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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den genau richtigen Moment in der Bewegung der Squall ab ... und zog.
    Das Geschütz bellte auf. Der Rückstoß ließ den Schlitten quietschend über das Deck rutschen, bis die Sorgleinen ihn auffingen. Eine flammendurchzuckte Rauchwolke quoll aus der Mündung, und Stywyrt hob die Augenbrauen, als schon der allererste Schuss ein Volltreffer war.
    Die Kanonenkugel durchschlug das Schanzkleid der Brigg, traf das über der Luke vertäute Beiboot, zerriss es in zwei Stücke und schleuderte Splitter in alle Richtungen. Dann durchschlug die Kugel auch noch das gegenüberliegende Schanzkleid und versank weit hinter dem kleinen Handelsschiff im Meer. Wenigstens einer der harchongesischen Matrosen war getroffen; er lag auf dem Deck, umklammerte mit beiden Händen den rechten Oberschenkel und wand sich vor Schmerzen. Eine Splitterwunde , dachte Stywyrt. So etwas konnte deutlich schlimmer sein, als es auf den ersten Blick wirken mochte – vor allem, weil solche Verwundungen dazu neigten, sich zu entzünden.
    Eigentlich hatte der Captain nicht damit gerechnet, dass Mahldyn die kleine Brigg wirklich treffen würde. Gewollt hatte er, dass der First Lieutenant dem flüchtenden Schiff einen Warnschuss vor den Bug setzte! Er setzte gerade schon zu einer scharfen Bemerkung an. Doch dann stockte er und ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was genau er seinem Untergebenen aufgetragen hatte.
    Verdammt. Von ›vor den Bug‹ war nie die Rede, oder? Und ich weiß doch genau, wie ... enthusiastisch Zhames ist!
    Er verzog das Gesicht. Doch wenigstens führte dieser einzelne Schuss zu dem gewünschten Ergebnis: Sofort wurden die Segel gestrichen, ein eindeutiges Zeichen der Kapitulation. Stywyrt blickte zu den eigenen Segeln auf.
    »Backhol das Großbramsegel!«, befahl er, und sofort hörte er das Trappeln zahlloser Füße an Deck.
    Der Großbramstag schwang herum, sodass der Wind in einem anderen Winkel auf das Segel traf und es gegen den Mast presste. Sofort verlor die Squall an Geschwindigkeit. Langsam trieb sie nach Lee und erreichte mit knatternden Segeln ihre Prise. Der Bootsmann ließ bereits eine Gruppe antreten, die das Steuerbord-Beiboot zu Wasser lassen sollte. Stywyrt wandte sich währenddessen Captain Bahrnabai Kaits zu, dem Kommandeur des Marines-Kontingents an Bord der Squall .
    »Lassen Sie sich von denen nichts gefallen, Bahrnabai«, wies er ihn an. »Wir sind der Küste deutlich näher, als mir lieb ist. Schaffen Sie zuerst deren Verwundeten von Bord, dann überprüfen Sie die Ladung! Wenn Sie nichts finden, was wirklich von Interesse wäre, überprüfen Sie noch einmal, ob wirklich alle von Bord gegangen sind und ob Sie sämtliche Papiere haben – wenn die überhaupt welche mit sich führen! Und dann fackeln Sie das Schiff ab!«
    »Aye, Sir.« Zum militärischen Salut legte Kaits die Faust an die Brust. Dann drehte er sich ruckartig zu seinem First Sergeant herum. »Sie haben den Captain gehört, Sergeant!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Stywyrt schaute zu, wie ein halbes Dutzend Marines in das Beiboot stiegen, zusammen mit dem Midshipman, der das Kommando über den Trupp innehatte, und den Matrosen, die als Ruderer abgestellt waren. Der schwenkbare Davit, an dem das Boot zu Wasser gelassen wurde, war eine weitere Neuerung, die Sir Dustyn Olyvyr eingeführt hatte. Stywyrt war von dem Konzept mehr als überzeugt. So war es viel einfacher – und sicherer –, ein Boot zu heißen. Und Beiboote an Davits zu stauen, sorgte für kostbaren freien Platz an Deck.
    Auf der Lee-Seite der Galeone klatschte das Beiboot ins Wasser; die Ruderer legten sich in die Riemen, und schon flog das Boot regelrecht über die hohen Wellen, umtost von Gischt und Wind. Stywyrt erinnerte sich an die Zeit, da er selbst nur Midshipman gewesen war. Er erinnerte sich an Überfahrten gerade so wie diese – obwohl seinerzeit zumindest formal Frieden geherrscht hatte.
    Na ja, der junge Bursche sollte sich lieber rasch daran gewöhnen, wie die Welt jetzt aussieht , dachte der Captain ernst und wandte sich nach Süden, wo zwei dichte Rauchsäulen aufstiegen. Sie verrieten, dass zwei Schwesterschiffe des Küstenboots bereits den Flammen zum Opfer fielen. Wenn ich mich nicht sehr täusche, wird er mindestens so alt sein wie ich, bevor dieser Krieg vorüber ist. Aber in der Zwischenzeit ...
    Stywyrt widmete seine Aufmerksamkeit wieder ganz der frisch aufgebrachten Prise, schaute zu, wie das Beiboot längsseits ging und schüttelte betrübt den Kopf. Er

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