörige der Inquisition zu erpressen oder zumindest unter Druck zu setzen. Zusätzlich sollte ich nach allem Ausschau halten, was sich als Waffe gegen den Kanzler, den Großinquisitor und den Schatzmeister verwenden ließe.«
    Kurz schwieg er, als müsse er erst seine Gedanken ordnen. Dann sprach er weiter.
    »Erst da begann ich zu begreifen, dass die Informationen, die sie sammelten, gegen persönliche Gegner im Vikariat eingesetzt werden sollten. Das hat mich sehr beunruhigt, vor allem, als ich gewisse ... unschöne Aspekte ihres eigenen Privatlebens entdeckte.« Kurz zuckten seine Mundwinkel. Vielleicht war es eine rasch verborgene Grimasse des Abscheus ... vielleicht aber auch Furcht. »Ich habe herausgefunden, dass sich hinter der tugendhaften Fassade, die sie alle so zur Schau stellten, ein derart ausschweifendes Leben verbarg, dass es mich ernstlich entsetzt hat. Eure Exzellenzen, ich bin gewiss nicht prüde: Ich stehe mit beiden Beinen im Leben und habe schon viel gesehen. Ich weiß, dass Bischöfe, Erzbischöfe, sogar Vikare, immer noch sterbliche Menschen sind. Es sind Männer, die durch das Fleisch immer noch in Versuchung geführt werden können. Nur allzu leicht erliegen Sterbliche diesen Versuchungen des Fleisches. Ich bin nicht bereit, einen einzigen meiner Brüder in Gott dafür zu verdammen, dass sie schwach geworden sind. Aber es gibt Perversionen, bei denen ich eine Grenze ziehen muss. Widernatürliche Lust und Kindesmissbrauch sind mehr, als ich ertragen kann.«
    Duchairn riss die Augen auf. Clyntahn glaubte doch wohl nicht, dass dem Rest des Vikariats verkaufen zu können! Nicht als Vorwurf ausgerechnet Samyl und Hauwerd Wylsynn gegenüber!
    Doch noch während er das dachte, bemerkte er voller Entsetzen, wie verwünschenswert aufrichtig und überzeugend Stantyn klang. Außerdem würden diejenigen, die schon jetzt bereit waren, die Vernichtung eines vermeintlichen Feindes zu rechtfertigen, diese zusätzlichen Vorwürfe gierig aufgreifen.
    Na, dann weiß ich jetzt auch, was für Bedingungen es nun waren, zu denen du , Stantyn , Clyntahn deine Seele verkauft hast! , dachte er kalt.
    »Als mir endlich die Augen geöffnet waren«, fuhr Stantyn fort, »sah ich mehr und mehr Dinge, die ich niemals hatte sehen wollen. Und dann kam der Krieg gegen Charis. Plötzlich waren sie alle aufgeregt, ganz begierig, diese Gelegenheit zu nutzen, die unsere ersten Niederlagen ihnen verschafften: eine Öffnung in der Deckung von Mutter Kirche! Da ist mir bewusst geworden, dass ihnen allen gänzlich egal war, ob Mutter Kirche vielleicht vernichtet würde, solange sie nur die Macht über das haben würden, was von den Trümmern noch übrig bliebe. Sie waren voll und ganz bereit, diese ›Kirche von Charis‹ wachsen und gedeihen zu lassen, wenn

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