Haus der Sonne
letzten Jahrhunderts oder so -, aber ihm liegt eine Idee zugrunde, deren Zeit jetzt gekommen war. Die Idee war, eine ganze Wagenladung ›halbintelligenter‹ Projektile in eine niedrige Erdumlaufbahn zu befördern, die mit wenig mehr als einem Raketenantrieb, ein paar Steuerdüsen und einem Computer-Suchkopf in der Spitze ausgerüstet waren. Kein Sprengkopf, weil man keinen braucht. Im wesentlichen handelt es sich um ›schlaue Brecheisens Wenn man jemandem eine unverblümte Botschaft übermitteln will, braucht man nur die entsprechenden Befehle an ein paar Dutzend Thor-Projektile zu schicken. Sie zünden den Antrieb, um sich aus dem Orbit zu lösen, dann stürzen sie mit horrender Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Ihre Suchköpfe suchen jetzt nach einem angemessenen Ziel, das von der Programmierung abhängt -ein Panzer vielleicht, oder die Kuppel eines Regierungs-itzes... oder etwas, das wie ein Flugzeugträger aus-sieht. Dann schießen sie abwärts, vollgepackt mit wer weiß wieviel kinetischer Energie, und was sie treffen, lost sich einfach auf... wahrscheinlich in einem netten Feuerwerk. Im wesentlich sind Thorhämmer also nur gelenkte Meteoriten. Elegante Idee, neh ?
Das war die Idee, aber soweit man wußte - zumindest bis 2017 -, hatte niemand Projekt Thor tatsächlich in die Tat umgesetzt. Bis zum heutigen Tag weiß niemand genau, wer die Projektile losgeschickt hat, die ein paar Tonnen Meerwasser vor dem Bug der Enterprise verdampften.
Aber ich kann eine ziemlich genaue Vermutung anstellen, die auf einigen interessanten Zufällen beruht. Zufällig war 2017 das Jahr, in dem Ares Macrotech-nology die alte Raumstation Freedom übernahm, die schließlich umgebaut und in Zürich-Orbital umbenannt wurde. Ebenso zufällig war Ares der einzige Megakon-zern mit Einrichtungen in der Umlaufbahn, die sich in der Gegend des richtigen ›Fensters‹ für den Abschuß eines Thorhammers in den mittleren Pazifik befanden. Und Ares war - natürlich ebenfalls zufällig - einer der Megakonzerne, mit denen unser Freund Danforth Ho lange und ausgedehnte Privatgespräche geführt hatte ... Quelle chance...
Ende des Exkurses.)
Das war es also. Aegis-Kreuzer hin oder her, es gab einfach keine Möglichkeit für einen Flugzeugträgerverband, Thorhämmer abzufangen oder sie zu überleben, falls sie trafen. Wiederum änderte der Verband den Kurs und dampfte entmutigt nach San Diego. Die Regierung erkannte Hawai'is Unabhängigkeit an, und König Kham IV. wurde das Haupt einer konstitutionellen Monarchie, die auch heute noch existiert. Und danach lebten alle glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende...
Null! Wie ich schon sagte, Megakonzerne machen keine Geschenke. Sie tätigen Investitionen. Nun gingen sie zu König Kam, um sich ihre Investitionen verzinsen zu lassen. Wie zum Beispiel durch besondere Handelsvereinbarungen, Extraterritorialität und grundsätzlich praktisch völlige Freiheit, die Geschäfte auf den Inseln so zu führen, wie sie wollten.
Den Bewohnern Hawaiis gefiel die Vorstellung der Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten, und sie waren nicht überzeugt, daß es so eine gute Idee war, diese Unabhängigkeit sofort wieder zugunsten der Megakonzerne aufzugeben. Die Führung der Na Kama'aina - jawoll, es gab sie immer noch - kam zu dem Schluß, daß dies der perfekte Aufhänger war, um König Kams Unterstützung aus dem Volk zu beschneiden (und im Idealfall ihre eigene Galionsfigur - diesmal eine echte - auf den Thron zu hieven). Mit einer Kampagne auf der Grundlage der Beschneidung der Freiheiten der Megakonzerne gewannen die Politiker der Na Kama'aina eine bedeutende Anzahl von Sitzen in der gesetzgebenden Versammlung. König Kam sah sich plötzlich mit einer starken Fraktion innerhalb seiner Regierung konfrontiert, die fest entschlossen war, ihn aus seinem Amt zu verdrängen. Es gelang ihm, die Kontrolle über die Mehrheit der Sitze zu behalten, aber es ging ziemlich knapp zu.
König Kam starb 2045 - nein, die Na Kama'aina hat ihn nicht aus dem Weg geräumt... glaube ich - und die Regierungsfraktion, die ihn unterstützt hatte, behielt gerade genug Einfluß, um den von ihm designierten Nachfolger auf den Thron zu setzen: seinen Sohn Gordon Ho. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde aus Gordon König Kamehameha V., und er trägt immer noch den flotten gelbgefiederten Kopfschmuck des Ali'i.
Ich grübelte gerade noch über all die Fakten, die ich aufgenommen hatte, und versuchte schlau aus ihnen zu
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