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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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aussehende Kampfhubschrauber anstatt der stromlinienförmigeren unbewaffneten Transporter -, die herumschwirrten wie wütende Hornissen. Die meisten flogen ständig scharfe Manöver, falls irgendwo dort draußen noch ein Raketenteam lauerte, und ruckten wahllos nach rechts und links oder oben und unten. Manche setzten für alle Fälle noch Leuchtkugeln ab, sonnenhelle Lichtpunkte. Ich konnte keine Farben oder Insignien erkennen, also wußte ich nicht, wessen Kopter es waren, aber es war ganz klar, daß sie zu verschiedenen Konzernen gehörten. Ebenso klar war, daß besagte Konzerne nicht sonderlich effizient zusammenarbeiteten. Im Zeitraum von fünfzehn Minuten sah ich ein halbes Dutzend Beinahe-Zusammenstöße verschiedener Hubschrauber. Hin und wieder konnte ich -gedämpft durch die Doppelglasscheiben - das Knattern automatischer Waffen hören. Kämpften Angriffsteams von ALOHA tatsächlich gegen die Konzerntruppen, oder schössen die Sicherheitsleute der Konzerne aufeinander - die Boden-Version jenes chaotischen Ringelreihens am Himmel? Das ließ sich unmöglich sagen.
    Schließlich wandte sich der E x-Ali'i vom Fenster ab und kehrte zum Sofa zurück. Nach einer Weile schloß ich mich ihm an. Pohaku sah immer noch so aus, als suche er einen Vorwand, jemandem den Kopf abzureißen - irgend jemandem -, aber zumindest besaß er noch die Geistesgegenwart, unsere Gläser neu zu füllen.
    Ho streckte sich und ließ Hals und Schultern kreisen. Mir fiel plötzlich auf, daß er so aussah, als sei er in den letzten Stunden um zehn Jahre gealtert. Tja, ich schätze, das kann passieren, wenn man zuerst abgesetzt wird und dann mitansehen muß, wie das eigene Land auf einen Krieg zutaumelt.
    »Was nun?« fragte ich.
    Ho sah mich an und lächelte. (Wenigstens glaube ich, daß es ein Lächeln sein sollte. Es sah mehr wie die Grimasse eines Mannes unter der Folter aus.) »Ich habe das Orakel-Geschäft aufgegeben«, sagte er. Dann verblaßte sein Lächeln, und seine Augen sahen plötzlich noch müder aus.
    »Die Regierung hat nicht viele Möglichkeiten«, fuhr er ruhig fort. »Sie muß schnell handeln, damit ihr der Gerichtshof nicht zuvorkommt. Was bedeutet, sie kann nicht viel gegen ALOHA unternehmen.«
    Ich nickte. Das ergab auf grimmige, häßliche Weise einen Sinn. Einen militanten Policlub - mit anderen Worten und bei genauerem Hinsehen, eine Terroristengruppe - zu verfolgen und zu neutralisieren ist niemals eine kurzfristige Lösung. Man braucht Hilfsmittel, und man braucht Zeit. Die von der Na Kama'ama dominierte hawai'ianische Regierung mochte ersteres haben, aber Ho glaubte offenbar nicht, daß ihr die Konzerne letzteres im Übermaß einräumen würden... und ich gab ihm recht. Drek, bei genauerem Hinsehen stellte sich sogar die Frage, ob das Ausradieren eines militanten Policlubs auch auf lange Sicht überhaupt möglich war. Fragen Sie die FBI-Teams, die den Auftrag hatten, Humanis und Alamos 20K zu eliminieren. »Und welche Möglichkeiten sind das?« fragte ich.
    Gordon Ho zuckte die Achseln. »Wenige.« Er seufzte. »Verhandlungen - aber das setzt voraus, daß die Konzerne ein Interesse daran haben zuzuhören, was in diesem Stadium keineswegs gewiß ist.
    Oder eine Gegendrohung«, fuhr er mit bekümmerter Stimme fort. »Die Konzerne halten der Regierung eine Kanone an die Schläfe: Thor. Die Regierung muß ihre eigene Kanone ziehen.« Er zuckte wiederum die Achseln. »Ein Patt. Aber zumindest hätten dann beide Seiten etwas mehr Zeit, um zu verhandeln, bevor das Töten anfängt.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Einen Bluff, meinen Sie?«
    »Ein Bluff würde nicht funktionieren. Die Gegendrohung muß schon Substanz haben.«
    »Ja, klar«, schnaubte ich. »Die Konzerne bedrohen?« Die Vorstellung war so lächerlich, daß ich beinahe laut aufgelacht hätte.
    Doch Ho fand das nicht komisch. »Sie wären überrascht, Dirk«, sagte er düster.
    Jetzt lachte ich laut... und verstummte dann so abrupt, daß ich fast meine Zunge verschluckt hätte. Plötzlich fielen mir wieder die verrückten Sachen ein, die Scott mir bei unserem ersten gemeinsamen Frühstück erzählt hatte, die Geschichten über den verdrehten Drek, der am Sezessionstag abgegangen war. Drek, jetzt fiel mir auch wieder ein, daß mir bezüglich der Sezession einige bedeutende Fragen durch den Kopf gegangen waren.
    Erstens, warum hatten die Vereinigten Staaten Hawai'i so bereitwillig aufgegeben? (Okay, sie hatten versucht zurückzuschlagen... einmal. Doch nach den

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