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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Reichweite. Marga hatte einen harten Schlag, und es war besser, ihr aus dem Weg zu gehen, wenn sie sich ärgerte.
    »Ich habe gesehen, was ich gesehen habe«, sagte Julia trotzig aus ihrem sicheren Versteck heraus. Und dann begann sie, die Geschichte des Dämons zu erzählen. Was sie allerdings ausließ, war Jan. Sie erwähnte ihn mit keinem Wort, obwohl sie nicht genau wusste, warum sie das tat. Vermutlich, um dem Spott der Küchenhilfe zu entgehen.
    Während sie so plauderte, immer wieder unterbrochen von Margas erstaunten Ausrufen, gewahrte sie rechts von sich zwischen Tisch und Wand eine Bewegung und einen rötlichen Schimmer. Ratten und Katzen waren ein alltäglicher Anblick in der Küche. Sogar Hunde verirrten sich manchmal hierher. Der Überfluss an Nahrung zog sie an wie ein Magnetstein das Eisen.
    »Hast du bemerkt, dass wir einen Freund hier unten haben?«, fragte Julia in ruhigem Ton.
    Der Begriff »Freund« war die allgemeine Bezeichnung für einen unliebsamen Tiergast in der Küche.
    »Hund oder Katze? Oder gar eine Ratte?«, fragte Marga prompt.
    Julia wusste, wenn sie das Tier genau fixierte, würde es womöglich verschwinden. Also blickte sie nicht direkt in die Richtung der Bewegung, sondern ein wenig daneben.
So konnte sie es mit einem halben Blick betrachten. »Ich glaube, es ist eine Katze. Eine große Katze.«
    »Nun, dann muss ich mich wohl entschuldigen. Der Dieb ist gefunden.« Drei Stücke Abfallfleisch klatschten in Julias Reichweite auf den Boden. Julia kroch nach vorn, sammelte sie ein und warf eines davon dem Tier zu. »Brauchst du mehr?«, fragte Marga nach.
    »Zwei noch!«, flüsterte Julia. Das Tier kroch aus seinem Versteck. Julia konnte erkennen, wie es humpelte. Sie musste die Katze anlocken, sie packen und aus der Küche werfen. Normalerweise taten ihr die Tiere nicht leid. Katzen gab es wie Sand am Meer. Sie waren eine Plage und in Hungerszeiten sogar eine beliebte Speise. Das Tier humpelte auf den Bissen zu, schnappte ihn sich und verschlang ihn mit einem Happs an Ort und Stelle. Julia schloss daraus, dass es entweder mit Menschen vertraut oder aber verletzt war, sonst hätte es die Beute in sein Versteck geschleppt und sie erst dort gefressen.
    »Komm her, meine Kleine«, flüsterte Julia und warf ihr den zweiten Köder hin. »Wollen doch sehen, was dir fehlt.« Das Tier rollte ein Knurren zu ihr herüber, als hätte es ihre Worte verstanden. Dabei sah Julia das Büschel Haare unter dem Bauch des Tieres. »Bist du keine Katze? Bist du ein Kater?« Sie lachte leise. »Also gut, Katerchen. Komm her. Lass mich deine Wunde anschauen.«
    Die Katze, die sie nun immer deutlicher als fuchsfarbenen Kater erkannte, schlich näher und holte sich auch die zweite Portion. Den dritten Köder legte Julia nahe zu sich her, um den Kater mit der Hand greifen zu können, wenn er sich den Leckerbissen schnappte. »Komm, ich tu dir nichts.«
    Der Kater kam langsam näher und ließ Julia und ihre Hände nicht aus den Augen. Er betrat langsam die Zone,
die vom Tageslicht beschienen war. Julia sah, was das Tier behinderte. Es war ein langer Riss, der sich von der Seite herab über den rechten Hinterlauf erstreckte. »Wer hat dich denn so zugerichtet?«
    Julia kannte die Kämpfe zwischen den Katern im Frühjahr, bei denen die Fetzen flogen und in die auch Katzen verwickelt waren. Nicht selten blieben schwer verletzte Tiere zurück. Aber jetzt war nicht Frühjahr, sondern Sommer und die Kater hatten sich beruhigt. Es musste sich also um eine Verletzung durch Menschen handeln. Oder durch einen Hund. Wie ein Blitz schlug auch ein andrer Gedanke in ihr Hirn ein: die Bestie, die sie gesehen hatte. Vielleicht war der Kater diesem Wesen über den Weg gelaufen.
    »Lass dich nehmen, mein Freund«, sagte Julia sanft, und sie hatte das Gefühl, als würde das Tier verstehen, was sie sagte, denn der Kater ließ ein Schnurren hören, dann interessierte ihn nur noch das Fressen.
    Als der Kater das dritte Fleischstück beschnupperte, griff Julia vorsichtig zu. Sie packte das Tier sanft am rötlichen Nackenfell und zog es einfach zu sich her auf den Schoß. Der Kater versteifte sich zuerst und fauchte leicht, dann jedoch, als Julia den Griff lockerte und sanft über das Fuchsfell strich, beruhigte er sich.
    Sie legte ein viertes Stück Fleisch in ihre Hand und hielt es ihm ausgestreckt vor die Nase. Gelb blitzten die Zähne, als das Tier zupackte und den Leckerbissen verschlang. Sie streichelte den Kater, der für ein

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