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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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die Luft wie Messer in meine Lungen zu bohren schien, wenn ich einatmete.
    Fragen gingen mir im Kopf herum. Erstens... wie, zum Teufel, hatten sie mich gefunden? Vielleicht hatten sie einen Sender an meinem Motorrad angebracht, aber ich hatte mich von ihm getrennt...
    Augenblick mal. Ein Sender am Motorrad war ein offensichtlicher Schachzug, aber ich hatte Kat und den anderen auch reichlich Gelegenheit gegeben, mir eine Wanze zu verpassen, oder? Teufel, heutzutage ist das kein Problem mehr, nicht bei all diesem mikrominiaturisierten Drek auf dem Markt. Ein beiläufiges Schulterklop-fen, und schon hat man jemandem einen selbsthaftenden Spürer von der Größe eines Stecknadelkopfs verpaßt.
    Wenn das der Fall war, konnte das ›Warum‹ nur mit Ryumyo zu tun haben - immer vorausgesetzt, daß es tatsächlich Ryumyo gewesen war, der den Verwandlungstrick auf meinem Telekomschirm vorgeführt hatte -und mit seiner Warnung, daß ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern solle. Und was hatte ich praktisch sofort danach getan? Ich war zum verdammten Ali'i gerannt, oder? Keine besonders gute Methode, sich aus allem Ärger rauszuhalten. Als dem großen Wurm klargeworden war, daß ich seinen freundlichen Rat in den Wind schlug, hatte er beschlossen, Kat und ihre kleinen Freunde loszuschicken, um die Dinge ein für allemal zu regeln. (Und was sollte die Netzkanone, wenn sie in dem Augenblick, als der nicht tödliche Angriff fehlgeschlagen war, das Feuer mit ihrer Artillerie eröffneten? Offensichtlich hatten die ALOHA-Runner vor, mich auf jeden Fall umzulegen, aber ihr Plan sah vor, mich einzukassieren, um mir dann an einem stillen, abgelegenen Ort in aller Ruhe eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Als ich mich rücksichtsloserweise geweigert hatte, mich einkassieren zu lassen, waren sie zu Plan B übergegangen: die ganze Gegend dem Erdboden gleichzumachen.)
    Kat und Moko waren mir immer noch auf den Fersen, vielleicht fünfzig Meter hinter mir, aber sie schlossen jetzt auf. (Angst und Adrenalin können wunderbare Dinge bewirken, aber sie können nicht unzählige Monate Stubenhocken ausgleichen.) Sie ballerten nicht mehr wild in der Gegend herum. Drek, das brauchten sie auch gar nicht. Sie wußten, daß sie mich letzten Endes einholen würden. In Panik zu geraten schien im Augenblick der einzig logische Plan zu sein, also befolgte ich ihn. Ich sah mich hektisch nach einem Platz um, der genug Deckung bot, um mich ihnen zum letzten Gefecht zu stellen.
    Und da wurde hinter mir wieder das Feuer eröffnet. Aber nicht von Moko und Kat - von jemand anderem. Die beiden ALOHA-Runner waren mit irgendwelchen Maschinenpistolen bewaffnet. Das Knattern und die Feuergeschwindigkeit waren unverkennbar. Die Kanonen, die jetzt losballerten, waren etwas ganz anderes mit einer viel höheren Feuergeschwindigkeit. Keine Minikanonen - dem Klang der Schüsse nach zu urteilen, waren es kleinkalibrige Waffen -, aber Waffen mit einer ähnlichen Feuergeschwindigkeit, die klangen, als werde ein riesiger Reißverschluß geschlossen. Normale MPs knatterten als Antwort darauf, aber die Reißverschlüsse meldeten sich wieder zu Wort, und die MPs verstummten.
    Ein Teil von mir wollte wissen, was, zum Teufel, hinter mir in der Gasse vorging. Wer sich, zum Henker, mit Kat und Moko anlegte. Der logischere Teil meines Verstandes schrieb die Frage als bedeutungslos ab. Alles, was meine Verfolger eliminierte, war gut, oder? »Der Feind meines Feindes ist mein Freund«, und der ganze Quatsch...
    Die Gasse mündete in eine Nebenstraße. Diesmal bog ich nach links ab und wurde dann langsamer. Hinter mir war alles still - keine Schüsse, keine Laufschritte. Waren Kat und Moko erledigt, oder hatten sie nur die Verfolgung aufgegeben? Im letzteren Fall konnten sie -oder bei genauerem Nachdenken auch ihre Freunde -mich immer noch aufspüren, indem sie den hypothetischen Sender benutzten, der sie überhaupt erst zu mir geführt hatte. Drek, ich mußte das Ding loswerden, und zwar schnell.. . aber mitten auf der Straße einen Striptease aufzuführen, war aus verschiedenen offensichtlichen Gründen taktisch nicht sehr klug.
    Mein Herz hämmerte in meinen Ohren, und meine Oberschenkel fühlten sich an, als hätte sie jemand mit einem Schlagstock bearbeitet. Hätte ich ein Abendessen zu mir genommen, wäre ich jetzt wahrscheinlich damit beschäftigt gewesen, es wieder von mir zu geben. Ich trabte weiter, wobei ich mir darüber klarzuwerden versuchte, was ich als nächstes

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