Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
Vom Netzwerk:
nicht warten«, drängte er.
    »Jan! Verdammt!« Die dritte Aufforderung trieb Jan die Treppe hinauf. Messer Arcimboldo stand ungeduldig und mit hochgezogenen Brauen an deren oberem Ende. »Wo bleibst du denn?«
    Jan murmelte eine undeutliche Entschuldigung und hoffte gleichzeitig, dass dies genügen würde.
    Diesmal spürte Jan nichts, als er die oberste Stufe übertrat, kein Hindernis, keine Berührung. Arcimboldo führte ihn geradewegs durch das Atelier und weiter in ein angrenzendes Zimmer.
    Zögernd folgte Jan seinem Meister. Als er die Schwelle zu jenem Zimmer überschritt, fiel hinter ihm die Tür zu. Jan fuhr herum. Meister Arcimboldo stand hinter ihm, noch immer mit einem düsteren Blick.

    »Setz dich!«, befahl Arcimboldo und deutete auf einen Sessel, der vor einem kalten Kamin stand. »Was hat dir Contrario über mich erzählt?«
    Jan blieb vor dem Sessel stehen. Er getraute sich nicht, sich niederzusetzen, bevor nicht sein Meister Platz genommen hatte. Jans Blick fiel auf Gemälde mit sonderbaren Köpfen, die aus Gemüse und Fischen zusammengesetzt waren und dennoch die dargestellten Personen genau trafen. Sie verstörten und faszinierten ihn zugleich.
    »Nichts!«, beeilte er sich zu sagen. »Gar nichts.« Jan schluckte. »Wir haben noch nicht über Euch geredet.« Das stimmte zwar nicht, aber Jan wollte dieses Gespräch, das sich eher wie ein Verhör ausnahm, nicht mit Anschuldigungen gegen Contrario beginnen. Obwohl er den Adlatus nicht mochte, durfte er es nicht mit ihm verscherzen. Schließlich musste er mit dem Gehilfen zusammenarbeiten. Auch wusste er nicht, wie Messer Arcimboldo Vorwürfe gegen seine rechte Hand aufnahm. Also sagte er am besten nichts.
    »So, so«, sagte Arcimboldo und senkte den Kopf. Er räusperte sich, als wäre er in Verlegenheit geraten, weil Jan nichts Schlechtes über Contrario gesagt hatte. Messer Arcimboldo schien über etwas nachzudenken, denn er blickte auf seine rechte Schuhspitze und bohrte diese gedankenverloren in eine Ritze des Parketts.
    Jan nutzte die Pause. »Ich möchte malen lernen!«, platzte er heraus. »So malen wie Ihr!«
    Sofort hob Messer Arcimboldo den Kopf und musterte ihn mit zu Schlitzen verengten Augen. Seine Geistesabwesenheit war wie weggeblasen. »Hat mein Gehilfe dir den Floh ins Ohr gesetzt?«, bohrte er nach.
    Jan schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Ich sehe doch Eure Bilder …« Er verstummte, nachdem sich die Lippen seines
Meisters zu einem dünnen Strich verengten. Jan deutete auf die Gemüsebilder und diesmal lächelte Messer Arcimboldo.
    Seine Stimme wirkte freundlicher, als er erklärte: »Das sind sogenannte Kompositbilder. Doch im Augenblick male ich die Kostüme und fantastischen Tiere für den Umzug Seiner Majestät. Ich finde keine Zeit, dich auszubilden.«
    »Dann später. Mir würde es genügen, wenn Ihr nach der Erfüllung dieses großen Auftrags Zeit für mich finden würdet.« Jan legte so viel Hoffung in seine Stimme, dass Meister Arcimboldo schmunzeln musste.
    »Wir werden sehen«, sagte er nur lapidar. Dann setzte er sich, zog Jan in den gegenüberliegenden Sessel und beugte sich vor. »Du hast doch Contrario getroffen.«
    »Das habe ich«, entgegnete Jan.
    »Lass dich nicht von diesem Halunken beschwatzen. Hörst du?« Jan nickte beflissen. Arcimboldo beugte sich zu ihm her. »Ich brauche ein Pigment. Nichts, was wir im Haus haben. Dazu ist es zu selten.« Er langte in seinen Beutel, der am Gürtel hing, und zog ein Silberstück heraus. »Du kennst das Goldene Gässchen?« Jan nickte. »Gut. Geh hinauf zum Hradschin in die Goldene Gasse. Frag nach Meister Gremlin, dem Alchemisten. Er soll dir vom Arcanum splendidum geben. Ausreichend!« Der Maler stockte kurz, maß Jan von oben bis unten. »Für ein Bild«, setzte er dann hinzu. »Die Bezahlung muss genügen! Lass dir am besten zwei Tiegel davon geben. Hörst du? Zwei! Und jetzt wiederhole!«
    Jan, der Messer Arcimboldo genau beobachtet hatte, fühlte sich nicht wohl. Irgendetwas stimmte mit diesem Auftrag nicht. Er erhielt ein Silberstück, das mehr wert war als das, was er in einem halben Jahr verdiente. Er sollte eine Ware holen, die selten und wohl äußerst wertvoll war. Es war eine Falle! Es war eine Prüfung, wie zuverlässig er war.
    Nun, er würde die Prüfung bestehen, dachte er sich, und
laut begann er, den Auftrag zu wiederholen. »Auf den Hradschin steigen; zur Goldenen Gasse laufen; Meister Gremlin suchen; Arcanum splendidum holen; ausreichend für ein

Weitere Kostenlose Bücher