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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schon sehr früh für eine Karriere bei der Navy entschieden. Sein Bruder liebte es, von seinem Entsetzen zu berichten, als des kleinen Ahbails erste Worte ›Ahoi, du Landratte!‹ gewesen seien. Sicher war die Geschichte hemmungslos übertrieben. Doch ebenso sicher hatte Ahbails Familie, die schon seit Urzeiten Offiziere der Royal Army hervorbrachte, ihr Bestes getan, den Jüngsten von einem derart widernatürlichen Schritt abzuhalten. Zu Ahbails herausragendsten Eigenschaften aber gehörte Sturheit, und seine diversen Brüder, Schwestern, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel hatten jeglichen Versuch, ihn von seinem Entschluss abzubringen, bereits aufgeben, als er noch nicht einmal zwanzig Jahre alt gewesen war. (Seine Eltern waren schlau genug gewesen, bereits sehr viel früher die Segel zu streichen.)
    Nun, etwa fünf Jahre später, war Bahrdailahn Thirsks Flaggleutnant. Der junge Mann hatte, gelinde gesagt, nicht allzu viel von diesem Posten gehalten, den man ihm angeboten hatte. Er hätte es vorgezogen, das Kommando einer der neuen Briggs zu übernehmen, oder, sollte das nicht möglich sein, als First Lieutenant auf einer Galeone zu dienen. Und ganz ehrlich: er wäre für beides mehr als qualifiziert gewesen. Gewiss, er war kein solcher Seebär wie manch Altgedienter bei der Navy. Das jedoch machte er mit seinem Eifer wett, die Seemannschaft zu erlernen – einem Eifer, den so mancher Offizier der so genannten Alten Navy vermissen ließ. An Mut oder Kampfkraft mangelte es Bahrdailahn auch nicht, ganz im Gegenteil.
    Trotzdem hatte der junge Mann sich gefügt, ohne groß zu murren. Später gestand er Thirsk, ursprünglich habe er die Absicht gehabt, sich als hirnloser Adelsfatzke zu gebärden, damit Thirsk ihn so rasch wie möglich austauschen ließe. Er sei aber von diesem Plan rasch abgerückt, nachdem er erkannt habe, welch gewaltige Aufgabe es zu erfüllen gelte: der Aufbau einer brandneuen Navy. Es sollte eine Navy entstehen, die auf dem leistungsfähigen Modell der Charisianer basierte, was einen Aufbau von Grund auf bedeutete. Im Gegensatz zu allzu vielen Offizieren der Alten Navy hatte Bahrdailahn nicht nur verstanden, was Thirsk eigentlich zu erreichen versuchte, sondern war mit ganzem Herzen dabei. Zugleich war er auch scharfsinnig genug, zu erkennen, wie viele Feinde sich Thirsk dabei machte. Thirsk war bereit gewesen, das hinzunehmen – was Bahrdailahns Respekt vor seinem Vorgesetzten in Bewunderung für ihn umschlagen ließ. Dabei war es nicht geblieben: In den vergangenen anstrengenden Fünftagen und Monaten war aus Bewunderung Verehrung geworden.
    Das erklärte vielleicht auch die versteckte Beklommenheit in Bahrdailahns Blick. Thirsk aber kannte den Leutnant mittlerweile zu gut, um das zu übersehen.
    »Ich danke Ihnen für die Vorwarnung, Ahbail«, sagte der Graf jetzt. Er hörte schon die Pfeife des Bootsmanns und das Trappeln der Füße an Deck. Captain Baiket hatte die nahende Barkasse offenkundig ebenfalls bemerkt und ein Empfangskomitee antreten lassen.
    »Bitte stellen Sie sicher, dass Mahrtyn sich uns anschließt!«, fuhr Thirsk fort. »Bitten Sie Paiair, eine Flasche meines besten Whiskys bereitzustellen und halten Sie selbst sich bereit, unsere Gäste nach achtern zu führen!«
    »Jawohl, Mein Lord.« Bahrdailahn wollte sich schon wieder zurückziehen. Doch als Thirsk einen Finger hob, hielt der Leutnant inne. »Ja, Mein Lord?«
    »Ich kenne Admiral Hahlynd schon seit vielen Jahren, Ahbail, und zumindest bislang habe ich den Eindruck, als sei Bischof Staiphan durchaus vernünftig. Ich rechne nicht damit, mir mit einem der beiden innerhalb der nächsten Stunden einen Kampf auf Leben und Tod zu liefern.« Er deutete ein Lächeln an. »Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Jawohl, Mein Lord. Selbstverständlich!« Vielleicht lief Bahrdailahn ein wenig rot an. Sonnenverbrannt wie er war, war das schlecht auszumachen. Der junge Mann lächelte verlegen. »Ich bitte um Verzeihung, Mein Lord«, sagte er in deutlich neutralerem Tonfall, »nur ...«
    Er unterbrach sich, schüttelte kurz den Kopf. Thirsks Lächeln wurde breiter.
    »Glauben Sie mir, Ahbail, ich weiß genau, was Ihnen durch den Kopf geht! Ich weiß Ihre ... Loyalität auch sehr zu schätzen.« In seinen Augen blitzte es schalkhaft auf, als Bahrdailahn die Geste machte, mit der ein Fechter einen Treffer bestätigte. »Aber ich glaube, niemand könnte die Arbeiter in den Werften noch mehr antreiben, als wir das ohnehin schon

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