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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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fühlte sich an wie ausgetrocknet.
    Der Maler fuhr auf dem Absatz herum, riss den Mund auf zu einer Schimpftirade – und begann überraschend zu lachen. »Dich meine ich nicht, Junge.« Mit vorgehaltener Hand versuchte sich Meister Arcimboldo zu mäßigen. »Ich suche Contrario, nicht dich. Aber du siehst aus, als hätte ich dich mit der Rute geprügelt.«
    Jan senkte den Blick, weil er nicht verraten wollte, dass er Schläge erwartet hatte.
    »Hat dir die Vorführung gefallen, Junge?«
    Mit den Fingern der rechten Hand fuhr Jan sich über die linke und befühlte die Stellen, an denen die Klauen der Bestie ihn berührt hatten. Zwar brannten die Stellen noch, aber er war unverletzt.
    »Ja. Aber es war gefährlich.« Jan schluckte bei dem Gedanken an die messerscharfen Klauen, die Stackelberg beinahe zerfleischt hatten, und wunderte sich gleichzeitig, warum sie ihn nicht schwerer verletzt hatten.
    »Genau das ist mir auch aufgefallen, Junge. Deshalb suche ich diese Missgeburt namens Contrario.«
    Messer Arcimboldo ließ seinen Blick durch den Saal schweifen.
    Seit dem Kampf war vielleicht eine Viertelstunde vergangen. Der Kaiser hatte sich verabschiedet, der Haushofmeister ebenfalls, und Messer Mont war einfach grußlos verschwunden.
    »Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, stand er noch in der Ecke hinter der Säule da!«, sagte Jan. »Er trug ein Bild in der Hand. Eine Leinwand.«

    Jan zuckte zusammen, als Arcimboldo den Namen seines Adlatus brüllte, als wäre dieser taub. Verängstigt schaute er hinüber zu den Gemächern des Kaisers, ob dieser nicht wieder daraus hervorkommen würde.
    Doch die Sorge war unbegründet. Mit linkischen Bewegungen tauchte Contrario hinter der Halbsäule auf. Er hielt noch Schwamm und Leinwand in den Händen. Vom Bild tropfte der Alkohol und verbreitete einen stechenden Geruch.
    In diesem Moment glaubte Jan, die Temperatur im Vladislav-Saal würde sich rapide abkühlen. Messer Arcimboldo schien zu wachsen, und sein Adlatus schrumpfte auf ein Häufchen zusammen, das einen derart elenden Eindruck machte, dass es Jans Herz berührte.
    »Warum, Kerl?«, giftete der Maler Contrario an. »Warum hatte es Klauen wie Rasiermesser?« Mit einer großen Geste deutete er auf die andere Seite des Saales. »Baron von Stackelberg muss sich von einem Medikus behandeln lassen. Das Vieh hat ihm ein Ohr abgebissen und eine Wunde in die Schulter gerissen, die seinen gesamten linken Arm gefühllos macht. Das ist kein Spaß, mein Freund.« Beim letzten Satz betonte er jedes Wort. »So habe ich das Tier nicht gemalt!«
    Jan lauschte mit großen Ohren. Was warf Messer Arcimboldo Contrario vor? Er verstand es einfach nicht. Warum war er nur so wütend?
    Contrario ließ den Schreianfall ungerührt über sich ergehen. Er stand da, als prassle Regen auf ihn herab, doch ohne dass er davon nass wurde.
    Nun hatte Messer Arcimboldo Contrario erreicht und riss diesem die Leinwand aus der Hand. Er drehte sie um und betrachtete das Bild. Jan erkannte es sofort. Es war dasselbe Bild, das er nachts im Haus seines Meisters gesehen
hatte. Nur war damals ein Wesen in der Mitte der Leinwand zu sehen gewesen, das jetzt fehlte. Mit Alkohol hatte Contrario es ausgewischt. Jetzt verstand Jan besser. Sein Meister war wütend über diesen Frevel seines Adlatus. Schließlich war eine wertvolle Malerei vernichtet worden, auch wenn sie nur auf Leinwand gepinselt worden war und nicht auf Holz.
    Messer Arcimboldo hob die Leinwand ans Auge und ließ prüfend seinen Blick darüber gleiten.
    »Ich habe nur getan, was Ihr mir aufgetragen habt, Meister.« Es war das erste Mal, dass Contrario sich rechtfertigte.
    »Wenn ich das nur glauben könnte, Contrario. Ich hatte es dir verboten.« Der letzte Satz klang ruhig und gefasst. Doch je genauer Messer Arcimboldo sich mit der Leinwand beschäftigte, desto stärker geriet er in Rage. »Verdammt noch mal, ich hatte es dir ausdrücklich verboten!« Mit Schwung warf er die Leinwand durch den Saal. Sie segelte eine ganze Weile, drehte sich um ihre eigene Achse und zerschellte dann an einer der mit Holz ummantelten Halbsäulen, die die Gewölberippen des Saals stützten.
    Jan sah die ganze Zeit das Tier vor Augen, das ihn letzte Nacht mit seinen Schreien wach gehalten hatte.
    Arcimboldo stand eine Zeit lang da und starrte die Trümmer der Leinwand an. Dann wandte er sich an Jan.
    »Sammle das Zeugs auf und bring es zu mir in die Werkstatt. Beeil dich.«
    Jan sah noch aus den Augenwinkeln, wie

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