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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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gestorben. Über diese CD bin ich vor ein paar Tagen ganz zufällig gestolpert. Ein paar Burschen sind die alten Kataloge durchgegangen und haben einen Haufen dieses Zeugs neu abgemischt.« Er hielt inne. »Wenn Sie wollen, können Sie mein Exemplar bei Ihrer Abreise haben. Ich kaufe mir ein neues.«
    »Danke. Das fände ich wirklich Sahne.« Begleitet von den üppigen Klängen längst verstorbener Musiker verließen wir das Grundstück des Diamond Head Hotels und fuhren in Richtung Stadt.
    Scott war ein guter Reiseführer. Er wußte lustige und interessante Geschichten über fast alles zu erzählen, woran wir vorbeikamen. Wir fuhren nach Nordosten und bogen dann nach Nordwesten ab, um durch den Kapiolani-Park zu fahren, der im Schatten des Diamond Head lag. Dann landeten wir auf der Kalakaua Avenue (was haben die Hawaiianer nur mit dem Buchstaben K?), die am Strand entlangführte.
    Man konnte die Touristen mühelos von den Einheimischen unterscheiden, sowohl am Strand als auch im Wasser. Die Touristen waren bläßlich weiß - wie Maden unter einem Stein - oder rot gebrannt. (Ich machte mir meine Gedanken über Sonnenschutz und die dünner werdende Ozonschicht. Ich hatte ein Sonnenschutzmittel zum Aufsprühen mit Lichtschutzfaktor 45 mitgebracht, aber würde das reichen? Ich betrachtete meine Arme: so madenweiß wie die der anderen Neuankömmlinge.) Im Gegensatz dazu waren die Einheimischen -von denen es aus irgendwelchen Gründen gar nicht so viele gab - alle bronze- oder mahagonifarben und trugen dieselbe tiefe Sonnenbräune zur Schau, wie ich sie schon bei Sharon Young in Cheyenne gesehen hatte.
    Die Brandung war nicht sehr stark - Wellen, die vielleicht einen Meter hoch waren. Ein paar bleiche Touristen versuchten mit Surfbrettern auf ihnen zu reiten, auf denen in grellen Schriftzügen der Name der Firma prangte, die sie verliehen hatte. Es sah nach schrecklich viel Arbeit aus, nur um naß zu werden. Während wir langsam weiterfuhren, sah ich einen Burschen - einen Elf mit ebenholzfarbenen Haaren und elfenbeinfarbener Haut - tatsächlich auf sein Surfbrett steigen und auf einer Welle reiten ... für ganze zwei Sekunden, bevor die Nase des Bretts untertauchte und er ins Wasser fiel.
    Dann erwischte jemand anders weiter draußen eine Welle perfekt und ritt einen Augenblick später darauf.
    Es war ein Troll auf einem Brett, das größer war als alles, was ich jemals an Eßtischen besessen habe. Sein langes schwarzes Haar peitschte im Wind, als er sein Brett auf der Welle hielt und dabei den Köpfen der Schwimmer wie Torstangen bei einem Slalom auswich. Als sich die Welle aufgezehrt hatte, sprang er geschmeidig von seinem Brett herunter, hob es mit einer einzigen Bewegung - und deutlich hervortretenden Schulter- und Armmuskeln - auf, drehte es um und paddelte wieder hinaus. Ich beobachtete das Spiel der Muskeln unter der goldbraunen Haut seines Rückens.
    Scott hatte sich dieselbe Schau angesehen. »Nicht schlecht«, sagte er beifällig.
    »Machen Sie das auch?«
    »Ja«, bestätigte er grinsend, »aber nicht hier in der Gegend. Wenn Sie mal Zeit haben, zeige ich Ihnen ein paar richtige Wellen, Bruder. Zehn Meter hoch und sie kommen eine nach der anderen. Ziemlich irre.«
    Während ich nickte, wurde mir plötzlich etwas ziemlich Überraschendes klar. Der Anblick, den der Strand bot, hatte etwas Merkwürdiges, und es dauerte einen Moment bis ich daraus schlau wurde. Diese viele nackte Haut - das war es, was mich störte.
    Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht prüde. Nackte Haut ist toll. Unter den richtigen Umständen und insbesondere in der richtigen Begleitung liebe ich nackte Haut absolut und von ganzem Herzen. Aber...
    Nackte Haut bedeutet keine Körperpanzer. Ich betrachtete all die Touristen, die dort im Sand lagen und sich rösten ließen. Bei den meisten davon mußte es sich wohl um Shaikujin handeln - Angestellte des einen oder anderen Megakonzerns. Wo in Seattle würde man so viele Shaikujin sehen, die ohne den Schutz jeglicher Körperpanzerung in der Öffentlichkeit herumwanderten? Nirgendwo. Hier hätte ein entschlossener Heckenschütze, der noch eine Rechnung zu begleichen hatte, keine Probleme: Jeder Schuß ein Treffer. Entweder hatten die Touristen ein unglaubliches Vertrauen in die Sicherheitsvorkehrungen - ein übermäßiges Vertrauen, wenn Sie mich fragen -, oder die Tropensonne hatte ihnen den Selbsterhaltungstrieb aus ihren kleinen Schädeln gebrannt.
    Ich gab meine Überlegungen an Scott

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