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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Viertelstunde bevor der Wecker klingelte, in die tiefste und erholsamste Phase des Schlafs. Also waren meine Augen ziemlich verklebt und meine Gedanken ein wenig vernebelt, als ich mich aus dem Party-Bett wälzte.
    Sonnenlicht fiel durch das Fenster, und der Ausblick nahm mich fast eine ganze Minute, in der ich nackt in der Mitte des Schlafzimmers stand, gefangen. Ich blickte auf Diamond Head - zumindest nehme ich das an eine gewaltige Erhebung aus verwittertem Gestein. Aus diesem Blickwinkel sah es weniger wie ein Diamant, sondern mehr wie ein leicht gekrümmter Amboß aus, aber im Augenblick war mir das völlig egal. Es war unglaublich schön, der Fuß war in üppiges Blattwerk gehüllt und von noch üppigeren Anwesen umgeben, und das alles vor einem Himmel, dessen Blau klarer und reiner war, als ich es je zuvor gesehen hatte. Wenn sich irgendwelcher Drek in der Atmosphäre befand -Staubpartikel, NO x und die üblichen Widerlichkeiten -, war es jedenfalls nicht genug, um die Klarheit des Ausblicks zu trüben. Nicht so, wie in Seattle - absolut nicht - oder auch in Cheyenne. Das war wohl einer der Vorteile, sich auf einer Insel mitten im Pazifik zu befinden, während ich zusah, wie der Wind durch die Kokospalmen am Strand fuhr: Der Wind bläst die gesamte Luftverschmutzung aufs Meer hinaus. Kein schlechtes System, wenn es sich arrangieren läßt.
    Ich schüttelte meine Faszination ab und ging ins Badezimmer, um mich neben anderen Dingen dem Pelz zu widmen, der sich auf meinen Zähnen gebildet hatte. Ich hatte mir einen Bademantel übergeworfen und erwog gerade, etwas Drastisches mit meinem Haar zu unternehmen - Gel oder vielleicht (noch besser) Lack -, als de Türklingel summte.
    Wissen Sie, wodurch man ein echtes Luxushotel von einem Möchtegern unterscheidet? Durch die Sprechanlage im Badezimmer, die sich sowohl aus der Badewanne als auch von der Kloschüssel mühelos erreichen laßt. Das Diamond Head Hotel gehörte eindeutig zur ersten Kategorie. Ich beugte mich vor und drückte auf den Knopf der Sprechanlage. »Ja?«
    Der zwei Zentimeter durchmessende Bildschirm erhellte sich, und ich sah Scotts grinsendes Gesicht. »Sind Sie wach, Mr. Dirk?«
    »Mehr oder weniger. Kommen Sie rein, und fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich bin gleich da.« Ich drückte auf den Knopf mit der Aufschrift »Tür öffnen«.
    Als ich kurze Zeit später ins Wohnzimmer ging, stand der große Ork da und starrte aus dem Fenster, offensichtlich von demselben Ausblick fasziniert, der mich vor ein paar Stunden in Beschlag genommen hatte. Er war in Zivil. In seinem maßgeschneiderten Geschäftsanzug hatte er schon groß ausgesehen. Jetzt wurde der Eindruck überwältigender Massigkeit durch die Tatsache unterstützt, daß er ein Hawai'i-Hemd trug - ja, offenbar waren diese Dinger immer noch in Mode -, in dem er wie ein Strauß Dschungelblumen aussah, der beschlossen hatte, einen Spaziergang zu machen. Auf dem Sofa neben ihm lagen ein paar Päckchen.
    Er drehte sich um, als ich aus dem Badezimmer kam. »Tut mir leid, daß Sie warten mußten«, sagte ich, indem ich mir mit den Händen durch die Haare fuhr, die an manchen Stellen immer noch wie Stacheln abstanden.
    Scott kicherte und betatschte eine seiner eigenen widerspenstigen Locken. »Ich versteh' schon, Bruder.« Er deutete auf die Päckchen auf dem Sofa. »Ich hab' Ihnen ein paar Sachen gekauft. Wollen Sie sie anprobieren?«
    »Haben Sie die Größe geraten?« Ich warf noch einen prüfenden Blick auf die mächtigen Schultern des Chauffeurs. Wie gut konnte er die Größe von jemandem mit einem normalen Körperbau schätzen?
    »War gar nicht nötig, ich hab' einfach in Ihrer Akte nachgesehen. Größe einsfünfundachtzig, Gewicht neunundachtzig. Brustumfang hundertfünf, Taille vierundachtzig. Richtig?«
    »Nicht ganz.« Ich war perverserweise froh, daß zumindest eine Zahl falsch war. Jesus... wenn Barnard meine verdammten Maße in seiner Akte hatte, was hatte er dann sonst noch über mich? Eine genaue Liste meiner sexuellen Eroberungen? Eine Schätzung meiner täglichen Kalorienaufnahme? »An der Taille habe ich mittlerweile eher sechsundachtzig.«
    Scott grinste triumphierend. »Ich dachte mir, daß die Zahlen überholt sein könnten, also habe ich mir die Freiheit genommen, die Sachen in der Taille etwas weiter zu kaufen. Probieren Sie sie an.«
    Mit einem Seufzer nahm ich die Päckchen und ging ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.
    Die Sachen paßten perfekt, und ich mußte zugeben, daß

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