Haus der Schatten (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Ich muss es wagen! Doch kurz bevor sie dann endlich zur Tat Schritt, bemerkte sie, dass alle Türen der Limousine per Zentralverriegelung verschlossen waren. Sie konnte nicht hinaus. Jedenfalls nicht so.
Francine warf einen Blick zu Colin. Als dieser einen kurzen Blick hinaus in den prasselnden Regen wandte, glaubte sie, dass ihre Chance gekommen war. Sie schnellte vor, langte über Bellindas Schultern und hatte dann das Lenkrad in den Fingern.
"Bist du verrückt geworden?", hörte sie Bellinda kreischen.
Der Wagen ging in Schlangenlinien über die Fahrbahn. Von vorne tauchte plötzlich ein Lastwagen auf, hupte und brauste dicht an ihnen vorbei. Dann fühlte sie ihre Hände in einem eisernen Griff. Colin hatte sie rau gepackt und riss sie zurück auf den Rücksitz. Noch immer hielt ihre Hände wie in einem Schraubstock. Ihre Handgelenke schmerzten, aber sie konnte nichts tun. Er war einfach stärker. Es hatte keinen Sinn, sich dagegen auflehnen zu wollen. Bellinda hatte den Wagen auf der Fahrbahn halten können, aber sie war kreideweiß im Gesicht geworden.
"Sie ist vollkommen verrückt geworden!", stieß sie hervor. "Vollkommen verrückt!"
"Ich habe sie unter Kontrolle!", meinte Colin.
"Das hätte leicht ins Auge gehen können - und dann wäre es für uns alle gefährlich geworden!"
Colin warf Francine einen wütenden Blick zu.
"Versuch das nicht noch einmal, Francine!"
Aber womit sollte er ihr drohen?
Ich habe nichts mehr zu verlieren, dachte sie.
*
Dann stoppte der Wagen auf einmal.
"Wir sind da!", erklärte Bellinda.
Colin Randolphs ließ Francine los und sie rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Dann langte er in die Manteltasche und holte einen Revolver hervor. Draußen hatte der Regen wieder etwas nachgelassen, aber es kam immer noch genug aus den Wolken, um nass zu werden.
"Jetzt ist es also soweit", sagte Francine und sie war selbst überrascht, wie gefasst sie plötzlich war. Colin nickte.
"Ja, Francine. Es gibt leider keinen anderen Weg! Wenn der gute Mr. Lamont nicht so schwache Nerven gehabt und gleich alles gestanden hätte... Vielleicht hätte es dann eine andere Lösung gegeben. Aber so... Es tut mir leid!"
"Das braucht es nicht, Colin!"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ganz wie du meinst, Francine." Er wandte sich an Bellinda. "Steig jetzt aus, Schatz", sagte er.
Es war ein Befehl. Bellinda drehte sich herum und bedachte Francine mit einem kühlen Blick. Dann öffnete sie die Tür und trat hinaus in den Regen.
"Was kommt jetzt? Wollt ihr mich erschießen?", fragte Francine. Ihre Lippen bewegten sich wie automatisch. Vielleicht konnte sie ein wenig Zeit gewinnen, wenn sie redete. Ein wenig Zeit nur...
Wahrscheinlich würde ihr auch das nicht helfen. Norman würde erst gegen acht zum Haus der Bailys kommen - und dann würde sie - Francine - wohl längst tot sein. Es gab keine Rettung, es konnte keine Rettung mehr geben, nach allem, was logisch und halbwegs wahrscheinlich war.
"Nein", sagte Colin. "Es wird alles wie ein Unfall aussehen. Ein paar Meter weiter befindet sich ein steiler Abhang, mehr als ein Dutzend Meter tief..."
Francine begriff. Sie würden den Wagen einfach mit ihr hinunterstürzen lassen. Es war unmöglich, so einen Sturz zu überleben. Vermutlich würde der Wagen sogar explodieren, so dass keine Spuren zurückblieben. Und wenn nicht, konnte man ja etwas nachhelfen. Alles schien perfekt geplant zu sein... Francine bewegte sich etwas, aber dann blickte sie in die Mündung von Colins Waffe.
"Schön ruhig!", befahl er.
Francine erstarrte.
Dann packte Colin sie plötzlich und ehe sie sich versah, hatte sie mit dem Revolverlauf einen Schlag auf den Kopf bekommen, der sie bewusstlos zusammensinken ließ. Colin öffnete die Tür und und verließ nun ebenfalls den Wagen, um Bellinda zu helfen. "Los, lass uns voran machen!", rief Bellinda. Aber dann drehte sie sich herum. "Da kommt ein Wagen..."
Auch Colin wandte sich kurz herum und schlug den Mantelkragen dabei hoch.
Aber dann winkte er ab.
"Das ist nur Jenkins, der uns hier abholen soll!"
Bellinda atmete sichtlich auf.
"Dann ist es ja gut."
"Nun aber hinunter mit dem Wagen!"
*
Norman Harris stoppte seinen Wagen vor dem gusseisernen Tor, hinter dem das Baily-Anwesen lag. Es regnete furchtbar. Harris schlug den Jackenkragen hoch, stieg aus und lief die fünf Schritte bis zur Sprechanlage.
"Ja, bitte?", kam es abweisend aus dem Lautsprecher.
"Hier ist Inspector Harris."
"Zu wem möchten Sie,
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