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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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lügt.

    Und was sollte es, da ich einmal dabei war, rief ich die LTG-Nummer an, die Wanzen-Bubi mir auf dem Stück Thermaldrucker-Papier gegeben hatte. Eine Mail-Box -wie vorauszusehen. Ich hinterließ eine Nachricht, in der ich ein Treffen später am Nachmittag anregte -nun, vielleicht auch verlangte -, und zwar am Ostende von Waikiki Beach vor der Statue irgendeines Kerls mit einem Surfbrett, die ich an meinem ersten Tag auf den Inseln gesehen hatte.
    Ich traf fünfzehn Minuten zu früh ein - ich konnte einfach nicht länger warten -, aber Wanzen-Bubi war mir zuvorgekommen. Der Insektenschamane saß auf einer Holzbank im Schatten der Statue, den Blick seiner glasigen Augen starr auf die Brandung gerichtet. Ich glaube nicht, daß er mich kommen hören konnte, und ich wußte, daß er mich nicht gesehen haben konnte, wenn er kein drittes glasiges Auge im Hinterkopf hatte. Trotzdem drehte er sich um, als ich noch fünfzehn Meter entfernt war, und sah mir zu, wie ich langsam auf ihn zukam.
    Er stand auf, als ich nahe genug war, und wiederum war ich froh, daß er mir nicht die Hand reichte.
    »Wir hatten eine Abmachung«, sagte ich kategorisch.
    Er neigte den Kopf - Zustimmung vermischt mit Bedauern. Wie bei dem Ali'i wußte ich, worauf dieses Gespräch hinauslief. »Ja«, sagte er.
    »Und? Wo ist meine Schwester?«
    Der Insektenschamane zuckte fast entschuldigend die Achseln. »Nicht mehr da«, sagte er schlicht.
    »Ihr könnt sie nicht mehr zurückholen.« Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren seelenlos. »Ihr konntet es von Anfang an nicht, richtig?«
    Der unauffällige Mann schüttelte den Kopf. Und dann drehte er sich um und ging weg.
    Ich wollte schreien. Ich wollte ihm nach und ihm den Schädel einschlagen. Ich wollte die Pistole ziehen, die ich mitgenommen hatte und ihm das Magazin in den Rücken jagen. Ich wollte dieselbe Pistole gegen meine Schläfe richten und abdrücken. Statt dessen sagte ich aufrichtig: »Danke, daß Sie allein gekommen sind.«
    Er zögerte einen Augenblick. Er sah sich nicht um, wofür ich ewig dankbar sein werde. Dann nickte er einmal und ging dann weiter, westwärts, der untergehenden Sonne entgegen.
    Jeder lügt.

    Es war wieder so wie im Krankenhaus. Gerade saß ich noch auf einer Holzbank und sah Wanzen-Bubi nach, der durch den Sand der untergehenden Sonne entgegenging. Ich blinzelte, und der Himmel war dunkel. In den Strandhotels von Waikiki brannten Lichter. Hinter mir auf der Straße fuhren Autos vorbei, deren Stereoanlagen hawai'ianische Musik spielten.
    Ein Taxi blieb ein paar Augenblicke ein Dutzend Meter entfernt stehen. Die Fenster waren heruntergekurbelt, und die Stereoanlage dudelte. Ich erkannte das Lied - ›Hawai'i, My Home‹, von dieser Gruppe, die Scott an meinem ersten vollen Tag auf den Inseln für mich aufgelegt hatte. Kani- irgendwas Die Mitglieder der Gruppe waren mittlerweile alle tot. Irgendwie passend.
    Ich spürte die Anwesenheit einer anderen Person neben mir und drehte mich um.
    Es war der Elf. Quentin Harlech, oder wie sein richtiger Name lautete. Eine Armeslänge von mir entfernt starrte er auf den nachtschwarzen Ozean.
    »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte ich, um dann gleich fortzufahren: »Geschenkt.«
    Die Hotellichter glitzerten auf seinen Zähnen, als er lächelte. »Lange genug«, beantwortete die Frage, die ich gerade zurückgenommen hatte. Dann wartete er -um festzustellen, ob ich noch etwas sagen wollte, um festzustellen, ob ich versuchen würde, ihn zu geeken... ich weiß es nicht. Ich tat nichts dergleichen. Ich betrachtete nur den rosa unterlegten Horizont.
    Schließlich sah ich die Silhouette seines Kopfes nicken. »Sie wissen nicht, was Sie getan haben, oder?« fragte der Elf leise. »Sie haben keine Ahnung, wie bedeutend es war, und Sie wissen auch nicht, warum es wichtig war. Aber Sie haben es trotzdem getan.«
    Ich sah ihn nicht an, aber ich spürte seinen Blick auf mir ruhen. Ich kannte die Frage, die er stellte - die Frage, die in Worte zu kleiden er nicht über sich brachte. Aber ich wußte die Antwort darauf nicht. Ich zuckte die Achseln.
    »Das dachte ich mir«, kommentierte er die Antwort, die ich ihm nicht gegeben hatte. »Ich glaube, ich kenne dich von früher, Derek«, fuhr er einen Augenblick später leise fort. »Vielleicht haben wir früher schon einmal Seite an Seite gekämpft.«
    Jetzt drehte ich mich zu ihm um. »Chummer«, sagte ich, »Sie müssen verrückt sein. Vor Puowaina sind Sie mir noch nie unter die Augen

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