Haus der Sonne
haben einige Leute bei sich?«
»Einige«, bestätigte er. »Vertrauenswürdige Freunde.«
»Und einen sicheren Aufenthaltsort?«
»Für den Augenblick, ja.«
Ich rieb mir die Augen, die sich plötzlich sehr müde anfühlten. »Und was geschieht jetzt?«
Der ehemalige Ali'i lächelte. »Ich glaube, darüber möchte ich im Moment lieber nicht reden, Mr. Montgo-mery«, sagte er ruhig. »Schließlich haben meine Leute diese Leitung kompromittiert...« Er brauchte den Gedanken nicht zu Ende zu führen.
Ich seufzte. »Ja.« Was gab es sonst noch zu sagen? Die Dinge waren längst über meine Fähigkeit, sie zu beeinflussen, hinausgediehen - jedenfalls empfand ich es so. Ich trieb ohne Kompaß und ohne Ruder auf einem dunklen, leeren Ozean. »Tja«, sagte ich zu dem E x-Ali'i, »wenn ich irgend etwas tun kann...«
Er unterbrach mich sanft. »Deswegen habe ich Sie nicht angerufen, Mr. Montgomery.«
Ich blinzelte. »Oh.«
»Ich bin gebeten worden, Ihnen etwas auszurichten.«
»Von wem?« Plötzlich verwandelte sich trostloser Fatalismus in paranoide Zwangsvorstellungen.
»Von jemandem, der behauptet, Sie zu kennen.« Hos Stimme und Körpersprache verrieten nichts, auch wenn ich ihn noch so durchdringend anstarrte. »Von jemandem, der sich mit Ihnen treffen will. Natürlich liegt es an Ihnen, ob Sie einem Treffen zustimmen oder nicht.«
Herzlichen Dank zumindest dafür, dachte ich. »Wer ist es?« fragte ich noch einmal.
»Eigentlich sind es zwei Personen«, erwiderte Ho zögernd. »Das hat man mir zumindest gesagt. Anscheinend würden Sie insbesondere mit einer dieser beiden reden wollen.«
»Warum? Und wer, zum Teufel, sind sie?«
Ho schien meine Fragen nicht gehört zu haben. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen dabei helfen, das Treffen zu arrangieren, Mr. Montgomery«, fuhr er fort. »Ein paar von meinen Leuten können die... die Parteien ... zu jedem Treffpunkt begleiten, den Sie angeben, und garantieren, daß nichts Unerwartetes geschieht.«
»Ja, sicher, danke«, sagte ich abwesend. »Aber wer, zum Teufel, sind sie, hm?«
Er wirkte ein wenig unbehaglich. »Ich nehme an, daß Ihnen das etwas sagt. Mir sagt es jedenfalls nichts. Man hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, daß Sie eine Botschaft von ›Freunden Adrian Skyhills‹ erwartet.«
Ach, einfach Sahne. Die verdammten Wanzen. Wunderbar, entzückend, welche Freude.
Natürlich stimmte ich dem Treffen zu. Drek, was sollte ich sonst tun? Schiere idiotische Neugier reichte als Motiv. Nach den Pogromen und all dem Drek, nach der Übernahme Chicagos durch die Insekten, nach der Enthüllung, daß Insektengeister und ihre Schamanen gleich nach dem Antichrist kamen... mußte da ein Wanzenschamane nicht einen verdammt guten Grund haben, seine kostbare, eklige kleine Haut zu riskieren, indem er ein Treffen mit mir arrangierte? (Neugier ist doch etwas Wunderbares, neh? Denken Sie nur an all die segensreichen Dinge, die die Menschheit der Neugier zu verdanken hat - Atomwaffen, Biowaffen, Trideo-Sit-coms...)
Als meine Entscheidung feststand, war es das Einfachste von der Welt, Gordon Hos Hilfsangebot anzunehmen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, daß sich ein Wanzenschamane derartiger Mühen unterzog, nur um eine Null wie mich zu geeken, aber ich dachte mir, daß es auf keinen Fall schaden konnte, ein paar harte Typen dabei zu haben. (Und sei es aus keinem anderen Grund als dem, mich davon abzuhalten, ihn zu geeken. Ich war der Ansicht, daß ich den ›Freunden Adrian Skyhills‹ immer noch etwas dafür schuldete, was mit meiner Schwester Theresa geschehen war.) Und bei genauerem Nachdenken würde körperlicher Schutz nicht reichen, oder? Ich brauchte jemanden, der auch das astrale Ding beherrschte - vorzugsweise einen Schamanen und keinen Magier, ausgehend von der Annahme, daß sich gleich und gleich versteht. Ein Schamane auf meiner Seite war vielleicht in der Lage, jede beabsichtigte Gemeinheit, die der Wanzen-Bubi im Schilde führte, rechtzeitig zu erkennen und im Keim zu ersticken.
Also bat ich Ho um einen Schamanen und drei kräftige Leibwächter. Zwei von den Muskelmännern wollte ich schon vor dem Treffen bei mir haben. Der Schamane und die dritte Messerklaue konnten den oder die Wan-zen-Bubis abholen und ihn/sie zum Treffpunkt begleiten. Ho war sofort einverstanden. Ich glaube, daß er fast ebenso neugierig war wie ich und von seinen Leuten erwartete, daß sie ihm hinterher einen vollständigen Bericht lieferten.
Was den Treffpunkt anbelangte, nun,
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