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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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echt. Hey, immerhin ist Hawai'i der größte Konzern-Freihafen überhaupt. Was glauben Sie wohl, woher das Geld kommt?«
    Das ließ ich mir eine Zeitlang durch den Kopf gehen, während sich um uns herum die Wolkenkratzer erhoben, Konstellationen elektrischer Sterne am Firmament. »Aha. Und was sind die schlechten Seiten dieser Stadt?« fragte ich schließlich.
    »Die Politiker«, erwiderte Scott sofort mit einem humorlosen Grinsen. »Ich weiß nicht, wie sie dort sind, wo Sie herkommen, Bruder, aber hier sind alle nur Gauner, die die Hand aufhalten.«
    Der Wagen wurde langsamer, und er bog um eine scharfe Kurve. Wir hielten an, und er stellte den Motor ab. »Wir sind da«, verkündete er unnötigerweise.
    »Wo ist ›da‹?« fragte ich ihn einen Augenblick später, während ich ihm zusah, wie er meine Tasche aus dem Hangar-großen Kofferraum der Limousine holte. Ich betrachtete das Gebäude, das vor mir aufragte: so weiß, wie es nur künstlicher Marmor sein kann, viele geschwungene Linien, die dem Haus im schwachen Rosa des Morgengrauens einen Anflug von Bewegung zu verleihen schienen.
    »Das Diamond Head Hotel«, sagte er, »direkt neben -richtig geraten - Diamond Head selbst.«
    »Ist es ein öffentliches Hotel?«
    »Machen Sie Witze, Bruder?« trompetete der Ork. »Selbst meine Connections reichen nicht, um hier abzusteigen. Sie wissen es vielleicht nicht, aber Sie haben eine Menge im Rücken.«
    Ich nickte, als ich ihm über die Auffahrt zur Eingangshalle folgte. In Seattle gab es Konzernabsteigen - Läden, die nur Konzernmitarbeitern ab einem gewissen Rang offenstanden, und zwar unabhängig von ihrer eigentlichen Konzernzugehörigkeit -, aber die Idee hatte sich dort noch nicht richtig durchgesetzt. (Und in Cheyenne? Vielleicht ist dieses Hinterwäldlernest in einem Jahrzehnt so weit, Chummer.) Offenbar mögen die ranghohen Pinkel diese Absteigen, weil sie noch mehr zur Trennung zwischen ihnen und den Burakumin beitragen... eine Klasse, die mich einschloß, was der ganzen Sache einen netten Anflug von Ironie verlieh, nicht wahr?
    Wir spazierten direkt durch die Halle. Scott warf nicht einmal einen flüchtigen Blick auf den glattgesichtigen Burschen hinter dem Empfangstresen, also tat ich es auch nicht. Wir nahmen den Fahrstuhl - mir fiel auf, daß der Ork eine Magnetkarte vor der Kontrolltafel schwenken mußte, bevor sich die Türen öffneten, und noch einmal, bevor sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte - und fuhren in den siebzehnten Stock. Das Hotel - Konzernabsteige hin oder her - vermittelte dasselbe Gefühl und Ambiente wie alle modernen Hotels überall auf der Welt, da ihnen jegliche Individualität und jeder Charakter fehlen. Ich hätte mich ebensogut im Sheraton in Seattle befinden können.
    Ich folgte Scott den Flur entlang bis zu dessen Ende und wartete, während er vor der Tür wiederum die Magnetkarte schwenkte. Das Magnetschloß klickte, und er stieß die Tür mit dem Fuß auf und machte mir Platz, um mich zuerst eintreten zu lassen.
    Tja, okay, das war nicht wie das Sheraton... zumindest nicht wie die Zimmer, die ich dort bisher zu Gesicht bekommen hatte (aus beruflichen Gründen natürlich). Bei genauerem Hinsehen handelte es sich im Prinzip um das unbewegliche Gegenstück zum Fond des Phaeton: ähnlich tiefgepolsterte Sofas, ähnliche Unterhaltungseinheit, ähnliche Bar. Schierer, kompakter hedonistischer Luxus. Scott, der leise über meine Reaktion lachte -wahrscheinlich die ziemlich gute Imitation eines nach Luft schnappenden Fisches -, trug meine Tasche ins Schlafzimmer der Suite und legte sie auf ein Bett, das groß genug für eine Riesenparty war. Als er wieder zu mir zurückkam, verspürte ich vorübergehend den Drang, ihm ein Trinkgeld zuzustecken.
    »Wollen Sie 'ne Mütze voll Schlaf nehmen?« fragte er.
    Ich dachte darüber nach, warf einen Blick auf das Bett und dachte noch einmal darüber nach. »Keine schlechte Idee«, mußte ich zugeben.
    »Kein Problem.« Er sah auf seine Armbanduhr, eine ziemlich kostspielige Quasar (noch ein Beweis, falls ich ihn noch gebraucht hätte, daß er mehr war als nur ein einfacher Chauffeur). »Wie wär's, wenn ich in drei Stunden wieder vorbeikäme?«
    »Sagen wir lieber vier. Und ...«
    Er brachte mich mit einem Grinsen zum verstummen. »Keine Sorge, Mr. Dirk, ich bringe Ihnen Ihre Hasenpfote. Und ein paar richtige Klamotten.«

    Wie üblich - es ist immer dasselbe, wenn ich das Gefühl habe, wirklich Schlaf zu brauchen - glitt ich erst eine

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