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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Schiere, gewalttätige Energie, so kamen sie mir in dem Augenblick vor: lebhaft und offensichtlich bereit, jeden Augenblick ein schwindelerregendes Manöver zu fliegen oder mit Waffen von phantastischer Durchschlagskraft zuzuschlagen.
    Nun, da ich zum Himmel schaute, fiel mir etwas anderes auf, das ich auf dem Festland bisher nur ein paarmal gesehen hatte. Es war der Kondensstreifen einer in sehr großer Höhe fliegenden Maschine, aber es handelte sich nicht um die geometrisch perfekte gerade Linie eines Hochgeschwindigkeits-Zivilflugzeugs. Nein, dieser Kondensstreifen sah aus wie Donuts auf einer Leine - ein Mittelstreifen, der in regelmäßigen Abständen von wulstigen Kringeln umgeben war. Nach allem, was ich von Luftfahrttechnologie wußte - nicht viel, nur den Drek, den man aus der Populärpresse aufschnappt -, war das einzige Triebwerk, das den charakteristischen Kringel-auf-einer-Schnur-Kondensstreifen erzeugte, ein Puls-Detonations-Antriebssystem. Soweit ich wußte, wurden Puls-Detonations-Triebwerke nur bei einer Art Flugzeug eingesetzt: bei Überschall-Spionage-flugzeugen der Aurora-Klasse und darüber.
    Ich runzelte nachdenklich die Stirn. Die Puls-Detonation ist eine verteufelt heiße Sache. Selbst jetzt, Jahrzehnte nach ihrer Einführung, war sie eine noch ziemlich heikle Angelegenheit. Jeder konnte ein normales Düsentriebwerk herstellen - Turbofan, Ramjet, sogar SCRAMjets —, aber nur wenige Ingenieure konnten einen Puls-Detonations-Antrieb entwerfen und bauen, der auch funktionierte, ohne sich und seine Umgebung in kleine Stücke zu sprengen. Ich hätte nicht gedacht, daß Hawai'i die Möglichkeiten sowohl finanzieller als auch personeller Art hatte, so etwas Kompliziertes zu entwickeln.
    Andererseits hatte das Königreich vielleicht nicht bei Null anfangen müssen. Als Danforth Hos zivile Armee die Bürgerwehr erledigt und die Inseln praktisch übernommen hatte, mochte er sich ebensogut einen Haufen interessanter Tech angeeignet haben.
    Und dieser Gedanke warf eine ganze Wagenladung anderer Fragen auf. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, wurde mir klar, daß die Schilderungen, die ich über Danforth Hos Coup und die Abspaltung der Inseln von den Vereinigten Staaten gelesen hatte, in einigen wesentlichen Punkten ziemlich oberflächlich gewesen war. Die Geschichte mit der Pazifik-Flotte - die konnte ich verstehen. Der Kommandant eines Schiffsverbandes streitet nicht mit Thorhämmer. Aber was war mit den Waffen und Soldaten der Militärbasen auf den Inseln? Und mit den Basen selbst? Hätte die amerikanische Regierung sie so leicht aufgegeben, ohne Kampf? Oder hatte es einen Kampf gegeben, der in den offiziellen Darstellungen nur verschwiegen wurde?
    Ich wandte mich an Scott. Er hatte sich ebenfalls einen Frühstücksteller geholt - der noch voller war als meiner - und bereits die Hälfte davon verzehrt. »Sie sind hier geboren, nicht wahr?« fragte ich ihn.
    Er nickte. »Auf Oahu gezeugt und geboren«, bestätigte er, den Mund voller belgischer Waffeln.
    »Dann erzählen Sie mir von der Abspaltung.«
    Er kicherte und wischte sich Sirup und Schlagsahne - echte Schlagsahne, um Himmels willen - von den Lippen. »Was glauben Sie, wie alt ich bin, Bruder?« fragte er. »Das war damals, Siebzehn. Da war ich nicht mal ein Jucken in der Hose meines Vaters.«
    »Aber Ihre Eltern haben Siebzehn doch gelebt, oder?« hakte ich nach. »Und Sie müssen einen Haufen Leute kennengelernt haben, die alles miterlebt haben, vielleicht sogar daran beteiligt waren. Und die Leute reden.«
    Scott schüttelte den Kopf, während er eine weitere ge-waltige Portion hinunterschluckte. »Das ist genau die Sache, Bruder - sie reden nicht, jedenfalls nicht über die Abspaltung. Ja, sicher, sie reden schon darüber - aber nur über den Kram, der dazu geführt hat, und über die Zeit danach. Was wirklich abgegangen ist, was die Kahu-nas mit der Bürgerwehr angestellt haben, über diesen Kanike - diesen Drek - redet niemand.«
    »Warum nicht?«
    Der Ork zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, Hoa, echt nicht. Ich bin nur ein einfacher Wikanikanaka- Junge.«
    »Wikani... was?«
    »Sie müssen sich noch die Sprache hier aneignen, Bruder«, sagte der Ork lachend. »Hier spricht jeder eine Art Pidgin - haufenweise Ausdrücke, die dem Polynesi-schen entlehnt sind, okay? Wie Hoa - das bedeutet ›Freund‹ oder ›Chummer‹. Kanike - das ist das Geräusch von zwei Sachen, die zusammenknallen, aber es wird im Sinne von ›Drek‹ benutzt. Und

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