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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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die Bewegung im Innern. Meine Reflexe übernahmen das Kommando, und ich warf mich flach auf den Bürgersteig.
    Die Waffe, mit der der Beifahrer des Lieferwagens auf mich zielte, ging los - mit einem dumpfen Wumm anstelle des üblichen Knatterns -, und ich spürte, wie etwas die Luft über meinem fallenden Körper zerteilte. Ein Kunstfasernetz erschien - magisch, wie es schien -und machte einen Zeitungskiosk ein oder zwei Meter hinter mir bewegungsunfähig.
    Ich schlug hart auf dem Bürgersteig auf und rollte mich ab, um die Aufprallwucht zu mildern. Meine Kleiderpracht wurde erneut herabgemindert, aber wenigstens bewahrte mich die leichte Panzerung darunter davor, allzuviel Haut zu verlieren. Ich sprang auf und hechtete in die Deckung eines geparkten Wagens. Der Manhunter lag entsichert in meiner Hand, und ich hatte den Finger am Abzug, aber ich blieb unten, außer Sicht. Der Kerl in dem Eurovan hatte seinen ersten Schuß mit einer Netzkanone abgegeben, was bedeutete, daß er mich lebend wollte - zumindest im Augenblick. In dieser Situation war es nicht sinnvoll, das Feuer zu erwidern, weil die Angelegenheit dadurch leicht auf eine tödlichere Ebene eskalieren konnte. Vorsichtig hob ich den Kopf über die Motorhaube des Wagens, hinter dem ich hockte.
    Und alle nicht tödlichen Wetten waren augenblicklich ungültig. Die Seitentür des Eurovan glitt auf, und in der Dunkelheit dahinter leuchteten drei Laserzielrohre. Ich warf mich flach auf den Boden, als der Wagen von einem Kugelhagel durchlöchert wurde und ich von Transpex-Splittern der zerschossenen Scheiben überschüttet wurde. Über das Knattern der automatischen Waffen hinweg hörte ich, wie eine weitere Tür des Eurovan geöffnet wurde. Die Beifahrertür? Wahrscheinlich -der Bursche mit der Netzkanone nutzte den ›Feuer-schutz‹ seiner Kameraden aus, um sich an mich heranzupirschen und mich zu erledigen.
    Im Geiste ging ich meine taktischen Möglichkeiten durch. Es dauerte nicht länger als einen Sekundenbruchteil - es gab nur zwei, und nur eine davon beinhaltete, am Leben zu bleiben. Bevor ich zu sehr darüber nachdenken und vor Angst starr werden konnte, zwang ich mich auf die Beine, zog den Kopf ein und rannte. Weg von dem Wagen und mit Schlenkern und Haken, aber mehr auf Tempo und darauf bedacht, Land zu gewinnen. Ich wollte so geduckt wie möglich laufen, um ein kleines Ziel zu bieten, aber Geschwindigkeit war wichtiger als alles andere. Ohne mich umzudrehen, gab ich vier ungezielte Schüsse aus dem Manhunter über die Schulter ab.
    Kugeln pfiffen an meinem Kopf vorbei. Querschläger jaulten durch die Dunkelheit. Ich spürte, wie etwas an meinem Hemdkragen zupfte - also das ging jetzt entschieden zu weit.
    Auf dieser Straßenseite waren die Gebäude, im wesentlichen kleinere Industrieanlagen, durch schmale Gehwege voneinander getrennt. Ich täuschte rechts an, dann bog ich scharf nach links ab und stürzte mich kopfüber in eine dieser dunklen Passagen. Ich schrie vor Schmerzen auf, als etwas gegen mein linkes Schulterblatt prallte - ein Liebesgruß von einem Baseballschläger. Die Wucht des Schlages reichte, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, und mein rechter Ellbogen stieß heftig gegen eine Mauer. Ich jaulte auf, meine rechte Hand und der dazugehörige Unterarm fühlten sich an, als seien sie in geschmolzenes Blei getaucht worden, aber ich rannte weiter.
    Die Knallerei hinter mir ging weiter - keine Wumms mehr, sondern das Knattern richtiger Kugelspritzen -, aber nichts kam auch nur in meine Nähe. Ich rannte den Weg entlang wie ein gedopter Sprinter und warf mich nach rechts, als ich das Ende erreichte.
    Eine Gasse - eine widerliche, abfallübersäte verdammte Gasse. Obwohl ich wußte, daß ich die Luft dafür eigentlich nicht erübrigen konnte, fluchte ich laut. War ich eine Ausnahme, oder schien sich das Leben aller um dreküberhäufte Gassen und Müllcontainer zu drehen? Ich rannte weiter. Das Geballer hinter mir war verstummt, aber ich konnte die stampfenden Schritte der Verfolger hören. Ich riskierte einen Schulterblick und wurde durch den Anblick zweier Gestalten belohnt, die aus dem Gehweg stoben. Eine war groß und massig und hatte kilometerbreite Schultern. Die andere war klein und drahtig. Moko und Kat, zwei der Runner, die mit dem ›großen Wurm‹ in Verbindung standen? Ein ziemlich sicherer Tip. Beide gaben ein paar Schüsse in meine Richtung ab, aber die Sicht war Drek und die Entfernung zu groß. Ich rannte weiter, bis sich

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