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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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einigen Leuten darin, daß Kühe sich nicht dumm und dämlich dafür bezahlen, ein Brandzeichen verpaßt zu bekommen. Vielleicht ist es an der Zeit, uns (Meta-)Menschen alle zu plätten und den Küchenschaben eine Chance zu geben ...
    Alles in allem war es auch weiterhin einer von diesen Tagen. Ohne eigenes Verschulden war ich in die Angelegenheiten von Königen, Konzernen und Dracoformen verwickelt worden. Ich war Zeuge eines Attentats geworden, man hatte wiederholt auf mich geschossen, und ich war unter dem Einfluß eines Lähmungszaubers beinahe erstickt. Und der Tag war noch längst nicht vorüber.
    Ich brauchte eine Auszeit. Was ich von allen Dingen, die ich mir vorstellen konnte, im Augenblick am meisten wollte, war, in meine Bude zurückzukehren, mich ins Bett zu legen und vierundzwanzig Stunden lang an der Matratze zu horchen. Vielleicht sahen die Dinge ein wenig besser aus, wenn ich aufwachte.
    Das Problem: Ich hatte im Moment keine Bude. Oder präziser - ich hatte zwei Buden, aber beide waren so kompromittiert, wie es nur eben möglich ist. Vielleicht sollte ich einfach zurück zum Iolani-Palast fahren, um politisches Asyl bitten und mich der Gnade des Ali'i ausliefern. Vielleicht brauchte König Kamehameha V. einen Haole- Höfling oder einen Eunuch oder irgendwas.
    Irgendwann holte ich meinen Taschencomputer heraus und durchforstete seinen Speicher. Ich hatte immer noch ein paar falsche Identitäten auf einigen Chips gespeichert. Sie entsprachen in ihrer Qualität alle derjenigen, die ich beim Einschreiben ins Ilima Joy nicht benötigt hatte: gut genug für Routine-Drek, aber mit Sicherheit Selbstmord, wenn ich versuchte, damit zu reisen.
    Ich versuchte mich an meinen Einzug in das Ilima Joy zu erinnern. Hatte ich eine dieser Identitäten benutzt? Ich wußte, daß der Bursche hinter dem Empfang nicht nach einem Ausweis gefragt hatte, aber...
    Aber war auf dem Kredstab, mit dem ich bezahlt hatte, nicht für alle Fälle eine Identität gespeichert? Ich glaubte schon. Okay, also gingen wir davon aus, daß die Identität ›Emory Archambault‹ kompromittiert war.
    Rasch machte ich mir einen weiteren ›blinden‹ Kredstab, diesmal unter dem Namen ›Mike Bloemhard‹. Als das erledigt war - eine Angelegenheit von Minuten - fing ich an, auf die Haltestellen zu achten, um herauszufinden, wo genau ich mich befand.

    Zwanzig Minuten später und nach zweimaligem Umsteigen befand ich mich in einem Bus, der über den Highway 99 in nordwestlicher Richtung fuhr. Als ich in Pearl City ankam - offensichtlich älter als Ewa, aber besser instandgehalten -, stieg ich aus und klapperte die Nebenstraßen nach einer Absteige ab. Im Westen brannte sich ein weiterer perfekter Sonnenuntergang einen Weg hinter die Skyline. Die tropische Dämmerung ist immer sehr kurz, und zehn Minuten später schaltete sich die Straßenbeleuchtung ein, um die Nacht zurückzuhalten.
    Vielleicht war Pearl City doch keine so gute Wette gewesen, überlegte ich mir nach einer weiteren halben Stunde. Alle Hotels, die ich entdeckt hatte, sogar diejenigen abseits der größeren Straßen, waren überraschend hochklassig. Gut, sie waren alt, aber sie waren ernsthaft aufgemöbelt wie das New Ritz Hotel in Seattle und verkauften ihr Alter als Plus. Läden, die derart viele Kreds in das Äußere investierten, kleckerten normalerweise auch nicht im Elektronik-Bereich. Es bedurfte keiner sonderlich umfangreichen Überprüfung, um herauszufinden, daß ›Mike Bloemhard‹ ebenso Fiktion war wie ›Neil der Orkbarbar‹. Einen Moment lang erwog ich, Den Bus zurück nach Ewa zu nehmen - zumindest wußte ich, daß es dort ein paar schummrige Absteigen gab -, verwarf die Idee dann jedoch sehr rasch wieder. Wenn Kat und ihre Freunde mein Motorrad mit einem Sender versehen hatten, war es einfach ein zu großes Risiko, mich auch nur in die Nähe der Stelle zu wagen, wo ich die Suzuki abgestellt hatte. Also ging ich weiter.
    Ich muß müde gewesen sein - das ist die einzige Ent-schuldigung, die ich vorbringen kann -, müde und seelisch mitgenommen. Andernfalls, bilde ich mir ein, hätte ich den Renault-Fiat Eurovan bemerkt, der sich an mich herantastete.
    Der kotzgrüne Lieferwagen war kaum mehr als zehn Meter entfernt, als meine Großhirnrinde endlich schaltete und ihn als etwas einstufte, worüber man sich Gedanken machen mußte. Und keinen Augenblick zu früh. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie das Fenster in der Beifahrertür heruntergelassen wurde, und registrierte

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