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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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über Wirtschaftsfragen stritten, eine hirntote Komödie, zwei weitere Quatschköpfe, die sich stritten, aber diesmal auf Japanisch, und so weiter und so weiter. Ich entschied mich für einen Kanal - Zelda bekam den Zuschlag, so eine Überraschung - und wartete ab.
    Vielleicht werde ich tatsächlich alt. Ich nickte ein, bevor Zelda sich auch nur durch die Hälfte der (bemerkenswert gut ausgestatteten) ›Konzern-Execs‹ in dem Billig-Porno gebumst hatte. Fanfarenartige Musik riß mich aus meinem leichten Schlummer, und ich gab mir alle Mühe, Augen und Verstand auf ein animiertes News-Bulletin-Banner zu konzentrieren, das über den Trid-Schirm tanzte.
    Ich fasse zusammen, was ich sah. Wie so viele auf die Schnelle vor Ort gestrickte ›Sondersendungen‹, bestand auch diese zu einem Großteil aus »Tja, Marcia, wir wissen eigentlich nicht das Geringste über das, was hier vorgeht, aber wenigstens sind wir der erste Sender, der Ihnen das live mitteilt...« Nachdem ich oft genug umgeschaltet hatte, war ich jedoch in der Lage, mir das meiste zusammenzureimen.
    Was den Ort betraf, hatte ich richtig gelegen: Die beiden Explosionen hatten tatsächlich in der Konzernzone auf Sand Island stattgefunden. Offenbar - das war zumindest die offizielle Version der Geschichte, die von einem Sprecher der Na Maka'i bestätigt wurde - hatten Terroristen die Sicherheit der Konzernzone durchdrungen und drei improvisierte ›Vorrichtungen‹ an verschiedenen Stellen angebracht. Unerschrockene Sicherheitsleute hatten eine der Bomben auf Mitsuhama-Gelände gefunden und entschärfen können, bevor sie hochgegangen war. Unglücklicherweise waren zwei andere ›Vorrichtungen‹ explodiert und hatten auf dem Gelände von Renraku und Monobe minimalen Schaden angerichtet. Es gab keine Todesopfer, der Schaden war extrem begrenzt, und der Sprecher der Na Maka'i war zuversichtlich, daß man die Schuldigen binnen weniger Stunden verhaften würde.
    Ja, klar. Ich spielte ›Durchschaue die Lüge‹, und ich erwischte sie bei dreien. Erstens war an den Vorrichtungen‹ nichts ›improvisiert‹ gewesen - zumindest nicht nach dem Feuerball zu urteilen, den ich gesehen hatte. Wenn die Bombenleger das Ding nicht in einem Lastwagen hereingekarrt hatten, handelte es sich um eine äußerst effektive Bombe mit hoher Sprengwirkung.
    Zweitens - wiederum nach dem Feuerball zu urteilen - war es einfach unmöglich, daß der angerichtete Schaden ›minimal‹ war. Bei einer Explosion, die drei Kilometer entfernte Transpex-Scheiben zum Beben brachte? Wer sollte das glauben?
    Drittens - keine Todesopfer? Jetzt hört aber auf, ihr Mädels und Jungens von den Medien. In einem dieser mit ganz heißer Nadel vor Ort gestrickten ›Sondersen-dungen‹ hatte ich mindestens zwei Leichensäcke gesehen, die auf den Fleischtransporter geladen worden waren. Wenn man schon lügt, sollte man zumindest dafür sorgen, daß das eigene Trideomaterial einem nicht zu offensichtlich widerspricht.
    Wie sich herausstellte, spendierte man mir noch etwas mehr als die offizielle Geschichte. Als ich mich durch die Kanäle schaltete, stieß ich auch auf einen, bei dem es sich um einen hiesigen Piratensender handeln mußte. Über den Produktionswert ließ sich streiten, und der Sprecher schien irgendeine Droge eingeworfen zu haben und machte einen ziemlich übergeschnappten Eindruck, aber zumindest vertrat er einen innovativen Standpunkt, was den Vorfall betraf.
    Dem Piraten zufolge waren die Konzerne schuld an der ganzen verdammten Angelegenheit. Friedliche Demonstranten hätten außerhalb der Konzernzone von Sand Island protestiert, und gegen vier Uhr hätten die Sicherheitstruppen der Konzerne - ohne provoziert worden zu sein - das Feuer eröffnet. Erst dann, als Dutzende ihrer Kameraden verwundet oder tot waren, hätten einige der Protestierenden etwas - hier drückte sich der Sprecher nicht klar aus, was genau - getan, das die Explosionen verursacht hatte, und zwar als ›faire und gerechte Vergeltung‹ für das von den Konzernen angerichtete Blutbad.
    Ja, klar, friedliche Demonstranten‹ die ›für alle Fälle‹ Sprengladungen mit C12 bei sich haben? Erzähl mir mehr, Chummer.
    Trotzdem, dachte ich, als ich wieder im Bett lag, Barnard hatte einen interessanten Punkt angeschnitten, den man auch hier zur Anwendung bringen konnte. Wenn man zwei widersprüchliche Berichte hat, die aus zwei verschiedenen Quellen mit unterschiedlichen Interessen stammen, kann man davon ausgehen, das beide

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